Ein "Ölphänomen"

Detlev

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Letzten Donnerstag kam mein Nachbar ganz aufgeregt an. Er hatte am Abend vorher mit seiner R100GS PD eine Probefahrt gemacht wo alles ok war.
Am nächsten Tag dann eine riesen Ölpfütze unter dem Motor.

Wir haben das Motorrad dann auf die Bühne genommen und erstmal den ölverschmierten Motorunterfahrschutz demontiert um alles besser sehen zu können. Ölig war hauptsächlich der Bereich am Ölfilterdeckel aber auch die Dichtung der Ölwanne. Also die Ölwannenschrauben kontrolliert (alles ok) und auch die 3 Schrauben des Ölfilterdeckels waren fest. Dann großzügig mit Bremsenreiniger und Druckluft alles ölfrei gereinigt und getrocknet.
Motor laufen lassen und auch bei genauer Kontrolle war kein Ölaustritt zu erkennen, welcher zu solch einer Pfütze wie vorher Anlass geben könnte.

Da eine minimale Feuchtigkeit am Ölfilterdeckelspalt zu erkennen war, habe ich diesen Bereich nochmal mit Bremsenreiniger und Druckluft gereinigt. Danach war dann alles trocken.
Das ganze wohlbemerkt bei laufendem Motor.

Dann habe ich den Motor ausgeschaltet und "blopp" stand eine große dicke Ölpfütze unter dem Ölfilterdeckelbereich.

Ich habe dann den Ölfilterdeckel entfernt und zunächst den Rückstand des Ölfiltermantelrohres gemessen (eine Papierdichtung war nicht verbaut), 3,4-3,6mm, etwas wenig, sollte aber eigentlich reichen.

Dann habe ich den weißen O-Ring genau betrachtet und konnte eine diagonale Vertiefung schwach erkennen, welche auf einen eingequetschten Ring deuten lässt. Der Ölfiltereinsatz ließ sich auch nur mit Kraft aus dem Mantelrohr ziehen, die Papierummantelung war etwas gespreizt. Der Filtereinsatz war aber richtig herum eingebaut.

Einen neuen Filtereinsatz einen neuen O-Ring und eine zusätzliche Metallscheibe eingebaut und danach war alles dicht. Auch die 1000km übers Wochenende zeigten dass alles ok ist.

Jetzt die Frage:
Die Maschine war nach dem letzten Öl- und Filterwechsel die ganze letzte Saison problemlos und weitestgehend dicht gelaufen.
Nach der Winterstandzeit die erste Probefahrt und "blopp".
Was passiert an der Stelle, dass das Öl bei laufendem Motor nicht aber dafür nach dem abstellen des Motors in einer größeren Menge austritt?

Es darf spekuliert werden, ich habe noch keine Idee...
 
Moin Detlev,

Ich spekuliere mal.

Im Betrieb herrscht ein Überdruck im Mantelrohr, dieser wirkt radial auf den 0-Ring und verformt ihn axial so, daß er abdichtet. Wenn dann der Motor aus ist und der Druck fehlt, kann das Öl am 0-Ring vorbei.

Warum es letztes Jahr nicht war , vielleicht Alterung des 0-Rings.:nixw:
 
Das ist tatsächlich ein merkwürdigen Phänomen.
War den der Motor warm als es bei deinem Test passierte?
Wärmestau bzw Überdruck?!
 
Moinsen Detlev,

bei mir hat sich ähnliches zugetragen:

Nach dem Unfall letztes Jahr habe ich den tadellosen Motor der G/S komplett in die Ecke gelegt. Jetzt am Wochenende war Endmontage der G/S (Vollabnahme heute morgen erfolgreich absolviert :gfreu: ).
Unmittelbar nach dem dem ersten Startversuch, der sich auch mit einem lauten Knall Gehör verschaffte, sudelte es mit Druck aus dem Ölfilterdeckel. Offenbar hatte Überdruck die Papierdichtung durchschossen.
Am weissen O-Ring war kein Schaden festzustellen.

IMG-20180506-WA0002[1].jpg
 
Ich hatte da mal eine KW-gehäuseentlüftung in verdacht ,
die im Berliner Winter durch Kondensat wahrscheinlich zugefroren war !:&&&:
so schmierte ich dort mal die Strasse mit nem Liter -bis die lichtkontrolle kam !!:pfeif:
in diesem falle vielleicht verklebt durch Standzeit??
gruss jörg
 
[...]
Ich habe dann den Ölfilterdeckel entfernt und zunächst den Rückstand des Ölfiltermantelrohres gemessen (eine Papierdichtung war nicht verbaut), 3,4-3,6mm, etwas wenig, sollte aber eigentlich reichen.

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Einen neuen Filtereinsatz einen neuen O-Ring und eine zusätzliche Metallscheibe eingebaut und danach war alles dicht. Auch die 1000km übers Wochenende zeigten dass alles ok ist.

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Wird durch die Aktion nicht der Abstand noch geringer, d.h. der Druck auf die Dichtung noch höher?

Hans
 
Wird durch die Aktion nicht der Abstand noch geringer, d.h. der Druck auf die Dichtung noch höher?....

Genau so ist es und das ist auch richtig. Es liegt also schon mal nicht an der mangelnden Pressung des Ringes. Es hätte allerdings auch ohne die Scheibe schon dicht sein müssen.
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich habe die zusätzliche Metallscheibe eingesetzt um wirklich genug Druck auf dem O-Ring zu haben. Davon nimmt der keinen Schaden.

Pjotl, warum ist bei Deinem Motor eine Papierdichtung drin?
Die solle, wenn der O-Ring vorgepresst ist, überflüssig sein.
Wenn das Stichmaß viel zu klein ist, kann man dieses natürlich durch die Papierdichtung um 0,5mm vergrößern, trotzdem muss der O-Ring alleine abdichten!
 
Ich habe die zusätzliche Metallscheibe eingesetzt um wirklich genug Druck auf dem O-Ring zu haben. Davon nimmt der keinen Schaden.

Pjotl, warum ist bei Deinem Motor eine Papierdichtung drin?
Die solle, wenn der O-Ring vorgepresst ist, überflüssig sein.
Wenn das Stichmaß viel zu klein ist, kann man dieses natürlich durch die Papierdichtung um 0,5mm vergrößern, trotzdem muss der O-Ring alleine abdichten!

Meister, das Mantelrohr ist ohne Bund ;). Korrekt, oder nicht?
 
Nein, es handelt sich um einen Motor aus den 90ern, der hat nen Bund.
Die Papierdichtung ist auf (fast) jeden Fall obsolet, ob mit oder ohne Bund.
 
Nein, es handelt sich um einen Motor aus den 90ern, der hat nen Bund.
Die Papierdichtung ist auf (fast) jeden Fall obsolet, ob mit oder ohne Bund.

Mistverständnis; ich meinte meinen Motor, der ist älter.Ich glaube 81.

In der von Hans verfassten Zusammenstellung wird explizit die Papierdichtung bei Mantelrohr ohne Bund angegeben. Daran habe ich mich orientiert.
 
Mistverständnis; ich meinte meinen Motor, der ist älter.Ich glaube 81.

In der von Hans verfassten Zusammenstellung wird explizit die Papierdichtung bei Mantelrohr ohne Bund angegeben. Daran habe ich mich orientiert.
Dann ist das ein Fehler in der Zusammenstellung. Explizit vorgesehen beim Mantelrohr ohne Bund ist die Stahlscheibe, damit der O-Ring nicht von der Kante des Mantelrohres aufgeschnitten wird.
Die Papierdichtung sollte nur bei zu geringem Rückstand verwendet werden, und dann muss der Gesamtrückstand eben inclusive der 0,5mm der Papierdichtung gemessen werden. Tut man das nicht, dichtet der O-Ring nicht ab. Intern geht dadurch auch ein Teil des Öldrucks verloren, da das Öl am O-Ring vorbei ins Gehäuse abfließt.

Natürlich gilt das nicht für /5 und /6, da dichtet der innere Deckel gegen den Öldruck ab, bei diesen Motoren wird die Papierdichtung verwendet und kein O-Ring.
 
Das versteh ich jetzt nicht, Detlef.

Wenn du die Papierdichtung weglässt, obwohl sie nach Messung eigentlich notwendig wäre, dann wird der weiße Dichtungsring über Gebühr zusammengequetscht. Wie weit das gut geht, das weiß ich nicht, aber:

Nicht dichten tut der doch wenn er zu wenig Druck hat. Das passiert wenn ich die Papierdichtung einbaue, obwohl der Abstand ohne diese zusätzlichen 0,5mm bereits ok wären. Dann dichtet der weiße Ring nicht ab wie von dir beschrieben.

Hab ich da jetzt irgendwas falsch interpretiert?
 
Wenn du die Papierdichtung weglässt, obwohl sie nach Messung eigentlich notwendig wäre, dann wird der weiße Dichtungsring über Gebühr zusammengequetscht.

Genau, und nur dann sollte die Papierdichtung ab /7 eingebaut werden.

Nicht dichten tut der doch wenn er zu wenig Druck hat. Das passiert wenn ich die Papierdichtung einbaue, obwohl der Abstand ohne diese zusätzlichen 0,5mm bereits ok wären. Dann dichtet der weiße Ring nicht ab wie von dir beschrieben.

Hab ich da jetzt irgendwas falsch interpretiert?

Nein, richtig interpretiert.
Pjotl schrieb halt, dass bei allen Modellen mit Ölfiltermantelrohr ohne Bund die Papierdichtung verbaut werden soll. Das ist m.E. falsch.
 
Dann ist das ein Fehler in der Zusammenstellung. Explizit vorgesehen beim Mantelrohr ohne Bund ist die Stahlscheibe, damit der O-Ring nicht von der Kante des Mantelrohres aufgeschnitten wird.
Die Papierdichtung sollte nur bei zu geringem Rückstand verwendet werden, und dann muss der Gesamtrückstand eben inclusive der 0,5mm der Papierdichtung gemessen werden. Tut man das nicht, dichtet der O-Ring nicht ab. Intern geht dadurch auch ein Teil des Öldrucks verloren, da das Öl am O-Ring vorbei ins Gehäuse abfließt.

Natürlich gilt das nicht für /5 und /6, da dichtet der innere Deckel gegen den Öldruck ab, bei diesen Motoren wird die Papierdichtung verwendet und kein O-Ring.

Das leuchtet ja auch ein. Habe den Rückstand ja auch mit der Papierdichtung überprüft. Nur sollte man das PDF dahingehend vielleicht etwas präzisieren/ differenzieren. ;)
 
Da ich ja der Verfasser des Dokumentes bin:

Scheibe und Dichtung beim Mantelrohr ohne Bund, wobei die Dichtung nicht als Dichtung sondern als Distanzstück eingefügt wird.

Grund:
Das Mantelrohr wird ohne Distanzscheibe mit 3,x mm eingesetzt. Nun kommt die Distanzscheibe hinzu und durch die Dichtung wird das Maß wieder ausgeglichen. Nun könnte man das Rohr weiter eintreiben und dann die Dichtung weglassen ...

Das mit dem Mantelrohr, dem Distanzring und der Dichtung ist auch in irgend einerm WHB so beschrieben - muss ich nochmal suchen.

Hans
 
Das leuchtet ja auch ein. Habe den Rückstand ja auch mit der Papierdichtung überprüft. Nur sollte man das PDF dahingehend vielleicht etwas präzisieren/ differenzieren. ;)

Macht mal einen Vorschlag, der Text im Dokument lautet zur Zeit

Ist dieses Tiefenmaß grösser, so sind zusätzlich weitere Distanzscheiben (Stahlscheiben, 0,3 mm, Nr.5) einzufügen, bis das richtige Maß eingestellt ist. Dies gilt nicht für Motorenmodelle mit dem
inneren Deckel!

Ist dieses Tiefenmaß geringer, so kann mittels Hinzufügen einer Papierdeckeldichtung (Nr.2), sofern nicht verbaut, das Maß vergrößert werden. Mehrere Papierdichtungen eignen sich jedoch nicht, so
dass die Ursache, z.B. Mantelrohr nicht weit genug eingetrieben, untersucht werden sollte.

Hans
 
Wichtig ist es anzuführen, dass die Papierdichtung nicht generell bei allen Motoren mit dem ungebördelten Mantelrohr verwendet werden soll, die Stahlscheibe innen aber auf jeden Fall.
 
Das Mantelrohr soll nicht tiefer als 3,5-3,8 mm tief drin stecken, also der Abstand zur vertikalen Gehäusefläche, sonst leidet der Motor unter Öldruckmangel. Ausgeglichen wird der Abstand durch mehrere Stahlscheiben unter dem weißen Dichtring, bis der Abstand diesen Wert erhält.
Meines Wissens nach wird auf dem Ölfilterdeckel (ist der mit der mittigen Einbuchtung) keine Dichtung verwandt. Wie DFetlef schon schrieb, war dies nur bei den /5 und /6, also die mit dem glatten Ölfilterdeckel, erforderlich.
Sollte vielleicht die eine Schraube der Ölwanne (vorne rechts, unter dem Ölfilter) undicht sein? Hierzu hatten wir neulich hier ein Thema mit unterschiedlichen Aussagen. Ich bleibe dabei, diese Schraube ist
kein Sackloch sondern hat Durchgang.
Sie sollte vor Einschrauben entfettet und mit Hylomar oder ähnlichem Zeugs eingeschraubt werden, natürlich auch das Gewinde des Gehäuses.
Und Detlef, falls du noch den alten Ölfilter hast, schneide den doch bitte mal längs auf. Bei mir war einmal ein Ölfilter, nachdem ich den Motor bei winterlichen Temperaturen gestartet hatte, Innen total zerquetscht.
Das Öl floß dann über den Bypass.

Gruss Jürgen
 
Nö, die Schraube der Ölwanne war es mit Sicherheit nicht. Mit dem korrekt montierten O-Ring ist der Motor ja nun seit 1000km auch pottdicht. Mich interessiert halt, warum erst nach dem abstellen des Motors die große Ölpfütze entstand, und das in ganz kurzer Zeit...
 
Klar, aber warum kam nichts während der Motor lief und nach dem abstellen machte es "blubb"?
Hat der Öldruck den O-Ring gegen das Gehäuse gepresst und damit abgedichtet und nach "Entspannung" der Lage dann den Spalt freigegeben?
 
Ja, vermutlich hat sich der O-Ring über Winter langsam aus seiner Zwangsposition (eingequetscht) herausgedrückt und dadurch den Spalt freigegeben. Allerdings hatte ich gleich zu Anfang zur Kontrolle die drei Schrauben des Ölfilterdeckels angefasst und die waren fest.
 
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