Thomas Mainz

Teilnehmer
Hallo Forumsmitglieder,

hier die Schilderung meines Sonntags-Erlebnisses, das mich etwas schockiert hat.

Vorgeschichte:
Meine 92er GS wurde nach mehr als 10 Jahren Standzeit wegen Umzug 15 km bewegt.
Das war vor zwei Jahren.
Den Tank hatte ich dereinst vor dem Einlagern entleert.
Also 5 Liter frisches Benzin rein, eine gute Batterie und Luft auf die Reifen.

Die Überführung war damit unkritisch.

Sonntag:
Das schlechte Gewissen zum immer noch teilgefüllten Tank wurde dann gestern übermächtig und die Brühe sollte endlich doch mal da raus.
Schlauch an Benzinhahn und in einen Kanister, Hahn auf Reserve und es lief..... nichts, weder rechts, noch links.

Daraufhin Tank abgebaut, Benzin auf eine Seite gekippt, es lief... immer noch nichts.

Nach Abbau erst des einen, dann des anderen Benzinhahns kam eine Grau-blaue gallerige Masse zum Vorschein, die sich auf ca. einen cm Höhe am Boden abgesetzt hatte.

Bisher kannte ich nur Wasser, was nach Zersetzung des Sprits die Tanks zerstört.
Ein solcher Glibber war mir unbekannt, auch dass Kraftstoff schon nach so kurzer Zeit dieses Verhalten zeigt.

Ist das die neue Normalität?

Grüße

Thomas
 
Das ist das Ergebnis einer Kombination von

- nur 5 Liter Sprit im Tank, damit also jede Menge Freiraum zum Sauerstoffaustausch
- Sprit mit einer hohen Beimischung von nicht-mineralölbasiertem Kraftstoff

Jeder Punkt für sich muss noch kein Problem darstellen - wenn der Tank trocken, leer und gut belüftet ist, macht das nix. Genausowenig wie ein komplett bis oben hin befüllter Tank, dann in Gottes Namen auch mit E10.

In der Kombi aber tödlich.
 
Ein Freund hate aus einer 4V GS eine völlig zerfressene Fördereinheit, (Spritpumpe und Gedöns drumherum) sowie teilweise aufgelöste Benzinschläuche ausgebaut.
Die Kiste stand einige Jahre und war wohl bis dahin aus Kostengründen auch mit E10 betrieben worden.

Gruß
Willy
 
...schuld sind die böse Bakterien. :pfeif:
Behaupten Leute, die mit angeblichen Gegenmitteln Geschäfte machen und beschränken sich nicht auf E10.

Fakt ist, dass Motorenbenzin zu einem großen Teil aus für andere Zwecke unbrauchbaren Kohlenwasserstoffen besteht. Die ungesättigten Anteile sind zum einen für den "feinen Geruch" verantwortlich, zum anderen aber auch reaktiv. Als Energieträger taugen sie dennoch, sind aber "zum alsbaldigen Verbrauch" bestimmt.

Bakterieller Verderb dürfte die absolute Ausnahme sein. Wäre das eine reale Gefahr, würden die Hersteller ihre wertvollen Bestände in riesigem Tanklagern dagegen schützen. Schon aus rein ökonomischen Gründen.
 
..........

Bakterieller Verderb dürfte die absolute Ausnahme sein. Wäre das eine reale Gefahr, würden die Hersteller ihre wertvollen Bestände in riesigem Tanklagern dagegen schützen. Schon aus rein ökonomischen Gründen.
Ich denke dass die den Sprit nicht so lange lagern dass sich hier Nachteile auswirken könnten.

Aber vielleicht gibts zum Black Friday Abverkauf von alten einjährigen Sprit. :D
 
Gern geschehen. Ich denke gern selbst, statt mir von Märchenerzählern die Taschen leeren zu lassen.
Ich will mich in den fachlichen Austausch ja nicht einmischen, aber...

...ein bisschen promovierter Molekularbiologe bin ich auch.

Ich könnte mir vorstellen, dass es nicht nur um die Aktivität von Bakterien alleine geht.

Zum einen: Wenn Kraftstoff von Bakterien zersetzt werden kann, muss es ja nicht ihr Lieblingsmittagessen sein.

Und die Additive ( "Fuel fresh" etc.) müssen ja nicht zwangsläufig nur einen Effekt gegen Bakterien zeigen, um wirksam sein zu können.

Es würde ja schon reichen, wenn sie den Gasaustausch an der Kraftstoffoberfläche zu Luft hin unterbinden/reduzieren, damit die Reaktion der verschiedenen Komponenten im Sprit mit (vermutlich) dem Sauerstoff verhindert wird.

Nur so eine Idee...
 
Hallo,

ich glaube nicht, dass der "Glibber" von dem vor 2 Jahren aufgefüllten 5 Litern stammen, auch nicht vom E10, sondern vermute eher, dass ein Rest Treibstoff dringebliebenen ist, als das Motorrad von 10 Jahren stillgelegt wurde und der dann in der langen Standzeit unbrauchbar wurde. Das würde sich mit meinen Erfahrungen decken. Ich hatte schon mal an einer Langzeitstillegung (>10 Jahre) übelst "umgekipptes" Benzin mit Folgeschäden. Bei dem Krad hatte es der Vorbesitzer gut gemeint hatte und nach Altväter - Sitte den Tank voll gemacht. Auf der anderen Seite hab ich unlängst ein länger kaum gefahrenes Auto verkauft, da war noch Treibstoff von "vor Corona" drin. Sprang trotzdem gut an. War Premium-Sprit mit einem Biozid Additiv, keine Ahnung ob das was dazu beigetragen hat.

Ansonsten praktiziere ich folgendes: "Winterstillegung" -> keine besonderen Maßnahmen, alles was darüber hinaus geht wird Tank und Gaser vollständig entleert.

Gruß
Marcus
 
Kaum widmet man Fahr- in Stehzeuge um, bereiten sie Probleme.
Dabei ist speziell das Fahren damit doch so schön. :D

VG
Guido (der deshalb noch nie Probleme mit verrottetem Treibstoff hatte. Egal, ob in der Geschmacksrichtung Super Plus, E10 oder 5)
 
Folgendes:

Der Tank war nach dem Entleeren definitiv leer.
Bzw. war er nicht.
Ich gebe immer einen Viertel Liter Balistol und schüttele, um alle Oberflächen zu benetzen.
Habe ich die Reste vor der Fahrt auslaufen lassen?
Hmm...
(Interessant, dass der Motor trotzdem gelaufen ist.)

Die matschigen Reste werden dann vielleicht das alte Balistol gewesen sein.
Die Beschichtung zumindest hat auch im unteren Bereich von dem Zeug keinen Schaden genommenen.

Wenn ich daraus nun etwas gelernt haben könnte, wäre, das Konservierungsmittel vor Inbetriebnahme immer ordentlich entfernen.

Ohne Eure Kommentare wäre ich da echt nie drauf gekommen.

Danke!!

Grüße aus Mainz

Thomas
 
... Es würde ja schon reichen, wenn sie den Gasaustausch an der Kraftstoffoberfläche zu Luft hin unterbinden/reduzieren, damit die Reaktion der verschiedenen Komponenten im Sprit mit (vermutlich) dem Sauerstoff verhindert wird.
Am einfachsten gelingt das mit einem voll gefüllten Tank.

Laut Datenblatt bestehen die "Benzinstabilisatoren" hauptsächlich aus Kohlenwasserstoffen, Estern und Ethern - klassischen Lösungsmitteln. Nicht deklariert sind irgendwelche Konservierungsmittel oder Antioxidantien. Dieselstabilisatoren sind dagegen explizit als Biozid gekennzeichnet, weil die sogenannte Dieselpest tatsächlich von Bakterien und Pilze verursacht wird. Das eigentliche Konservierungsmittel wäre auch in Benzin löslich, scheint aber nicht erforderlich zu sein.
 
Das ist das Ergebnis einer Kombination von

- nur 5 Liter Sprit im Tank, damit also jede Menge Freiraum zum Sauerstoffaustausch
- Sprit mit einer hohen Beimischung von nicht-mineralölbasiertem Kraftstoff

Jeder Punkt für sich muss noch kein Problem darstellen - wenn der Tank trocken, leer und gut belüftet ist, macht das nix. Genausowenig wie ein komplett bis oben hin befüllter Tank, dann in Gottes Namen auch mit E10.

In der Kombi aber tödlich.
Es fehlt noch ein wichtiger Punkt:

- Bei so einem kleinen Flüssigvolumen gibt es einen sehr großen Gasraum. Da der Tank nicht dicht ist, atmet dieses Volumen permanent bei jeder Temperaturänderung. Die eingesaugte Luft enthält das gelöste Wasser, das zum Teil innen kondensiert und nicht wieder raus kommt.
So sammelt sich langsam eine brackige Brühe, die natürlich auch Pollen, Kleinstlebewesen und sonstige Leckereien enthält. So viel zum Thema Nährstoffangebot.
 
Lustig, gerade habe ich in einem Nachbarforum einen Link gezeigt, der jetzt auch hier passt:

Eigene Erfahrungen: Außer in einem Motorrad, welches 3 Jahre draußen stand und dann 2 Jahre im Schuppen, hab ich noch nie ernsthafte Probleme mit Sprit gehabt.
Eins meiner Motorräder steht seit 2,5 Jahren, dort habe ich vor ein paar Tagen ein wenig Sprit rausgepumpt. Hat eine etwas dunklere Farbe, aber sonst normaler Sprit.
 
Es fehlt noch ein wichtiger Punkt:

- Bei so einem kleinen Flüssigvolumen gibt es einen sehr großen Gasraum. Da der Tank nicht dicht ist, atmet dieses Volumen permanent bei jeder Temperaturänderung. Die eingesaugte Luft enthält das gelöste Wasser, das zum Teil innen kondensiert und nicht wieder raus kommt.
So sammelt sich langsam eine brackige Brühe, die natürlich auch Pollen, Kleinstlebewesen und sonstige Leckereien enthält. So viel zum Thema Nährstoffangebot.
Ein Chemiedoktor hat mir erklärt, dass der Schnaps im Sprit (E10) in begrenztem Umfang Wasser aufnimmt und somit eher gut ist.
 
Es scheint mir auch sehr auf die Randbedingungen der Lagerung anzukommen: trockene Luft, feuchte Luft, Temperatur und -schwankungen etc. Meine Lütte war von Mai 2023 bis August 2024 ungeplantermaßen eingelagert gewesen, mit geschätzt 1/3 vollem Tank (E 10) Keine weiteren Maßnahmen getroffen außer das Moped auf den Hauptständer zu stellen. sogar die Batterie blieb drin.
Was soll ich sagen: das einzig Bemerkenswerte war der Druckverlust der Reifen. Aufgepumpt, rausgeschoben, angesprungen. Der Sprit sah weder komisch aus noch roch er andersartig.
Der Abstellraum war ein ungenutzter Büroraum gewesen, ohne direkten Draht zur Außenwelt, frost- und hitzefrei. Das könnte den Ausschlag gegeben haben -ich hatte auch schon Schlimmes befürchtet. Aber nichts dergleichen. Man braucht also offenbar nicht in jedem Fall unruhig zu werden, wenn man mal ein Stehzeug zu Hause hat.

Viele Grüße, Thomas
 
Die matschigen Reste werden dann vielleicht das alte Balistol gewesen sein.


Thomas
Lieber Thomas,
Ich glaube nicht, dass das Ballistol für den Matsch verantwortlich ist. Das Zeug hat beeindruckende Eigenschaften, auch und v.a. bezüglich der Langlebigkeit. Ein Freund von mir fand in den 90-ern ein Strurmgewehr aus dem 1. WK im Wald. Es war in ballistolgetränktem Ölpapier eingeschlagen. Man konnte sogar den typischen Geruch noch erkennen. Nach einer gründlichen Reinigung funktionierte die Waffe wieder einwandfrei.
Ich nebele so ziemlich alle Metallteile mit Ballistol ein, um sie zu konservieren und vor Rost zu schützen. Ich verstehe, dass du den Tank innen damit behandelt hast. Ich habe auch schon ähnliches getan und noch nie Ärger gehabt. Einen mit Balliston behandelten Hondatank habe ich nach über 20 Jahren im Schuppen problemlos reaktiviert. Allerdings habe ich ihn vor der Montage ausgespült. Da kam aber keinerlei Schnodder raus.
LG
Zoltán
 
ich hatte schon mal grün-gelben Schmodder in R 90/6 "Emma's Vergaser-Schwimmerkammern und Düsen, nachdem ich 6 Monate nicht da war und vorher E10 getankt hatte.
Vergaser gereinigt und gut war's. Im Tank war nichts passiert und die Ablaufsiebe waren noch durchgängig sauber.

An der R 1100RS hatte ich mal vorsorglich die Tankinnereien um die Benzinpumpe gewechselt - Sieb und Gummiformteile.
Ich wollte auf keinen Fall unterwegs wegen Grünschleimglibberproblemen auf dem Weg nach/zurück von GR liegenbleiben.

Das was Willy weiter oben beschrieben hat, war nämlich einem hiesigen R1100 RT Piloten passiert. Ich habe die Teile gesehen und befühlt. Glibberig mit sogar einem Loch waren die Gummiteile hinüber und wegen des Lochs konnte die Benzinpumpe keinen Druck für die Einspritzung mehr aufbauen mit der Folge, dass der Motor gar nicht erst startete.

Seitdem tanke ich mit dem 4V- Boxer nur noch E5 oder besser. Oder wenn E 10, dann nur auf Langfahrt.

Die Schleimbildung kommt , denke ich mal, durch Verdunstung der leichtflüchtigen Bestandteile und die chemische Veresterung und dadurch Bildung langkettiger Moleküle ( der Glibberschleim:entsetzten:) zustande, deren Bildung wohl durch lange Standzeit und die Gegenwart des Bioalkohols erst ermöglicht werden.
E10 tanke ich nur noch, wenn der Sprit im Laufe des Tage verfeuert wurde, auf Tour ! Zum lange rumstehen / überwintern kommt nur das beste Benzin in den Tank. Schon seit mehr als 10 Jahren keine Probleme mit Grünschleimglibber gehabt.
Toi,toi,toi.
LG :wink1:
Martin
 
Hallo Forumsmitglieder,

noch einmal einen Beitrag zur Pampe im Tank meiner 80GS.

Heute morgen habe ich diesen 'Thread' hier im Forum gefunden:

Da hat Zimmi einen super Hinweis in Bezug auf Ballistol in Zusammenhang mit Messing geliefert (Beitrag 12).

Ballistol schreibt dazu auf deren Homepage:
"Nur dann, wenn Sie Messing in einer großen Menge Ballistol dauerhaft oder zumindest sehr lange in Ballistol einlegen, werden durch den ununterbrochenen Prozess des Anlösens des, im Messing enthaltenen Kupfers, das Messing und das Ballistol grün. Hierbei handelt es sich um einen sogenannten Kupfer-Ammoniak-Komplex in niedriger Konzentration. In hoher Konzentration wäre dieser Komplex blau gefärbt."

Da die Filter an den Benzinhähnen aus Kupfer bzw. einer Kupfer- Legierung sind, waren wohl die für die grün-blaue Farbe verantwortlich.

Für mich heißt das:
Kein Ballistol zum Konservieren von BMW-Tanks, sofern die Filtersiebe im Tank bleiben.
Die können sich nämlich über die Zeit auflösen.

Grüße

Thomas
 
Die Diskussionen und alle Erklärungen von Spezialisten haben mich bisher noch kein bisschen schlauer gemacht. Mir ist das mittlerweile aber auch völlig egal, warum und wieso das passiert. Wenn man mehr als 10 Motorräder stehen hat, gibt es jedenfalls völlig unterschiedliche "Ergebnisse". Ich hatte schon nach einem Jahr bösen, grünen teils verhärteten Glibber oder Schlick und in anderen Tanks oder Schwimmerkammern teils nach Jahren nix. Ich kriege das leider nicht reproduziert. Außer dass ich es bei Einspritzanlagen wie bei der K noch nie hatte, (weil wohl luftabgeschlossenes System). und dass es bei kleinen Mehrfachvergaseranlagen häufiger auftritt als bei riesen Dellortos. und natürlich mit E10 das Problem am zuverlässigsten auftritt. Also lass ich mittlerweile alles ab was geht. manchmal kommt man an die Schwimmerkammer ohne gaserausbau aber nicht ran, dann lass ich den Motor laufen bis die Kammer leer ist und hoffe dass es reicht...meine Ente stand Jahre unter einer Plane und sprang sofort wieder an...
Am Besten vorm "einlagern" Super+ tanken und zuhause leertuckern lassen...
Oder halt allen Sprit überall raus.
...so siehts aus...
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich hatte mal ne Ducati aus einem Hühnerstall gezogen. Der Vorbesitzer hat die damals nur hinneingeschoben, nix dran gemacht, garnix. Du duc war ein halbes Jahr alt mit 5Tkm. Danach hat er die vergessen und die Hühner haben die Karre genutzt. ca.15 Jahre. Im Tank war kein Sprit mehr, der ist immer in die Vergaser nachgelaufen und verdunstet. Die Vergaser waren voll mit festem krustenzeuch. Auch Ultraschall konnte die nicht mehr retten. Das war so ein Pampe Zeuch. Gebrauchte Vergaser besorgt und die Karre schnurrte. Erstaunlich war das die Erstbatterie nach der wiederaktivierung weitere 2 Jahre durchhielt. Ich glaub die meisten pflegen ihre Batterien kaputt.

Irgendwo hab ich auch gelesen das die Benzinproblematik bei neueren Motorrädern nicht so schlimm sei, da diese durch die Euronormen quasie Tanktechnisch nicht mit der Aussenwelt in berührung kommen dürfen. Tankentlüftung etc.geht da durch aktivkohlefilter mit Ausgelichsbehälter etc.
Da stand dann das man die Tanks samt Vergaser bei ältern Motorrädern luftdicht machen sollte bzw. das kein Luftaustausch stattfinden kann. Dann würde wohl sogut wie nix passieren bei langer Standzeit.

Das merke ich auch wenn ich ein neueres Motorrad Euro 4 und höher, im Transporter spazierenfahre. Da richt nix, garnix nach Sprit.