Vix_Noelopan

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Hallo,

vor einiger Zeit habe ich schon mal Heizgriffe im Selbstbau vorgestellt. Damals verwendete ich pro Seite 20 (zwanzig!) einzelne Drahtwiderstände 2,2 Ω/3 W, die ich so verschaltete, dass der gesamtwiderstand pro Griff entweder 6,6 Ω für volle Leistung oder 11 Ω für reduzierte Leistung betrug. Das funktionierte hervorrangend! Im Vergleich zu den Seriengriffen geben diese griffe bei reduzierter Leistung deutlich mehr Wärme ab - bei gleicher Leistungsaufnahme, wohlgemerkt. Das liegt daran, dass der Vorwiderstand zur Reduktion der Leistung bei der Serie außerhalb der Griffe im Kabelbaum liegt, während ich ihn mit in die Griffe genommen habe, genauer gesagt je einen pro Seite bei etwa doppeltem Widerstand.

Die Geschichte war duchaus knifflig und es gelang mir nicht auf Anhieb, diese Widerstände ohne Beschädigung der Isolation ins Lenkerrohr einzubauen. Doch ich wollte unbedingt auf die komfortablere Wärme auch beim zweiten Möppi nicht verzichten. Also habe ich mir etwas anderes einfallen lassen.

Benötigt wird folgendes Material:

20190417_204320_kl.jpg

Das sind sechs Widerstände 3,9 Ω/25 W im Aluminiumkörper, zwei 15 mm lange Kunststoff-Distanzhülsen und natürlich Kabel.

Das Lenkerrohr hat einen Innendurchmesser von 17,5 mm. Also musste ich die Widerstände zunächst bearbeiten: Die Flügel zur Befestigung müssen weg und die Kanten zum Boden angeschrägt werden:

20190418_120103_kl.jpg

Sodann werden die drei Zuleitungen angelötet. Braun ist Masse, blau ist niedrige Stufe, grau ist volle Leistung:

20190418_122016_kl.jpg

Dann habe ich in die Abstandshülsen zwei 2-mm-Bohrungen eingebracht, das blaue und das kurze gelbe Kabel durchgeführt, letzteres ans rechte Ende der Widerstandskette gelötet, die Hülse mit Cyanacrylatkleber zwischen dem linken und dem mittleren Widerstand fixiert und die drei Zuleitungen in ein Stück Bougierrohr eingefädelt:

20190418_124947_kl.jpg

So ist das ganze fertig zum Einbau. Es müssen lediglich noch die Zuleitungen durch das Loch in der Mitte des Lenkerrohrs gefädelt und die Widerstände vergossen werden. Da diese Kosntruktion im Vergleich zur alten wenig Platz zwischen den Widerstandskörpern und dem Rohr lässt, muss ein dünnflüssiges Vergussmaterial her. ich werde Styrol verwenden, das etwa die Viskosität von Wasser besitzt und sehr leicht zu Polystyrol zu polymerisieren ist. Es genügt, das Styrol mti Hilfe der Widerstände anzuwärmen. Man kann jedoch die Polymerisation durch Zugabe von Dibenzoylperoxid starten und auch beschleunigen, wenn man entsprechend mehr DBP zusetzt.

Das Ganze funktioniert so:

In der niedrigen Sufe fließt der Strom vom blauen Kabel durch den mittleren, dann durch den rechten und schließlich durch den linken Widerstand nach Masse. Alle drei Widerstände sind in Reihe, der Gesamtwiderstand beträgt 3 x 3,9 Ω = 11,7 Ω, die Leistungsaufnahme beträgt 14 V² / 11,7 Ω = 16,75 Watt.

In der hohen Stufe fließt Strom vom grauen Kabel durch den rechten, dann durch den linken Widerstand und von dort aus nach Masse. Gesamtwiderstand hierbei 2 x 3,9 Ω = 7,8 Ω, Leistungsaufnahme 14 V² / 7,8 Ω = 25,13 Watt.

Beste Grüße, Uwe
 

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Moin Uwe,
ich werde Styrol verwenden, das etwa die Viskosität von Wasser besitzt und sehr leicht zu Polystyrol zu polymerisieren ist.
Uhmmm. Willst Du das wirklich?

Polystyrol ist ein grottenschlechter Wärmeleiter und wird obendrein bei 80-90 °C weich. Du geht damit das Risiko ein, dass Dir Deine Widerstände eines Tages aus dem Lenkerende rauskommen ... ähnlich wie Werners Wurstblinker :lautlachen1:
 
Polystyrol ist ein grottenschlechter Wärmeleiter und wird obendrein bei 80-90 °C weich. Du geht damit das Risiko ein, dass Dir Deine Widerstände eines Tages aus dem Lenkerende rauskommen ... ähnlich wie Werners Wurstblinker :lautlachen1:

Das stimmt leider. Man kann die Wärmeleitfähigkeit aber durch „magern“ des Vergussmittels mit Zinkoxid deutlich verbessern. Meines Wissens wird das auch in den elektrisch nicht leitfähigen Wärmeleitpasten verwendet.
 
Ok, welche Alternativen bestehen, die a) im nicht ausgehärteten Zustand dünnfließend sind und b) die Wärme gut leiten?

Im ersten Projekt habe ich recht dünn angerührten Gips verwendet und das überschüssige Wasser nach dem Abbinden ausgeheizt. Doch ich befürchte, den Gips diesmal gar nicht dünn genug ansetzen zu können.

Beste Grüße, Uwe
 
Ok, welche Alternativen bestehen, die a) im nicht ausgehärteten Zustand dünnfließend sind und b) die Wärme gut leiten?
Ich würde zuerst auf mein Allheilmittel Epoxidharz schielen, das wird nach dem Aushärten ein Duroplast. Das Zeug war nie als besonders guter Wärmeleiter bekannt, aber besser als Polystyrol ist das allemal.

Oder ruf mal bei Marc Suter an, https://www.swiss-composite.ch/ (und sag ihm schöne Grüsse von mir ;)). Nein, ich habe keine Aktien bei denen - bin "nur" ein sehr zufriedener Kunde, der dort stets gut beraten wurde :oberl:
 
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Ok, welche Alternativen bestehen, die a) im nicht ausgehärteten Zustand dünnfließend sind und b) die Wärme gut leiten? ...

Nicht gefüllte Kunststoffe sind alle schlecht. Ein besser wärmebeständiges Polymer, z.B. Silicon hilft trotzdem, weil dann der Temperaturgradient größer werden kann. Am Ende bestimmt die Wärmeleitfähigkeit nur, wie schnell die Heizung anspricht. Blöd wäre nur, wenn die Heizwiderstände vorher überhitzen.
 
Ich habe Silikone, seien sie additions- oder kondensationsvernetzend, Epoxidharze etc. bereits gedanklich durchgespielt und befürchte, das ist alles zu zäh und kann nicht blasenfrei eingebracht werden. Lufteinschlüsse wären sicher der schlechteste Wärmeleiter überhaupt.

Nun ja, von den Widerständen ist jeder einzelne mit 25 Watt belastbar. Daher denke ich, dass ausreichend Reserven vorhanden sind, wenn unter Vollast zwei Stück sich etwa diese Leistung teilen. Meine Heizgriffe 1.0 bestehen aus zwanzig Widerständen zu je 3 Watt Belastbarkeit, eingebettet in Gips. Bei Vollast sind davon zwölf im Einsatz und verbraten 14 V² / 6,6 Ω = 29,7 Watt. Jeder einzelne wird also knapp unterhalb seiner (free air) Belastungsgrenze betrieben, bislang ohne Ausfall.

Beste Grüße, Uwe
 
...und durch weniger gut wärmeleitende Vergussmasse ersetzen?

Beste Grüße, Uwe

Dann aber Konsequent sein und ein Rundmaterial passend auf Lenkerinnenmass drehen , Loch für Widerstand reinbohren und fertig.
Nur dürften sich die kaum gross aufheizen.
Weisst du wo der grosse Unterschied zu deinen Heizgriffen 1.0 ist ?
Es kommt nicht nur auf die Leistung an. Die 30 einzelnen Widerstände haben zusammen mehr Oberfläche. Und das ist es was denke wo es wirklich drauf ankommt.
 
Recht interessant zum Thema finde ich diese Website:

https://www.heizpatronen.info

Da wird recht detailliert auf den Aufbau und die Probleme eingegangen. Nachdem ich gelesen hab, mit welchen Leistungen und Temperaturen die arbeiten, bin ich beruhigt. Wir sind nicht an technologischen Grenzen ;-)

Der Coolride-Ansatz dürfte der beste sein: eher enge (Wurf-) Passung und hitzebeständiger Kleber.

Martin