optisch gute Pleuellager weiterverwenden?

Die Belastung der Pleuelschrauben ist weitgehend unabhängig von der Literleistung.

Die Last wird im Wesentlichen vom Gewicht der oszillierenden Massen und der auftretenden Kolbenbeschleunigung bestimmt. Und beides ist bei den BMW-Motoren eher ungünstig: bleischwere Kolben und relativ kurzer Hub, da sieht mancher moderne Motor besser aus, obwohl er deutlich höher dreht (und wesentlich höhere Literleistung hat).

Ich hätte trotzdem keine Bedenken, Pleuelschrauben (so sie denn in gutem Zustand sind) weiterzuverwenden.

Hallo,

Und was ist mit den ARP Pleuelschrauben die beim BBK verwendet werden.Die sind ja nich gerade ein Schnäppchen.
 
Hi MM,

nix Theorie: Unser Nachbar hat kürzlich an seinen Pleueln des AUDi 80 gearbeitet und hat die alten Schrauben wiederverwendet.

Munter gefahren - und dann hat's ihm die Schrauben bei einem Pleuel abgerissen. Pleuel total im Arsch, Motor auch. Ich hab dieses Pleuel im Institut als Anschauungsmaterial, muss mal hier ein Foto für die ungläubigen Thomasse posten.

viele Grüße
Frank

Ich will niemanden davon abhalten, neue Schrauben zu nehmen.
Würde ich einen Motor für jemand anders aufbauen -ev. noch gewerblich-
kämen auch keine alten Schrauben in Frage.
Ich berichte nur von meinen Erfahrungen mit unseren alten Motoren.
 
Hi MM,

nix Theorie: Unser Nachbar hat kürzlich an seinen Pleueln des AUDi 80 gearbeitet und hat die alten Schrauben wiederverwendet.

Munter gefahren - und dann hat's ihm die Schrauben bei einem Pleuel abgerissen. Pleuel total im Arsch, Motor auch. Ich hab dieses Pleuel im Institut als Anschauungsmaterial, muss mal hier ein Foto für die ungläubigen Thomasse posten.

viele Grüße
Frank

Nachbar hin, Institut her, versuch doch einfach mal eine plausible technische Erklärung für den notwendigen Tausch der Pleuelverschraubung.

Gruß Gerd
 
Wen das Thema Gleitlager näher interessiert: Buch "Decker: Maschinenelemente" . Das Gleitlager- und Ölkapitel habe ich verfaßt.
Wenn das so ist solltest du eigentlich wissen, daß das:
die Pleuelschrauben müssen, wenn einmal gelaufen, unbedingt erneuert werden, da sie ernorm hoch schwellende Lasten aufgrund der Massenkräfte bekommen. Jeder richtige Fachmann wird dir das sagen
einfach nur himmelschreiender Unsinn ist.
Ein wirklicher Fachmann und auch die Hersteller wird dir sagen messen, beurteilen und dann entscheiden. Für den unmodifizierten Serienboxer darf man das ohne wenn und aber auf wiederverwenden verkürzen. Für BBK mit ARP Schrauben auch.
 
10 Leute, 17 Meinungen.
Wir reden 1. über 4,50€ pro Schraube und 2. darüber das die Teile an exponierter Stelle eingebaut und eigendlich normalerweise nicht so schnell wieder angefasst werden. Damit erübrigt sich doch darüber zu streiten oder??
Mit gebrauchten ist hier an der falschen Stelle gespart. Auch die Lagerschalen sind nicht sonderlich teuer (45,-€ komplett) und somit für viele Jahre Gewissensberuhigt aus dem Sinn!!
Gruß Lutz
 
Also, nach Abschluss der Schraubertätigkeit legen wir mal Butter zu den Fischen. So oder ähnlich nennt es der Muschelschrubber wohl.

Eine Schraube ist eine Feder. Sie kann in gewissen Grenzen (gar nicht so komplizierte Formeln, die Geometrie der Feder sowie Materialkonstanten beinhaltet, stellen das dar) belastet werden, ohne sich plastisch (=irreversibel) zu verformen. Bis zu dieser Grenze (der Maschinenbauer nennt das 'Streckgrenze') ist die Verformung elastisch - nach Wegfall der Belastung kehrt die Feder in den Ausgangszustand zurück.

Wenn sich die Feder (in unserem Fall also die Pleuelschraube) aber wg. höherer Belastung plastisch verformt, ist sie kaputt. Das dürfte im Betrieb sehr schnell auffallen, weil sie dann länger ist als im Ausgangszustand, also Pleuel und untere Halbschale nicht mehr zusammenhält. Die Folgen kann man sich ausmalen - der Endzustand dürfte je nach Grad der plastischen Verformung nach wenigen 1000 Kurbelwellendrehungen erreicht sein.

Ergo: Wenn die Pleuelschraube aus einem Motor ohne aktuellen Schaden in diesem Bereich kommt, ist die Wahrscheinlichkeit ausreichend hoch, dass sie sich nicht plastisch verformt hat. Dazu kommt noch der Anlass einer (hypothetischen) plastischen Verformung, der allein ausreichen dürfte, eine umfassende Motorrevision in Angriff zu nehmen.

Warum rät man dennoch gerne zum Austausch? Die Schraube kann beim Ausbau beschädigt werden. Keine Ahnung, wie man das hinkriegen kann, aber wenn man es schafft, am Schaft der Schraube eine Macke (je scharfkantiger umso doof) einzubringen, ist die Schraube erheblich geschädigt und bei weiterer Verwendung (bruch)gefährdet. Das verweist auch auf den Grund der aufwendigen Fertigung der Schraube: Es geht dabei darum, eine möglichst kerbenfreie Oberfläche herzustellen.

Sorry, das hätte ich eher sagen können, aber ich schau nicht so regelmäßig hier rein.
 
Eine Schraube ist eine Feder. Sie kann in gewissen Grenzen (gar nicht so komplizierte Formeln, die Geometrie der Feder sowie Materialkonstanten beinhaltet, stellen das dar) belastet werden, ohne sich plastisch (=irreversibel) zu verformen. Bis zu dieser Grenze (der Maschinenbauer nennt das 'Streckgrenze') ist die Verformung elastisch - nach Wegfall der Belastung kehrt die Feder in den Ausgangszustand zurück.

Das stimmt. Die Pleuelschrauben sind aber aus hochlegierten Stählen und die tun uns den Gefallen nicht, eine ausgeprägte Streckgrenze zu haben, unterhalb der sie zuverlässig elastisch sind. Stattdessen wird beim Rechnen Rp0,2 (Dehngrenze) genommen, also die Belastung, bei der die Schraube maximal 0,2% plastische Verformung erfährt.

Einmal angezogene (hochfeste) Schrauben sind also in jedem Fall länger als unbenutzte, sind also bereits plastisch verformt.

Ob man die Schrauben nochmal verwendet oder nicht, ist m.E. eine Frage des Vertrauens zum "Vorschrauber" - also zu dem, der die Schraube ursprünglich mal angezogen hat. Wenn er statt 40° 45° weitergedreht hat, ist sie möglicherweise bereits kaputt.
 
Das stimmt. Die Pleuelschrauben sind aber aus hochlegierten Stählen und die tun uns den Gefallen nicht, eine ausgeprägte Streckgrenze zu haben, unterhalb der sie zuverlässig elastisch sind. Stattdessen wird beim Rechnen Rp0,2 (Dehngrenze) genommen, also die Belastung, bei der die Schraube maximal 0,2% plastische Verformung erfährt.

Einmal angezogene (hochfeste) Schrauben sind also in jedem Fall länger als unbenutzte, sind also bereits plastisch verformt.

Hängt immer vom Drehmoment ab, aber da könnten wir anfangen, Werkstoffeigenschaften zu studieren. Machen wir hier besser nicht.

Ob man die Schrauben nochmal verwendet oder nicht, ist m.E. eine Frage des Vertrauens zum "Vorschrauber" - also zu dem, der die Schraube ursprünglich mal angezogen hat. Wenn er statt 40° 45° weitergedreht hat, ist sie möglicherweise bereits kaputt.

Naja, das gilt immer: Nach fest kommt ab.

Ich geh hier schon mal davon aus, dass der vorige Schrauber die Anweisungen von BMW (hier: 'einfach' nur das korrekte Drehmoment, keine weiteren Anforderungen im WHB) befolgt. Andernfalls wäre der Betrieb eines gebraucht gekauften Krades guten Gewissens nur nach Komplettdemontage und Wiedermontage möglich. Das geht zu weit ;)

Und nun können wir ja noch die Diskussion über den Zustand der Oberfläche der zu fügenden Teile vom Zaun brechen: dann wirds vollends unübersichtlich. Mir ging es einfach nur um die Grundlagen.
 
...
Ich geh hier schon mal davon aus, dass der vorige Schrauber die Anweisungen von BMW (hier: 'einfach' nur das korrekte Drehmoment, keine weiteren Anforderungen im WHB) befolgt.
...

Bei einem Motor, der mutmaßlich noch nicht offen war, gebe ich dir recht.
Mit Grausen erlebe ich aber erfahrene Mechaniker, die Schrauben mit dem Drehmomentschlüssel drei mal nacheinander abknacken...
 
Zurück
Oben Unten