Original von Qboy
Es kommt halt auch noch auf viele andere Paramenter an.

Hallo,

genau das ist es. Es muß zusammenpassen. Würde ich z.B. einem hochgetrimmten Motor, der Riesenventile, Renn-Nockenwelle und Ofenrohrvergaser hat, auf Drehmoment bei niedrigster Drehzahl ausgelegte Ansaugwege verpassen, wäre das eine Verschlimmbesserung.
Im Extremfall läge dann die Ansaugresonanz in einem Bereich, wo dieser Motor noch nicht einmal einen Leerlauf zustandebringt.
 
Original von savigno
Was ich noch gar nicht einordnen kann, sind die beiden Schnorchel am Plattenluftfilterkasten. Auf die Reflektionsgeschichte sollten die doch keinen Einfluß haben können, denn die spielt sich ja zwischen EV und Öffnung der Ansaugrohre im LuFi-Kasten ab? Dienen die auch der "Beruhigung" der Luft? Und wieso hat die Entfernung oder Tausch (zwei große Schnorchel etc.) dann angeblich Auswirkungen auf Drehmoment?

Hallo,

ganz typisch sind die kleinen gebogenen Schnorchel im großen Luftfilterkasten bei der K100. Ohne diese bricht das Drehmoment zusammen. Dazu kommen kleine Ventilüberschneidungen und dünne Auspuffrohre mit dickem Endtopf. Ansonsten läuft der Motor wie ein Elektromotor, völlig gleichmäßig von der Leistungsabgabe im Bezug zur Drehzahl.

Gruß
Walter
 
Hi Florian,

Du willst das, was alle am Anfang wollen:
Tuning für ne kleine Mark - einfache Änderungen, die bei jedem Motor eine Verbesserung bringen.

Den Zahn muß ich Dir ziehen !

Das Thema Strömung ist derart komplex, da findest Du den Schlüssel zur einen Türe, bist froh, öffnest diese und dahinter findest Du einen Raum mit 10 neuen Türen. :rolleyes:

Was ich oben beschrieben habe sind grundsätzliche Zusammenhänge.
Es gibt trotzdem Motoren,die auf die Vergrößerung des Luftvolumens im Ansaugkasten negativ reagieren.
Und längere Rohre bringen dem Grunde nach den Bereich des höchsten Mitteldrucks in niedrigere Drehzahlregionen (zusammen mit angepaßten Steuerzeiten etc.), erhöhen dabei aber auch den Strömungswiderstand. Faustregel: doppelte Rohrlänge, ca.10% weniger Flow-Wert.

Und da hast Du noch nicht den Zusammenhang zwischen der notwendigen Steuerzeitanpassung, die wiederum die Überschneidung beeinflussen kann und der daran hängenden Entleerung des Brennraumes durch die entsprechend dimensionierte Abgasentsorgungseinrichtung.
Von den Strömungsverhältnissen an Drosselstellen wie Ventilsitzen und Übergängen haben wir dabei nicht mal ansatzweise nachgedacht.
Wie man das mühsam in den Brennraum gebrachte Gemisch dann zündungstechnisch in max. Bewegungsenergie umsetzt ist auch wieder eine Wissenschaft für sich...

Egal an welcher Schraube Du drehst, den Rest mußt Du in mühevoller Arbeit mit abstimmen.
Das in Heimarbeit zu schaffen ist ein wahnsinniger Aufwand.
Hätte ich vorher gewußt was auf mich zukommen sollte bei meinem Projekt Wanderbaustelle - ich hätt´s wahrscheinlich nicht begonnen.

Also bleibt eigentlich nur, den Wunsch nach mehr Leistung zu ignorieren oder aber eine Profi zu beauftragen bzw.profesionelle Umbausätze zu nutzen. Das wird nach meinen Erfahrungen langfristig sowieso billiger.

Jedenfalls wird das Basteln am LUFI Dich nicht wirklich weiterbringen !
 
Hallo Stephan,
vor allem will ich am Anfang ein paar Zusammenhänge versuchen zu verstehen :) . "Wege zum Hochleistungs-Viertaktmotor" werd ich mir irgendwann zu Gemüte führen, aber vorerst frag ich halt einfach mal neugierig in die Runde. Ich finde die Antworten (auch deine!) übrigens super!
Das mit dem "Tuning für ne kleine Mark" stimmt nur zum Teil, meine GS bekommt gerade den BBK. Das ist im Vergleich zu deinen Investitionen natürlich ein kleiner Euro, aber da kann man auch lang für Stricken...
Und Tuning im Sinn von Höchstleistung will ich nicht, ich will Drehmoment :hurra: . Und da schließt sich der Kreis. Mich interessieren die Zusammenhänge zum einen grundsätzlich, zum anderen würde ich irgendwann gerne diese Drehmomentdelle, also die schwarze Linie, weghaben und dafür den roten Verlauf haben...
bild-6695.jpg

Und deswegen schau ich mich halt um, wie das gehen könnte ;)
Es soll halt bei der 296er Nocke bleiben und zunächst soll auch keine andere Abgasanlage dran. Deswegen grübel ich über den Möglichkeiten. Eigentlich verfrüht, weil ich ja systematisch vorgehen will und erstmal messen werde, wie sich der BBK alleine auswirkt (--> mein 1070er Fred.. )

Ich kann´s nur wiederholen: Genießt die Sonntagssonne!
 
Original von savigno
Und Tuning im Sinn von Höchstleistung will ich nicht, ich will Drehmoment :hurra: . .... würde ich irgendwann gerne diese Drehmomentdelle, also die schwarze Linie, weghaben und dafür den roten Verlauf haben...
Hi,

DAS ist ja wohl kein Problem: Passende Auspuffanlage + NW = fertig !

Es soll halt bei der 296er Nocke bleiben und zunächst soll auch keine andere Abgasanlage dran.
Wenn Du SO Vorgaben machst dann ist Dir eben nicht zu helfen.
Die 296° Nocke ist ne Luftpumpe. (Hatte ich drin)
Nachweislich bringt eine 320/3° in allen Bereichen mehr ! Ich würde eher eine 324er bevorzugen.
Dazu eine SR-Racing-Auspuffanlage und die Drehmomentdelle ist vollständig weg.

Dein BBK wird ohne weitere Änderungen eine ähnliche Kurve produzieren, nur eben ein wenig höher. Sonst nix. Der Rest ist Strömungsänderungen.
Laß die Ventilgrößen wie Serie, mach ne NW rein wie oben beschrieben, dazu ne Doppelzündung (unbedingt !), SR dran, abstimmen - und Du erkennst die alte Q nicht wieder.
Dann kannst Du ohne schalten den Tag verbringen. :D
 
Original von Q-treiber
Original von savigno
Und Tuning im Sinn von Höchstleistung will ich nicht, ich will Drehmoment :hurra: . .... würde ich irgendwann gerne diese Drehmomentdelle, also die schwarze Linie, weghaben und dafür den roten Verlauf haben...
Hi,

DAS ist ja wohl kein Problem: Passende Auspuffanlage + NW = fertig !

Es soll halt bei der 296er Nocke bleiben und zunächst soll auch keine andere Abgasanlage dran.
Wenn Du SO Vorgaben machst dann ist Dir eben nicht zu helfen.
Die 296° Nocke ist ne Luftpumpe. (Hatte ich drin)
Nachweislich bringt eine 320/3° in allen Bereichen mehr ! Ich würde eher eine 324er bevorzugen.
Dazu eine SR-Racing-Auspuffanlage und die Drehmomentdelle ist vollständig weg.

Dein BBK wird ohne weitere Änderungen eine ähnliche Kurve produzieren, nur eben ein wenig höher. Sonst nix. Der Rest ist Strömungsänderungen.
Laß die Ventilgrößen wie Serie, mach ne NW rein wie oben beschrieben, dazu ne Doppelzündung (unbedingt !), SR dran, abstimmen - und Du erkennst die alte Q nicht wieder.
Dann kannst Du ohne schalten den Tag verbringen. :D

:fuenfe: Ganz genauso isses. SR und 320/3 und die Delle ist weg. Allerdings...
 
Hallo,

86 Nm bei 3300 U/min. sind ein guter Wert. Bei der Verwendung einer NW mit mehr Öffungswinkel wird der Wert nur bedingt größer und wandert nach oben. Am Vergaser würde ich einmal die NW 0,02 größer machen und sehen was es bringt. Am Besten gegen einen Berg auffahren und bei einer Drehzahl von 3500 U/min beginnen. Düsen wechseln und sehen was über eine Strecke von 250m passiert.

Gruß
Walter
 
Hold your horses, Stephan :)
Nachweislich bringt eine 320/3° in allen Bereichen mehr !
Ich habe mit der 296er jetz bei 3293 1/min 86 Nm. Würde die 320/3° das auch so früh bringen? Ich mein jetzt nachweislich? Versteh mich nicht falsch, wenn du "ja" sagst, glaub ich´s dir gerne, mir geht´s nich ums Zweifeln an deiner Kenntnis. Aber die Frage ist schon, ob die 320/3° in allen Bereichen mehr bringt oder ob es vielleicht die 320/3° mit SR Anlage und anderen Maßnahmen ist? Oder ob vielleicht allein die SR Anlage die "Delle" weg macht? Ziemlich egal, bei welcher Nocke? :nixw:
Daß es grundsätzlich Konfigurationen gibt, bei denen die Delle weg ist, ist mir klar. Aber vielleicht führen ja viele Wege nach Rom?

Die 296° Nocke ist ne Luftpumpe. (Hatte ich drin)
Also die Seriennocke bringt alleine keine 86 Nm und auch nicht bei 3300. Die 296er schon. In dem Sinne hab ich nichts gegen eine Luftpumpe ;) . Wenn du mir einigermaßen nachweislich sagen kannst, daß die 320/3° genausoviel oder mehr Drehmoment bei ähnlich niedriger Drehzahl liefert... dann würd ich es mir nochmal überlegen... noch ist der Motor nicht auf...
 
Original von savigno
Also die Seriennocke bringt alleine keine 86 Nm und auch nicht bei 3300. Die 296er schon.... Wenn du mir einigermaßen nachweislich sagen kannst, daß die 320/3° genausoviel oder mehr Drehmoment bei ähnlich niedriger Drehzahl liefert... dann würd ich es mir nochmal überlegen... noch ist der Motor nicht auf...
Ok,

hatte damals eine 1043er Motor drin. Das kannst Du aber in der verhältnismäßigkeit auch auf 980 cm³ übertragen, oder auf 1070.
(Die absoluten Werte spielen jetzt hier mal keine Rolle, die hängen viel zu sehr von Prüfstand und dem Bedienpersonal ab, es geht nur um die Vergleichswerte)
296: 88 Nm bei 3500/min danach stark fallend
320/3: 91 Nm bei 3600/min
324: 97 Nm bei 3400/min, allerdings offener Seriensammler, trotzdem Delle bei 4500 auf 88 Nm, dann wieder auf bis zu 94 Nm steigend.

Das ganze ist eher eine Frage der Psychologie !
Wenn ich in der Mitte Bumms habe und danach nicht mehr vielkommt ist DAS mein Drehmomentbereich.
Wenn ich an der selben Stelle real etwas mehr Drehmoment habe, es dafür aber weitergeht mit der Drehfreude und auch oben rum Leistung da ist, wirkt diese Mitte nicht mehr so einzigartig.

Ich hab mal einen Freund auf einer Urlaubstour meine Wanderbaustelle in einem frühen Umbaustadium fahren lassen. Trotz > 100Nm (4500) und damals etwa 90PS wirkte die Maschine auf ihn nicht mal soooo unglaublich stark. Die führe sich "wie ein Elektromotor", meinte er dazu.
Das lag an der schon damals guten Gasannahme und Kontrollierbarkeit ohne Loch in der Kurve.

Wenn Dir de Charakteristik der 296er besser gefällt dann laß sie drin.
ich persönlich mag Motoren, die auch obenrum noch abgehen, vorausgesetzt sie tun dies ohne Geklapper und geschmeidig in der Gasannahme.
"Jedem Tierchen sein Plaisierchen" heißt es doch,oder ?
 
Hallo Leute,

habe gerade eine Testserie beendet. Hintergrund war, dass ich irgend wo gelesen habe, dass zur Ur-Abstimmung des R100-Motors ohne SLS an dem Rechteck-Lufi zwei große Ansaugtrichter verbaut sind. Da ich einen schmalen und einen großen dran habe, dachte ich hier was optimieren zu können. Ich also zum :D und einen Deckel geholt. Folgendes Ergebnis:

1. Trichter Groß/Groß
zuerst im unteren Drehzahlbereich unter Teillast keine merkliche Änderung. Dann nach einer Warmlaufphase die Rolle etwas mehr gedreht - Absolut unfahrbares Verhalten - Löcher, ab 4000U/min. Vollgas geht gar nicht, kaum Gasannahme. Das war schon mal nix.

2. Trichter Klein/Klein
Gefühlte Drehmomentsteigerung bis 4000U/min. Deutlich weniger Vibrationen im genannten Drehzalbereich!!! Allerdings ab 4000U/min wirkt der Motor wie zugeschnürt. Wahrscheinlich zu wenig Luft. Wird wohl so nicht die Nennleistung erreichen. Will dann auch keiner mit rumfahren.

3. Trichter links Groß/rechts Klein (Serie ist umgekehrt)
Kein merklicher Unterschied zur Serie.

Fazit:
Das SLS mit seinen volumenstehlenden Ventilen hat weing bis keinen Einfluß auf die Abstimmung mit den Trichtern. Die Serienbestückung der Trichter bleibt das Optimum. Das liegt wohl an der Länge des Resonanzraumes, die sich ja auch nicht ändert. Wohl gemerkt alles bei Serienbedüsung ...
Vermutlich ist die Ur-Abstimmung bei kleineren Hubräumen mit zwei kleinen Trichtern. Durch den erhöhten Luftbedarf der 1000ccm-Motors wurde dann ein kleiner Trichter gegen einen Großen ausgetauscht. ... zulasten der Laufruhe und des Drehmoments im unteren Drehzahlbereich.

Ich werde demnächst noch einen Test machen - zwei kleine Trichter mit zusätzlichen Löchern, um wenigstens den erforderlichen Querschnitt zu erreichen. Mal sehen, was das bringt.
 
Hallo,

wie groß ist die ND? Sie hat maßgebenden Einfluß auf die Mitte. Ist doch klar mit 2X klein weniger Luft und den gleichen Sprit = ruhiger Motorlauf weil fetter.

Gruß
Walter
 
Original von Quintus005
... Die Serienbestückung der Trichter bleibt das Optimum. ...

Hallo Quintus005,

das kann ich nicht bestätigen. Meine Erfahrung ist, daß ein Wechsel auf 2 große Schnorchel bie einer sonst +/- serienmäßigen 1000er den Verbrauch deutlich reduziert hat, ohne jeden Nachteil in der Leistungsentfaltung.
 
Original von savigno
...Was ich noch gar nicht einordnen kann, sind die beiden Schnorchel am Plattenluftfilterkasten. Auf die Reflektionsgeschichte sollten die doch keinen Einfluß haben können, denn die spielt sich ja zwischen EV und Öffnung der Ansaugrohre im LuFi-Kasten ab? Dienen die auch der "Beruhigung" der Luft? Und wieso hat die Entfernung oder Tausch (zwei große Schnorchel etc.) dann angeblich Auswirkungen auf Drehmoment?
...

Hallo savigno,

doch, haben sie. Das sind sog. "Helmholtz-Resonatoren". Es gibt Berichte, wo Leute die Schnorchel ganz abgebaut haben, und wo der Schuß voll nach hinten losging - Leistungsverlust. Wundert mich nicht.

Ist aber schnell mal probiert. Ich hab's mir geschenkt, weil mir ziemlich klar war, was dann kommen würde. Es ist oberflächlich betrachtet schon erstaunlich, daß durch so kleine Querschnitte eben keine "Drosselung" eintritt. Die Luft muß dort dann infolge der Resonanzen eben sehr schnell durchsausen.

Wenn Du mal den Wikipedia-Artikel nachliest, dann wird auch klar, warum das Luftfilterkammervolumen sehr wohl einen Einfluß hat - allein das Stichwort "Baßreflexbox" zeigt den Zusammenhang.
 
Guten Morgen,

ehe sich nun jemand total in die Problematik verbeißt, sich völlig im wuchernden Gestrüpp ständig neuer Parameter verliert und schließlich verzweifelt zum Strick greift, als Mahnung eine schlechte und eine gute Nachricht :oberl: :

1. Die schlechte: Es ist alles noch komplizierter und ohne immensen Arbeitsaufwand mit zahllosen Prüfstandsläufen nur teilweise in den Griff zu bekommen.

2. Die gute: Es wird nichts so heiß gegessen, wie es gekocht wird. "Dellen" im Drehmomentverlauf werden allgemein überschätzt.

Zu 1.
Gerd hat den "Helmholtz-Resonator" ins Spiel gebracht, sehr zu Recht, denn wir haben es hier mit akustischen Phänomenen zu tun. Wie schon gesagt, ist der Motor eine von Schwingungen abhängige Strömungsmaschine, welche die Zylinderfüllung und damit die Leistung beeinflussen.

"Resonanz" verstärkt die Effekte; berühmtes Beispiel ist die eingestürzte Brücke, weil eine Marschkolonne im Gleichschritt die Eigenfrequenz des Bauwerks getroffen hat (Resonanz-Katastrophe). In Gerds Helmholtz-Link wird die Baßreflex-Box erwähnt. Durch ein zusätzliches Loch im Kasten wird dort entscheidend die Schallwiedergabe beeinflußt bzw. verstärkt. Weiteres Beispiel Hörgerät: Der Gehörgang wird vom Ohrpaßstück dicht verschlossen (sonst gäbe es Rückkopplungs-Effekte). In diesen Raum leitet das Hörgerät die verstärkten Außengeräusche. Durch eine richtig bemessene, winzige Zusatzbohrung im Paßstück verändert sich der Frequenzgang.

Zurück zu Motoren: An Zweitaktern wird zuweilen die von Yamaha eingeführte Boost bottle verwendet. Vom Ansaugstutzen zwischen Vergaser und Zylinder führt ein Schlauch in einen Resonanzbehälter. Zweck ist es, die hin- und herschwingende Gassäule am mehrmaligen Durchgang durch den Vergaser und so vor Überfettung zu bewahren. Außerdem wird durch die im Behälter "geparkte" Gasmenge beim nächsten Einlaßtakt eine gewisse Aufladung erzielt. Das geht aber nur in einem engen Frequenzbereich, eben dem der Resonanz. Schlauchlänge und -Innendurchmesser legen denselben fest. Außerdem muß die Behältergröße zum Hubraum des Zylinders passen. Alles per Formel genau berechenbar.

Nun kommen wir endlich zum Viertakter. Hier wird es noch haariger. Es ging in der Ausgangsfrage ja primär um den Ansaugtrakt, also den Bereich v o r dem Vergaser. Die oben beschriebene Boost bottle arbeitet ja mit bereits fertigem Gemisch. Hingegen verändere ich durch Maßnahmen vor dem Gaser ausschließlich die zugeführte Luftmenge. Ein verdreckter Luftfilter mit der Folge geringerer Luftzufuhr würde etwa gleichmäßig über den ganzen Drehbereich das Gemisch (relativ) überfetten. Ändere ich dagegen Resonanzeffekte durch andere Durchmesser, Längen usw., ist das auf bestimmte Drehbereiche begrenzt, und die Vergaser-Einstellung paßt punktuell nicht mehr. Zur Korrektur muß ich erst einmal wissen, welche Drehzahlen durch meine Bastelei betroffen sind und ob am Vergaser überhaupt eine sinnvolle Umstellung machbar ist, ohne andere Bereiche zu verschlechtern.

Zu 2.
Nach der Theorie :entsetzten: die Praxis: Versuch macht kluch! Mit Kenntnis der Zusammenhänge und systematischem Vorgehen sind auch im Hobbybereich mit Straßen-"Prüfstand" durchaus ansehnliche Ergebnisse drin. Hüten muß man sich aber vor Subjektivität, wie Stephan schon treffend bemerkte (Psychologie, s. dort), Verwechseln von Lautstärke mit Leistung, oder: "Bei soviel Arbeit muß das doch was gebracht haben" usw.
Die Drehmoment-"Delle": Schöne Diagramme kann man sich an der Wand aufhängen, zuweilen m.E. auch ans Knie nageln. Solange die Delle kein wirkliches Loch bzw. tiefes Tal ist, was soll's? Wie eindrucksvoll es auf dem Papier aussieht, hängt nicht zuletzt vom gewählten Maßstab und Ausschnitt ab. Beliebte Methode bei "wissenschaftlichen" Arbeiten: Bei fragwürdigem Ergebnis solange mit dem Maßstab herummachen, bis jeder sehen kann, daß in der Kurve doch wirklich eine "signifikante" Auslenkung ist. Und wenn das Drehmoment, absolut gesehen, dort immer noch ansehnlich hoch ist, wen juckt die Delle? Auf die Leistung bezogen, relativiert sich das noch weiter. Bekanntlich ist Leistung das Produkt aus Drehmoment und Drehzahl. Wenn die Drehmoment-Kurve nach ihrem Maximum abfällt, steigt die Leistung mit der Drehzahl noch lange weiter. Im Bereich einer Delle sinkt also keineswegs auch parallel dazu die Leistung.

Grüßle, Fritz. )(-:
 
Hallo Fritz,
sehr erdend, dein Kommentar, beruhigt den Hirnstrudel :) , danke dafür!

@Gerd: Deine Qtipps liegen bei mir ausgedruckt im Leitzordener und deine Vergaserabstimmungsbeschreibung hab ich mir auch schon einige Male durchgelesen (ich meine, jedes Mal etwas mehr zu verstehen..). Stephan hatte geschrieben, dass für die Reflektion die Länge bis zur Öffnung der Ansaugrohre im LuFi-Kasten maßgeblich ist,
Was aber passiert mit der Gassäule bei etwas niedrigerer oder höherer Drehzahl ?
Sie prallt am geschlossenen EL-Ventil förmlich ab, wird also reflektiert und läuft als Welle zurück. Bis zu..... ?
Genau: bis zum Ende des Ansaugkanals, also der Öffnung des Ansaugrohres im Luftfilterkasten.
An diesem offenen Ende wird die Welle reflektiert und läuft wieder in Richtung Ventil. (Mußt Du jetzt mal glauben, daß an einem offenen Ende eine Refelktion stattfindet)
deswegen konnte ich die Ansaugschnorchel in diesem Zusammenhang nicht zuordnen, denn danach wäre ja für die Reflektion bzw. beste Füllung bei gottesfürchtigem (absolutem) Verständnis "die Öffnung des Ansaugrohres im Luftfilterkasten" maßgeblich. Nach allem, was jetzt geschrieben wurde und nach den externen Zusatzinfos (Wiki), geh ich derzeit mal davon aus, dass es auch hier wie im richtigen Leben nicht so absolut zugeht und die Ansaugschnorchel für die Reflektion mindestens AUCH maßgeblich sind.
@Stephan: Mit Psychologie hat es sicher zu tun :D . Sonst wär es ja alles langweilig. Rational handelnd müßte eigentlich jeder Drehmoment- und Leistungssuchende ganz schnell für relativ wenig Geld ein Mopped mit modernem Motor kaufen und fertig :) .
Ich weiß ja gar nicht, was mir besser gefällt. Die 296er war bei mir schon drinnen, als ich das Mopped gekauft hab. Kenne sonst nur die 308er. Ich werd aber trotzdem den dornigen Weg gehen und die 296er erstmal drinnen lassen, allein schon, um nach der BBK-Implantation saubere Vergleichswerte zu haben. Dann kommen als nächster Schritt Veränderungen im Ansaugweg, dann vielleicht eine Anlage von Sepp Bruckschlögl und erst dann eine andere Nocke. Einfach, weil ich die Veränderungen einzeln dokumentieren will, also zwischendurch immer schön auf den Prüfstand. Ist ja vielleicht auch für andere interessant.

Guten Start in die Woche an alle!
 
Hallo,

habe mich noch literaturmäßig etwas schlauer gemacht ("Motorradtechnik", J. Stoffregen, 6. Aufl. 2006).

Daraus mit eigenen Worten einige Kernsätze zur Gestaltung der Sauganlage:

Der grundsätzliche Charakter des Motors wird durch die Steuerzeiten (Nockenwelle) vorgegeben. Mit der Saugrohrlänge versucht man dann, die spezifischen Schwächen dieser Auslegung abzumildern , also bei "scharfer" NW die Drehmomentschwäche im tieferen Drehbereich auszugleichen, oder umgekehrt bei einer "Drehmomentwelle" den höheren Bereich zu stärken.

Ausgangsmessung erfolgt mit offenen Saugrohren verschiedener Länge. Maßgeblich ist somit die Resonanzlänge ab Saugrohrbeginn.
Der Saugrohr-Durchmesser ist ein Kompromiß. Kleine Dm stärken die gasdynamischen Effekte, drosseln aber bei großem Durchsatz den Luftstrom. Große Dm (er)drosseln nicht, verkleinern aber die Amplituden der Druckwellen.

Durch den Luftsammler (vulgo Luftfilterkasten) sind noch Zusatzeffekte möglich. Große Sammler haben "grundsätzlich" Drehmomentvorteile. (Der Jurist sagt:"Grundsätzlich ist das verboten", tut im Einzelfall aber völlig legal das Gegenteil). So auch hier; Zitat:" Ein kleines Sammlervolumen k a n n z.B. die dynamischen Vorgänge im Saugsystem unterstützen, und je nach Auslegung können auch Resonanzeffekte ausgenutzt werden".
Zumeist ungünstig sind sehr unregelmäßig geformte Sammler mit Dullen und Einschnürungen.
Nichts mit Resonanz oder dgl. hat eine Leistungssteigerung durch einen Ansaugschnorchel zu tun, der sich die Luft aus einem kühlen Bereich holt (bessere Füllung durch erhöhte Luftdichte).

Hoffe, weiter zur Verwirrung beigetragen zu haben,

Fritz. :wink1:
 
Im Endeffekt ist das Thema viel zu komplex, um mit überschaubarem Finanz- und Zeitaufwand
nennenswerte und belegbare neue eigene Ergebnisse zu erzielen; so sehe ich das jedenfalls.
Interessant wäre es, einen der damaligen Entwickler z. B. der 90S oder 100RS zu kennen
und zu befragen.
Aber das bleibt so was wie ein unerfüllbarer Kindheitstraum. :pfeif: