Fahren mit Getriebeschaden

Wilhelm

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Berlin
Moin,

das folgende ist nicht gedacht als Empfehlung, mit einem kaputten Getriebe rumzufahren, bis die Zahnräder mit den Lagerkugeln Billiard spielen, sondern als Anhaltspunkt für Leute, denen - wie uns - weit weg von nahezu jeder praktikablen Reparaturmöglichkeit ein solcher Schaden passiert.

Vor Abfahrt Getriebeöl abgelassen und peinlichst genau auf Späne kontrolliert. Nix.

ca. 1800 km weiter klackert es im Antriebsstrang beim Schieben im Leerlauf an der polnisch-ukrainischen Grenze. Auf dem Hauptständer vorsichtig das Hinterrad durchgedreht: läuft ohne Widerstände und gleichmäßig. Pray and drive away.

noch ca. 3000 km weiter, noch 2400 km von daheim: wieder Hinterrad durchgedreht - fette Rattermarken. Kardan oder Getriebe? Schwinge raus: Kardan ok, Abtriebswelle mit drei oder vier Widerständen pro Umdrehung.

Dann sitz' ich da und denke nach (was sonst sollte ich tun), denke, daß es der übliche Lagerschaden ist, d.h. das große C3 auf der Abtriebswelle defekt, und beschliesse: der 5. Gang ist ab sofort tabu, gefahren wird max. im 4. Gang. Aus zwei Gründen:

das kleine Zahnrad des 5. auf der Abtriebswelle drückt wegen der Schrägverzahung direkt auf den Innenring von besagtem C3 Lager (das ZR ist verschiebbar, und es gibt nix, wo es sich sonst abstützen könnte). Die ZR des 4. sind geradeverzahnt, und produzieren hingegen keinen Axialschub.

der 5. Gang sitzt direkt vor besagtem C3, belastet also besonders dieses Lager. Der 4. sitzt etwas hinter der Mitte der Welle, so daß der Druck sich einigermaßen gleichmäßig auf das kaputte vordere und das - hoffentlich - intakte hintere Lager der Welle verteilt.

So stelle ich mir das vor, und hoffe, daß es stimmt. Pray and ...

Das Getriebe hält, Mann, Maus & knapp 40 km Gerümpel landen ohne weiteres Problem nach 2400 km in Berlin - ich hätte nicht eine Kopeke darauf gewettet. Wieder was über 'Notlaufeigenschaften' gelernt.

Die Demontage ergibt, daß es tatsächlich das große C3 war. Derbe Rattermarken, aber der Lagerkäfig war noch intakt.

Daß ich beim Ausbau den Flanschabzieher ruiniere ... irgendwas muß ja schließlich schief gehen.

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Vor Abfahrt Getriebeöl abgelassen...

Hast Du auch sicher wieder welches reingetan? :D

Manchmal schon erstaunlich, wie lang die Dinger noch funktionieren. Mit hat mein defektes Getriebe damals auch noch nach Hause gebracht, obwohl im 4. und 5. nur noch sporadisch Kraftschluß da war.

Gruß,
Markus
 
Man muss einfach eines bemerken: BMW konnte sehr lange keine anständigen Getriebe bauen. Meine R100GS PD hatte den ersten kapitalen Schaden schon nach gut 80'000km. Auf der Rückfahrt von Schottland habe ich ein etwas vergrössertes Spiel im Antrieb festgestellt, auf einem Parkplatz in Dover. Bei der weiteren Fahrt kamen feine Vibrationen hinzu, die bei einem feinen Lastwechsel abschaltbar waren.
Auf dem Weg von Köln in die Schweiz gab's dann den Knall etwa 100km vor Frankfurt. Der 3. und 5. Gang waren hinüber, die Geräuschkulisse war beängstigend. Bis Konstanz gings dann im 4., aber jetzt musste ich mal wieder schalten, was eher mühsam war.
Ursache war, durch einen undichten Simmerring am Getriebeausgang lief das ganze Oel aus dem Getriebe in die Schwinge. Das vordere Abtriebswellenlager hat sich komplett zerlegt: Totalschaden am Getriebe!

Kommentar von BMW Schweiz: "Was wollen sie denn, das Motorrad hat doch seine Lebensdauer schon längst erreicht !!!! :schock: "..... mit 3 Jahren und knapp 80'000km Laufleistung.

Heute ist meine GS 19 Jahre alt und hat bescheidene 185'000km drauf, und schon einige Getriebereparaturen oder Ersatzgetriebe!

Fazit: Getrag, bzw. BMW kann keine Getriebe für 2V-Boxer bauen.

Greetz
 
Tja - durfte auch schon mal 80km nur im 1. und 3. Gang fahren. Aber sie hat mich da noch nach Hause gebracht...

Gruß
Udo
 
Ja, das sind einer der besten Treads. Georg hat mir nach einem Getriebeschaden an einer RS Monoleverkuh diesen Tip gegeben.
Dieses Getriebe war aber leider damit nicht mehr zu retten, obwohl es mich noch vom Nürburgring nach Hause gebracht hat, oder gerade deshalb. ;;-)
 
Getrag

Man muss einfach eines bemerken: BMW konnte sehr lange keine anständigen Getriebe bauen. Meine R100GS PD hatte den ersten kapitalen Schaden schon nach gut 80'000km. Auf der Rückfahrt von Schottland habe ich ein etwas vergrössertes Spiel im Antrieb festgestellt, auf einem Parkplatz in Dover. Bei der weiteren Fahrt kamen feine Vibrationen hinzu, die bei einem feinen Lastwechsel abschaltbar waren.
Auf dem Weg von Köln in die Schweiz gab's dann den Knall etwa 100km vor Frankfurt. Der 3. und 5. Gang waren hinüber, die Geräuschkulisse war beängstigend. Bis Konstanz gings dann im 4., aber jetzt musste ich mal wieder schalten, was eher mühsam war.
Ursache war, durch einen undichten Simmerring am Getriebeausgang lief das ganze Oel aus dem Getriebe in die Schwinge. Das vordere Abtriebswellenlager hat sich komplett zerlegt: Totalschaden am Getriebe!

Kommentar von BMW Schweiz: "Was wollen sie denn, das Motorrad hat doch seine Lebensdauer schon längst erreicht !!!! :schock: "..... mit 3 Jahren und knapp 80'000km Laufleistung.

Heute ist meine GS 19 Jahre alt und hat bescheidene 185'000km drauf, und schon einige Getriebereparaturen oder Ersatzgetriebe!

Fazit: Getrag, bzw. BMW kann keine Getriebe für 2V-Boxer bauen.

Greetz


Hallo,
zur Ehrenrettung von Getrag:

Ich habe einen guten Bekannten, der dort seit vielen Jahren Getriebe macht. Auf die Getriebeproblematik der Paralever 2 V angesprochen, hat er mir versichert, dass BMW damals genau vorgeschrieben hat, wie das Getriebe zu bauen sei. Er legte Wert auf die Festellung, dass das Getriebe keine Getrag-Konstruktion sei. Ich glaub ihm!

Gruß aus dem Taubertal

ecke
 
Ich habe einen guten Bekannten, der dort seit vielen Jahren Getriebe macht. Auf die Getriebeproblematik der Paralever 2 V angesprochen, hat er mir versichert, dass BMW damals genau vorgeschrieben hat, wie das Getriebe zu bauen sei. Er legte Wert auf die Festellung, dass das Getriebe keine Getrag-Konstruktion sei. Ich glaub ihm!

Hallo Ecke,
wenn Du noch Kontakt zu Deinem Bekannten hast, dann frag' ihn doch bitte mal, wo nach seiner Auffassung die Ursache liegt für die Schäden am großen C3.

Ich verfolge die Diskussionen seit ca. 16 Jahren (d.h. seit meinem ersten Getriebeschaden :]), und hätte sehr gern mal eine Äußerung dazu aus berufenem Munde. Was ich selber denke, kann man ja aus dem Eingangsposting herauslesen.

Was Getrag angeht: Vor einigen Jahren bin ich mal über ein Interview mit einem Getrag-Mitarbeiter gestolpert zu den Problemen mit den frühen Vierventiler-Getrieben. Der Mann hat dort, ähnlich wie Du schreibst, ausdrücklich betont, daß sich BMW für die Konstruktion die Letztverantwortung vorbehalten hatte. Das war ein - sehr ungewöhnlicher und ungewöhnlich klarer - Hinweis.
 
...wo nach seiner Auffassung die Ursache liegt für die Schäden am großen C3.
Vermutlich darin, dass das Lager die tiefste Rille hat um Abrieb zu sammeln.
Das Eingangslager der Eingangswelle hat keine Rille und kann daher auch keinen Abrieb sammeln. Kaputt geht das eigentlich nie!
Abhilfe nach meiner Meinung: Beidseitig gekapselte Lager einbauen!
Ich habe dazu zwar noch keine eigene Erfahrung, aber andere haben schon sehr positive Erfahrungen damit gemacht.
 
... dann mach ich die ab sofort wohl auch: Seit dem Wochenende habe ich ein gekapseltes 6403 drin. (Bei drei der vier 6304 hatte ich schon vorher gekapselte reingestopft. Sahen gut aus.)

Bleibe aber skeptisch ... Gründe dazu demnächst bei Udo.
 
Chapeau Wilhelm,
nicht den Auslandsschutzbrief gezogen oder einfach stumpf weitergefahren bis nix mehr geht, sondern - wie bei Dir erwartbar - mit Überlegung die Schwachstelle möglichst gering belastend alles bis nach Hause zu fahren.
)(-: und Gruß Ulle
 
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