Zu hohe Drehzahl im Stand

ST250

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01. Apr. 2022
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Ort
Vorpommern
Ahoi,

ich habe hier ein Problem, bei dem ich leider nicht weiterkomme.

Die Geschichte geht so:
Meine R100R ist aus dem Winterschlaf etwas mürrisch aufgewacht. Sie sprang schlecht an und musste mit Gas geben am Leben erhalten werden. Wenn Sie warm war lief es besser, aber die ganze Maschine vibrierte bei über 3500 Umdrehungen und der Motorlauf war sehr rau. Der Verdacht fiel auf die Vergaser. Da eine Tour Anstand und ich bisher keine Erfahrungen mit der Reinigung von Vergasern hatte, habe ich die Q in eine Werkstatt gegeben. Dort wurden die Vergaser gereinigt und eingestellt. Das Ergebnis war „befriedigend“. Die Vibrationen war zwar weg und sie sprang etwas besser an, aber der unruhige, raue Lauf blieb. Nach der Tour habe ich festgestellt das der linke Gaszug sich langsam aufdröselt. Also neue Züge gekauft und eingebaut. Dabei habe ist festgestellt, das sich in der rechten Buchse der Zündspule gehörig viel Grünspan angesammelt hat. Ich war hocherfreut, weil ich dachte das war die Ursache für den unruhigen Lauf des Motors. Also die Spule ausgebaut und alles gereinigt. Danach alles zusammengebaut, die Vergaser in die Grundstellung gebracht (Leerlauf bis Kontakt + eine Umdrehung und Gemischschraube ganz rein - eine knappe Umdrehung). Dann der große Moment: die Maschine sprang sofort an, hatte einen runden Lauf, aber die Drehzahl war viel zu hoch, über 2000 Umdrehungen. Also den Tank nochmal runter und nachsehen, ob da irgendetwas „verklemmt“ ist - Fehlanzeige. Leerlaufschraube weiter rausdrehen brachte nichts, die Züge haben auch Spiel. Die Drosselklappe wird also absolut nicht aus der Nullstelle bewegt. Das einzige was hilft, die Gemischschrauben komplett reinzudrehen. Dann landet man bei ca. 1500 Umdrehungen und es kommt zu Fehlzündungen. Der nächste Verdacht fiel auf Fremdluft. Also habe ich den Motor angemacht und alles um die Vergaser mit Bremsenreiniger abgesprüht. Es gab kleine Reaktionen auf der rechten Seite. Daraufhin habe ich beide Seiten nochmal komplett ab- und wieder drangebaut. Danach keine Reaktion auf den Bremsenreiniger mehr, aber auch keine Verbesserung beim Standgas. Was mir noch auffiel, wenn ich den Choke ziehe, steigt die Drehzahl noch weiter an, und wenn ich Gas gebe, baut sich die Drehzahl nur langsam ab.
Auf meine ToDo Liste für morgen steht die Kontrolle des Ventilspiels, obwohl ich die im Winter kontrolliert habe. Die Zündung kann ich (noch) nicht kontrollieren, weil mir noch die Pistole dazu fehlt (kommt in den nächsten Tagen).
Hat noch jemand einen Tipp? Bevor ich die Züge verbaut habe, lief der Motor bis auf den unruhigen, rauen Lauf. Die Zündspule bietet einen guten Grund für den unruhigen Lauf. Aber wieso ist die Drehzahl so hoch? Ich kapier es einfach nicht.
Ich habe hier viele Threads gelesen, aber bisher keinen neuen Ansatz zur Fehlersuche gefunden.

Viele Grüße
Daniel
 
Zuletzt bearbeitet:
Hlo Daniel,

Zündung und besonders die Ventile (!!) einstellen ist eine gute Idee! Du schraubst sonst blind irgendwo herum. Mach die Grundeinstellung komplett. Hör auf mit dem "wilden" Eindrehen der Gemischregulierschraube, schau Dir eher mal den O-Ring und die Spitze der Schraube genau an. Stell die wenn OK auch auf die Grundeinstellung und fahr den Motor vor dem Eingegulieren warm.
Erst dann hast Du überhaupt ne Basis für die Fehlersuche.
Kontrollier ob die Choke Züge genug Spiel haben und voll zurück gehen.
Dann schau weiter!

Gruß

Kai
 
Du schreibst, dass die Vergaser von einer Fachwerkstatt überholt wurden. Nimm sie mal ab und schau Dir genau die Drosselklappe an, die muss bei herausgedrehter Anschlagschraube komplett zu gehen. Falls die falsch oder nicht sauber justiert sind kann der Leerlauf nicht runter. Bei vollständig geschlossener Drosselklappe muss der Motor ausgehen!
 
Kurze Rückmeldung:

Vorab vielen Dank für die Antworten.
Also die Ventile sind wie vermutet richtig eingestellt.
Ich habe wieder alles auf Grundeinstellung gestellt (wie immer, nach dem ich etwas geändert habe!) und Motor gestartet. Trotz entspannt sitzender Gas- und Chokezüge liegt die Drehzahl bei 2800 Umdrehungen, Tendenz langsam ansteigend. Bei über 3500 Umdrehungen beende ich dann das Experiment.
Ich bau die Vergaser noch mal ab, um den Sitz der Drosselklappe zu kontrollieren.
 
Der Motor wurde, wie es Kai beiläufig erwähnt hat, vor der Vergasereinstellung warmgefahren?
Nach dem ich die beiden Gaszüge getauscht habe, wollte ich mit der Grundeinstellung am Vergaser beginnen. Durch das hohe, weiter ansteigende Standgas ist das Warmfahren schwierig.

Die Gemischrauben sehen gut aus, die Spitzen sind tadellos und der O-Ring auch.

Nun habe ich mal je einen Zylinder totgelegt (Zündkerzenstecker ab und eine Dummy-Kerze an Masse gelegt).
Und siehe da: linke Zylinder tuckert bei 700 Umdrehungen vor sich hin, der rechte geht ab Start sofort auf über 1700 Umdrehungen hoch.
Dann kann man die Zündung als Fehlerquelle doch schon mal ausschliessen, oder?

Grüße
Daniel
 
Dreh doch einfach mal den rechten Vergaser heftig runter (Anschlagschraube nach links). Ggf. musst du die Kiste mit dem Gaszug am Leben erhalten. UND haben die Züge genügend Luft?

Hans
 
Leerlauf bis Kontakt + eine Umdrehung
Wir reden hier von der Anschlagschraube der Drosselklappenwellen, richtig? Eine ganze Umdrehung würde bei meiner R100R das Standgas auch hochjagen.
Zur korrekten Einstellung empfiehlt sich der Einsatz eines Synchrontesters (Schlauchwaage, Unterdruckuhren, Twinmax o.ä.).

Gruß
Florian
 
Zuletzt bearbeitet:
IMG_1756.jpegIMG_1759.jpeg

Das erste Bild ist mit eingestellter Drosselklappe (eine Umdrehung nach Kontakt), das zweite ist mit herausgedrehter Einstellschraube. Klappe zu.
 
Du gehst schrittweise, logisch und systematisch vor! Das super und wird dich vermutlich auf die Fehlerursache bringen. Offenbar ja ein Vergaser nicht in Ordnung. Du könntest versuchsweise die Vergaser über Kreuz tauschen, um das abzusichern. Hat die Werkstatt die Vergaser auch zerlegt? Liest sich ja so, als seien es nicht die sorgfältigsten Schrauber gewesen. Die DRKL müssen dicht schließen, sonst kann man keine Leerlauf einstellen.

Prüfe auch die Spitzen der Gemischregulierschrauben. Wenn die stumpf oder krumm sind, wird das auch nicht.
 
OK, sieht dicht aus. Entweder, wie von Frank geschrieben, mal überkreuz tauschen. Ansonsten den Ansaugstutzen (eingedreht) und Ansauggummi mal prüfen, ob der Luft zieht.

Hans
 
Du gehst schrittweise, logisch und systematisch vor! Das super und wird dich vermutlich auf die Fehlerursache bringen. Offenbar ja ein Vergaser nicht in Ordnung. Du könntest versuchsweise die Vergaser über Kreuz tauschen, um das abzusichern. Hat die Werkstatt die Vergaser auch zerlegt? Liest sich ja so, als seien es nicht die sorgfältigsten Schrauber gewesen. Die DRKL müssen dicht schließen, sonst kann man keine Leerlauf einstellen.

Prüfe auch die Spitzen der Gemischregulierschrauben. Wenn die stumpf oder krumm sind, wird das auch nicht.
So wie die Vergaser auf der Rückseite aussehen, haben die auch nur die "kleine Hafenrundfahrt" in der Werkstatt bekommen. Gut, kostete entsprechend wenig Geld, aber richtig seriös ist das nicht. Hier im Nordosten ist die Auswahl sehr begrenzt.
 
Falls du die Vergaser nochmal zerlegen wolltest:

Bing Gleichdruckvergaser Revision

Hans
Was mich eben wundert: nach dem Werkstattbesuch fuhr sie ja. Den unruhigen Lauf würde ich auf die Zündspule schieben. Der Fehler ist jetzt behoben, der Motor läuft rund und klingt auch vernünftig. Erst als ich aufgrund des kaputten linken Gaszuges beide Bowdenzüge gewechselt habe, fing das mit dem erhöhten Standgas an.
 
Er schrieb: das erste Foto wäre mit einer Umdrehung nach Kontakt hereingedrehter Drosselklappenanschlagschraube, das ist wohl auch seine aktuelle Versuchseinstellung.
Er sollte sie nur mal auf Kontakt einstellen, starten und dann einstellen.
 
Er schrieb: das erste Foto wäre mit einer Umdrehung nach Kontakt hereingedrehter Drosselklappenanschlagschraube, das ist wohl auch seine aktuelle Versuchseinstellung.
Er sollte sie nur mal auf Kontakt einstellen, starten und dann einstellen.
Ich habe den Versuch auch mit ausgehängte Gaszug und herausgedrehter Schraube gestartet. Ergebnis bleibt aber (fast) gleich. Die Drehzahl sinkt dann zwar von 1700 auf ca. 1400 Umdrehungen, aber mehr passiert nicht. eigentlich dürfte der Zylinder so gar nicht starten.
 
Komisch, dass es nach der Vergaserreinigung geklappt hat und jetzt nach auswechseln der zuege nicht...
Mir kommt noch das Startergehäuse in den Sinn. Verdreht eingebaut oder sowas.
 
IMG_1765.jpeg

Nach dem ich den Vergaser wieder eingebaut habe, selbes Spiel wie vorher.

Hier nochmal die Rückansicht von beiden Vergasern. Mein Plan wäre jetzt beide zu vertauschen. Ich stehe gerade nicht am Motorrad deswegen frage ich mich, ob das mit den Zügen überhaupt funktioniert, wegen der Länge. Benzinschlauch könnte man ja direkt vom Hahn nehmen.
Eine andere Beobachtung habe ich noch gemacht: immer wenn ich einen Vergaser abgebaut habe, mache ich natürlich alles im Ansaugbereich sauber, nach kurzem Betrieb ist aber alles wieder eingesaut an den Schlauchverbindungen. Ich weiß nicht, ob das normal ist. Das SLS habe ich im Winter entfernt. Da kommt nichts mehr nach.
So langsam bräuchte ich mal ein Erfolgserlebnis. 😆
 
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