Guten Morgen, es gibt da nicht viel zu erzählen..Ich wollte ja eigentlich nach Rumänien mit der GS, das hat wegen völliger Energielosigkeit nicht geklappt.
Also ein paar Tage Sofa, dann los...Zunächst ein wenig Thüringer Wald, dann Frankenwald, dann Kaiserwald (extrem empfehlenswert, sowohl on als auch offroad)...Die GS lief gut und hat mich seit längerer Zeit mal wieder echt begeistert, auch, wenn dieses wirklich langsame Fahren über kleinste Strassen mit vielen Lastwechseln irgendwie nicht Sache dieses Motorrades ist für mich..aber egal. Am fünften Tage dann bin ich schön vom Kaiserwald aus über den Kamm des tschechischen Erzgebirges in Richtung Elbsandstein gefahren, habe dort mein Quartier bei Krasna Lipa bezogen. Am nächsten Tag zu Erkundungsfahrten aufgebrochen (ESG fande ich motorradtechnisch wenig wertvoll, aber vllt. sind mir die schönen Ecken noch nicht bekannt).
Motorradfahren macht hungrig, also kehrte ich am späten Nachmittag in meine Pension ein, um etwas Nahrung aufzunehmen und dann später noch ein wenig die Abendsonne auf 2 Rädern zu geniessen. Meine ollen Motorradklamotten wirkten spätestens dann fehl am Platze, als das passende Kraftrad nicht mehr dort stand, wo ich es abgestellt hatte. Die entsprechende Info meinerseits an die Kellnerin des Lokales sorgte kurzzeitig für Hektik, bis eine andere Angestellte uns darauf hinwies "Motorka zappzarapp"...sprich, jemand hat die brave BMW hinter das Haus geschoben. Soweit, so gut, zunächst dachte ich, sie stand jemand im Weg..bis ich dem Zustand der Kabelage und dem elektrischen Aus angesichtig wurde.
Durch das Sprechen vieler Worte, die ich nicht verstand, wurde ich auf den Umstand hingewiesen, das ich die BMW direkt unter einer Überwachungskamera geparkt habe, was offenbar als Vorteil angesehen wurde, am Endergebnis der Aktion aber nix änderte. Auf dem Video war in HD-Qualität zu sehen, wie ein Basecap-bewährter Mensch zunächst Kabel zerschnitt, dann mit einem Feuerzeug die Isolierung abbrannte, um sich das anschliessende Verdrillen der Seelen zu vereinfachen.
Dann hat er versucht, mein Motorrad auf dem Schotterparkplatz anzuschieben, was nicht von Erfolg gekrönt war..daraufhin stellte er es, offenbar enttäuscht über das schlechte Anspringverhalten, auf dem Seitenständer auf den Parkplatz hinter das Haus.
Sehr lobend zu erwähnen ist die tschechische Polizei, die sich von etwa 20Uhr am Abend bis Ein Uhr in der Nacht für diesen Vorgang Zeit nahm, einen Dolmetscher organisierte und alles sehr, sehr detailliert erfragte und aufnahm, mich auf die Wache einlud, Taxi spielte und dabei viele Energy-Drinks trank. Quintessenz: Ein regional bekannter Unruhestifter, vermutlich Beschaffungskriminalität, auf dem Video eindeutig zu identifizieren.
Nach vielen, vielen Telefonaten mit meiner Versicherung, in denen es um die Organisation, den Wert des Fahrzeuges etc..ging, wurde einem Einzelrücktransport zugestimmt, der mich dann am nächsten Tage klimatisiert und mit der Möglichkeit, im Fahrzeug zusammen mit dem tschechischen Fahrer unserer Nikotinsucht zu fröhnen, wieder nach Kassel brachte, zusammen mit der PD. Diese Form des Rücktransportes wurde nur genehmigt unter der Prämisse, das ich eine "Reparaturzusicherung" (oder so) unterschreibe, in der ich versichere, das Kraftrad reparieren zu lassen und dies auch nachweise, sonst kommt noch die Rechnung des Rücktransportes auf mich zu.
Die BMW Niederlassung in KS ist mir glücklicherweise ausgesprochen zugetan und wir finden mit Sicherheit eine gute Lösung für diese Geschichte.
Interessant ist, was sich so an Menschlichkeit ergibt, wenn solch unvorhergesehene Dinge passieren. Das gesamte Personal der Pension hat grössten Anteil genommen, wirkte geradezu verschämt über den Vorgang. Ich hätte ab dem Zeitpunkt, wo sich der Onkel an meinem Kraftrad zu schaffen machte, nichts mehr bezahlen müssen, waren es nun Getränke, Übernachtung oder Essen..Sie haben ungefragt ein Foto meiner Zigarettenschachtel gemacht, um mich mit passender, frischer Rauchware versorgen zu können, nachdem ich nach einer Zigarette gefragt habe...Meine waren alle.
Ich habe in der Pension ein nettes, älteres Paar aus Thüringen kennen gelernt, die im Zuge der Vertreibung 1945 aus dieser Region verschwinden mussten, nun aber urlaubstechnisch einmal im Jahr wiederkommen. Der Mann, Roland, hat mich zur nächsten Tanke gefahren, um meinen LuckyStrike Bestand aufzufüllen (zu dem Zeitpunkt war das weitere Vorgehen noch ziemlich unklar)..auf dem Weg haben wir seinen Heimatort besichtigt und ich habe viel von damals erzählt bekommen..unheimlich herzlich und menschlich, wir haben die Adressen ausgetauscht und bleiben im Kontakt.
Insgesamt bleibt also auch einiges positives hängen, auch, wenn das jetzt nicht hätte passieren müssen und mich nachhaltig nervt.
Völliger OT, da es nicht um Zündschloss GS, sondern eben um die besonderen Umstände meines Zündschlosses geht, sorry...Falls unpassend, bitte löschen.
Liebe Grüße an alle Zündschlossbediener
Hendrik