Moin Moin,
eine sehr interessante Diskussion wo ich vielleicht meine Erfahrungen mit Lipos beisteuern kann ;-)
Bei Modell-Rennbootwettbewerben heizen wir die Lipos auf 40°C auf bevor wir den Zellen Hochstrom-Leistungen abverlangen. Ein Wettbewerbsboot mittlerer Leistung kann durchaus Anfahrstromspitzen von 200Ah+ für ein paar Sekunden aufbringen, ist also dem Startereinsatz im Motorrad vergleichbar.
Das Vorwärmen geschieht um die Zellchemie "zu lockern" also deren Innenwiderstand zu minimieren. Ist die Zellchemie träge weil kalt kommt es beim Abverlangen von Hochströmen sofort zum dauerhaften Kapazitätsverlust.
Was macht ihr bei herbstlich/winterlichenTemperaturen? Etwa nicht Mopped fahren?

Lipos haben zwar ein super Leistungs-Gewichtsverhältnis sind aber leider auch sehr empfindlich was ihre Einsatzparameter (Lade/Entladeschlussspannung, Einsatztemperatur) angeht. Missachtet man auch nur 1x einen dieser Paramter danken es einem die Zellen sofort mit dauerhaftem Kapazitätsverlust. Das gilt für alle Marken, Hersteller und Preisklassen. (nebenbei: hier gibts die günstigsten Lipos die das können was draufsteht (siehe Turnigy)
http://www.hobbyking.com/UNITEDHOBBIES/store/DE.asp
). In meiner Modellbautruppe wo wir einiges an LiPo-Tests durch haben, haben sich bei penibler Einhaltung der "Herstellerangaben" und Nutzung von Top-Ladegeräten die Zellen von Hyperion als am Langlebigsten erwiesen. Bedeutet: die Akkus haben ganze zweieinhalb Sommer überlebt bevor Kapazitätsverlust messbar wurde und/oder einzelnen Zellen starben. Im Motorrad würde ich kaum mehr Lebensdauer erwarten.
Auch die Balancierung ist extrem wichtig da sonst die schwächste Zelle ziehmlich sicher alsbald das Zeitliche segnet. Eine defekte Lipo-Zelle kann nicht wieder "aufgefrischt" werden was in Grenzen bei Bleiakkus, NiCd und NiMh-Zellen geht. Der Einsatz eines Balancers ist zwingend Pflicht wenn man -halbwegs- Lebenszeit der Zellen erwarten möchte.
Meine Erfahrungswerte für ein möglichst langes Leben der Lipos:
>Ladeschlusspannung nicht mehr als 4,20V/Zelle
>Entladeschlussspannung nicht weniger als 3,6V/Zelle. Niemals weniger als 3,3V, auch nicht aus Versehen ;-)
>Temperatur bei jedem Einsatz mindestens 20°C.
> Laden und Entladen immer mit Balancer und Einzelzellenüberwachung.
>Einmal kurz beim Löten einzelne Litzen der Anschlusskabel zusammengebritzt

bringen um die 250mAh dauerhaften Kapazitätsverlust in einem 4S 6200mAh 30C Lipo

Alles in allem ist die LiPo-Technik technisch interessant im Motorrad umzusetzen aber außer der Gewichtsersparnis sehe ich die Nachteile durch die Empfindlichkeiten und den elektronische Aufwand gegenüber einer stinknormalen Gelbatterie im Motorradeinsatz überwiegen.
Nicht ganz so empfindlich wie Lipos sind die A123/LiFePo-Zellen, aber auch da gilt es entgegen den Werbeversprechungen einen Balancer zu nutzen, Hochstromanwendung bei niedrigen Temperaturen zu vermeiden und dass es leider doch häufiger Produktionschargen gab wo die Zellen nicht das konnten was sie sollten und sehr schnell starben.