Hinterbau
Um im Gelände mit der BMW ein gutes Bild abzugeben, muss das Fahrwerk passen.
Deshalb habe ich mir gründlich überlegt was ich eigentlich will und was mir durch das Baukastenprinzip von BMW alles zur Auswahl steht.
Es gibt viele Möglichkeiten das Hinterrad im Rahmen zu führen, angefangen von der guten alten Zweiarmschwinge über den alten G/S Monolever bis hin zum aktuellen Paralever-Schwinge. An ausreichend Stabilität mangelt es bei keiner dieser Varianten. Auch das von mir gewünschte 18“ Hinterrad kann immer verwirklicht werden. Natürlich ist jeder Umbau immer mit viel Aufwand und Zeit verbunden.
Mit den Stahlschwingen hat man leider, auch wenn man sie verlängert, immer das berühmte Aufstellmoment die der Gummikuh nachgeredet wird.
Die Paralever der 2Ventiler Modelle haben einen im Gelände recht anfälligen Kardan und das Hinterrad läuft bei einer 18“ Lösung sehr weit außer Mitte. Außerdem ist die Krafteinleitung des Federbeins hier nicht sehr rahmenschonend gelöst. Auch eine Scheibenbremse wäre mit der alten Gussschwinge nicht so gut realisierbar gewesen.
Wenn man sowieso etwas selbst stricken muss, dann kann man es auch richtig machen, dachte ich mir dann.
Schlussfolgerung: eine traktionsstarke 4-Ventil-Schwinge muss her. Im ersten Versuch zwar noch mit Trommelbremse ausgeführt, doch nach kurzer Lehrzeit dann doch mit einer richtigen Scheibenbremse. Ich trieb es dann noch bis zur Spitze und ließ mir den Adapter für den Kardan, das Hinterrad und die Bremsscheibe extra herstellen. Der Adapter wird benötigt, um die Kraft aus dem guten alten Getrag-Getriebe der 2Ventiler an die 4Ventiler Kardanwelle aus einer BMW R 1100 GS weiterzugeben. Das Hinterradnabe ließ ich mir fräsen, damit ein stabiler Felgenring mit starken 36 Speichen an dem R 850 GS (37/11) Endantrieb seinen Dienst verrichten kann. Leider hat BMW immer 40 Speichen verbaut, so muss man um einen guten Felgenring adaptieren zu können entweder recht breite Felgenringe wählen oder sich eine Sportnabe mit Standard 36er Bohrungen fertigen lassen. In meinem Fall ist der Felgenring nur 2,15“ breit und wurde recht weit nach links eingespeicht um die Maschine wieder einigermaßen in die Spur zu bekommen. Die Bremsscheibe habe ich bewusst ohne Löcher gewählt, da ich so den unnötigen Verschleiß an Belägen minimieren kann. Mit der recht langen Schwinge des 1100er Modells bekomme ich die Kraft des Motors sehr gut auf den Boden. Jetzt musste noch eine Verbindung vom Rahmen zu Schwinge geschaffen werden, so habe ich einen Hilfsrahmen an meinen /6er Rahmen anschweißen lassen. Dort lasse ich nun Immigranten für mich arbeiten, erst einen YSS Federbein aus Thailand, womit ich anfangs kleine Probleme hatte. Jetzt muss hier ein Schwede seine Dienst verrichten. Das Öhlins Federbein ist zwar alles andere als billig, aber es überzeugt mich durch seine Leistung absolut.
Das Federbein hat ca. 90cm Basishub und kann die Kuh jetzt 280mm hinten eintauchen lassen. Was für eine Ast ihrer Klasse wirklich bemerkenswert ist.
Ich kann gar nicht mehr aufhören euch davon vor zu schwärmen wie geil es ist mit einem solchen Bock an einer Enduro-Veranstaltung teil zunehmen. Das Publikum unterschätzt die Dicke meist sehr, doch in Sachen Traktion ist sie andern Maschinen oft überlegen. In den hinteren Felgenring habe ich kleine Stahlnägel eingearbeitet, um ein Drehen des Reifenmantels auf der Felge zu verhindern. So kann ich im Gelände bis auf 0,8 bar runter fahren, um eine hohe Bodenhaftung zu erlangen.
Die Reifenauswahl ist immer noch erlesen, da viele Cross-Reifen so hoch sind, dass sie an der Federbeinaufnahme der Schwinge Spuren hinterlassen.