Hallo Carsten, ich seh das Thema erst heute und besitze seit Juli eine 60/7 mit ähnlichen Symptomen (Kolbenschiebervergaser BING 53), die habe ich gelöst und schrieb auch schon bei Mechanik was über den Fliehkraftregler und was bei Gemischaufbereitung über den Bing 53. Bei geringer Fahrleistung und Schrauberkenntnissen benötige ich keine Elektronikzündung. Auch weil ich das Moped original erhalten will.
Zum Vergaserproblem: ebenfalls bei mir rechts verrußte Zündkerze, Vorbesitzer hatte rechts eine 50er Leerlaufluftdüse drin (links 40er original) und Spätzündung. Dazu waren die Bowdenzüge des Chokes nicht eingestellt, der Kolben schloss nicht richtig und: beide Schwimmer waren krumm verbogen, genau der Schrägstellung des Vergasers folgend (Bild) und beide Nadelventile natürlich mit Abnutzung. Startvergaserkanal links fast zu durch verdrehten Isolierring.
Vergaser und Düsen wurden demontiert und gereinigt, 0-Ring neu, aufpassen muss man bei der Beschleunigerpumpe, da ist ein klitzekleines Plättchen drin, das man nicht verlieren darf!
Die Kontaktdose ist wesentlich simpler aufgebaut als die Hallgeberdose. Sind die Kontakte des Unterbrechers i.O., ist die Zündeinstellung ein Kinderspiel, sowohl mit Prüflampe, als auch per Stroboskop. Ich habe ein no-name Stroboskop für 15 Euronen und das hat mit der BMW keine Probleme, genaueste Blitze, wenn keine Krater auf den Unterbrecherkontakten sind und die Abgreifklemme in Pfeilrichtung angeschlossen wird. Ein Ausbau der Impulsgeberdose muss aber auch hier erfolgen, will man an den Nocken und Fliehkraftversteller, sonst kommt man nicht an eine Schlitzschraube unter der LiMa. Nachdem man dann den Deckel und die Stützlagerplatte abgenommen hat, nimmt man ebenso durch Einschrauben von 2 längeren M 4-Schrauben und deren zusammendrücken mittels Wasserpumpenzange den Sprengring aus seiner Nut. Dann zieht man das Flachsteckerkabel des Unterbrechers vom Kondensatoranschluss ab und schraubt dessen Befestigungsschraube außen an der Dose ab, zieht das Blech aus dem Gummi und hebelt in diesem Schlitz per Schraubendreher den Gummistopfen mit den Kontakten heraus oder drückt ihn von innen heraus. Man sollte auch den Unterbrecher herausnehmen, um ihn zu wechseln oder die Kontakte glatt zu schleifen. Die äußeren beiden Schlitzschrauben, die die Grundträgerplatte arretieren, werden herausgeschraubt und dann kommt der Trick. Die Platte lässt sich so nicht herausnehmen, 3 außen im Winkel von 120 Grad versetzt angebrachte Sicken verhindern dies. Sie drücken/halten die Platte plan auf einem inneren Absatz fest. Nun muss man mit einem großen Schlitzschraubendreher in das Langloch der Grundplatte und diese mit etwas Kraft soweit drehen, bis 3 Aussparungen der Platte mit den Sicken fluchten. Orientierung ist die winklige Schraubenaufnahme innen, genau darunter befindet sich die erste Aussparung für eine Sicke, s. Bild. Nun schaut man jeweils 120 Grad weiter und findet die dazu gehörigen.
Der Fliehkraftregler mit dem Nocken wird nun zugänglich. Mit einer um 45° abgewinkelten Pinzette nimmt man nun die Federn zuerst am Nocken ab, demontiert den Sprengring auf der Welle und zieht den Nocken heraus. Den FKR selbst ist auf der Welle aufgepresst, die Gewichte lassen sich aber abnehmen nach Entfernung von Sprengringen.
Bei mir waren alle Kunststoffgleitlager in Ordnung, dann kam der Zusammenbau. Wellen und Gleitlager schmierte ich mit Wagner-Heißlagerfett.
Der Mitnehmer, der in die Motor-Nockenwelle greift, ist asymmetrisch, d.h. er passt nur in einer Stellung. Da er schwimmend gelagert ist, ist der Unterbrechernocken von der Nockenwellenvorspannung des Ventiltriebs vollständig getrennt, das ist ein großer Vorteil gegenüber der alten Ausführung.
Der 0-Ring im Flansch wird 180° gewendet und leicht mit säurefreier Vaseline eingefettet wieder eingebaut, wenn man keinen neuen hat.
Der Unterbrecherabstand kann bequem in der ausgebauten Dose auf der Werkbank eingestellt werden, man dreht nur auf maximale Nockenerhöhung, stellt 0,4 mm ein und das war's. ABER: nur mit montierter Stützlagerplatte, dieses Lager fluchtet die Unterbrechernockenwelle!
Anschließend wird erstmal mit Prüflampe zwischen Anschluss Kondensator und Masse der Zündzeitpunkt grob eingestellt (Mitte Striche, Bild grün) durch simples geringfügiges Drehen der Dose und handfestem Anziehen (Zündkerzen raus und Inbus mit Knarre in Limarotor), damit die KW geschont bleibt. Wenn vorhanden, wieder den nur auf dem Zylinder abgelegten Ölkühler anschrauben und das Moped ohne Limadeckel warm fahren, anschließend mit Stroboskop fein einstellen. Es hilft der elektronische DZM, bitte langsame Gaswechsel und die Vergaser müssen vorher stimmen.
Hat man keinen neuen Unterbrecher und muss Kraterbildung beseitigen, kommt man an die Kontakte am besten, wenn man mit 2 Fingern den Hebel und die Feder zusammendrückt und von der Achse zieht. So versetzt mit entspannter Feder, aber aufgeschoben auf die Achse, lagere ich auch die Reserve-Unterbrecher für lange Zeiten, so kann die Federvorspannung im Kaufzustand später eingebaut werden.
Jetzt läuft sie, nach Vergasereinstellung und Bowdenzugsynchronisierung, wie eine Biene. Und das ohne Elektronikzündung! Bei 2 Tkm im Jahr auch nicht nötig.
paar Bilder folgen noch, da hier auf 5 begrenzt
Grüße Gerd