Ich habe mich heute mal an die Werkbank gestellt um einige Hauptbremszylinder zu reinigen bzw zu reparieren.
Nach meiner Erfahrung ist das eine Arbeit, die nach etwa 15 Jahren Betrieb fällig ist.
Zunächst muss der Hauptbremszylinder, in der Folge auch HBZ genannt, am Fahrzeug abgebaut werden. Dazu muss die Bremsleitung abgeschraubt werden,
WICHTIG!!! Lackteile abdecken, Bremsflüssigkeit wirkt wie Abbeize!!!
und die beiden M5 Inbusschrauben (4mm Schlüssel) am HBZ abgeschraubt werden.
Dann kann der HBZ einfach abgenommen werden.
Hier sieht man den ersten TYP, der seit 1980 bis zum Ende der Baureihe 1996 an den Monolever- und Zweiarmschwingenmodellen sowie den Paralever-GS mit den alten Schaltereinheiten (bis 1990) verbaut wurde.
Wenn man den HBZ von unten ansieht, erkennt man auch die Kolbengröße, die erhaben angegossen ist.
Parallel dazu habe ich auch den späteren Typ HBZ zerlegt, wie er an den Paralevermodellen R80/100R und GS mit den "Lego"-Schaltern (Blinkerbetätigung rechts und links getrennt) verbaut wurde.
Hier ist die Kolbengröße auf der Oberseite des Zylinders zu sehen.
Falls ich das noch nicht bei der Demontage am Fahrzeug gemacht habe (und dann die Bremsflüssigkeit mit einer Spritze abgezogen habe), schraube ich jetzt die rei Deckelschrauben raus.
Darunter kommt der Faltenbalg zum Vorschein. Er dichtet das System gegen die Außenluft ab und verhindert somit ein eindringen von Wasser.
Wie man deutlich sieht, ist ihm das auch gut gelungen.
So sieht er von der anderen Seite aus. Er darf nicht beschädigt sein!
Der Blick in das Innere des Bremsflüssigkeitsbehälters zeigt mir, dass das Fahrzeug immer gut gewartet wurde und sich wenig Schmutz abgesetzt hat. An der Stelle habe ich schon deutlich mehr schwarzen Schmodder entdecken dürfen.
Jetzt ist der Seegering dran, der den Bremskolben am herausfallen hindert. Da der Kolben mit einer Feder zurück gedrückt wird, muss er entweder mit dem Daumen vorgespannt werden oder z.B. auch im Schraubstock.
Hier sieht man den Seegering noch gut verschmutzt. Bremsflüssigkeit sollte hier nicht sichtbar sein, wenn doch, ist der Kolben zu tauschen.
Mit der Seegerzange sollte es dann klappen.
Hier liegt der Kolben vor mir. An der Außenseite, im Bild unten, gut verschmutzt, der Rest sieht gut aus. Da der Bremszylinder am Seegering trocken war und der Druckpunkt der Bremse nicht "gewandert" ist, werde ich den Kolben wieder verbauen.
Jetzt entferne ich den Bremsflüssigkeitsbehälter vom HBZ indem ich die Kreuzschlitzschraube an der Unterseite entferne und dann den Behälter vorsichtig aber mit Nachdruck abziehe.
Jetzt kommt ein O-Ring zum Vorschein, der dem Bremsflüssigkeitsbehälter gegen den HBZ abdichten soll. Man sieht hier schon, dass da Schmutzkristalle am Behälter sind, die da nicht hingehören und am HBZ unscharf rechts im Bild erkennt man gut, dass da Bremsflüssigkeit gestanden hat.
Jetzt wandert der ganze Kram erstmal zur Reinigung ins Ultraschallgerät. Als Reinigungsmittel hat sich auch hier Essigreiniger als gut brauchbar herausgestellt.
Nach der Reinigung und Trocknung mittels Druckluft sind die Teile wunderbar sauber und fast zur Wiedermontage bereit.
Ich habe hier zwei HBZ alte Ausführung mit 13 und 16mm sowie einen in der neuen Ausführung mit 15mm Kolben zerlegt.
Bervor ich mit der Montage beginne, inspiziere ich die Zylinderinnenfläche und meistens ist im Bereich des Seegerings zwischen Seegering und der ersten Kolbenmanschette die Lauffläche verschmutzt und mit Aluminiumoxyd bestückt. Da gehe ich mit einer kleinen rotierenden Bürste im z.B. Drehmel bei. In diesem Fall habe ich mir eine Silberdrahtbürste genommen. Aber auch Messing- oder Kunststoffbürstchen erfüllen den Zweck.
Falls der Zylinder auf der Innenseite im Bereich des Kolbens Korrosionsspuren hat, muss man abwägen, ob man den Zylinder noch wieder verwenden will. Ich habe einen Zylinder gerettet, in dem ich auch da weit drinnen mit der Silberdrahtbürste vorgereinigt habe und anschließend mit einem kleinen rotierenden Leinenschwabbel und Autosolpolierpaste den Zylinder geglättet habe. Er ist bis heute dicht geblieben!
Hier nun ein Blick in die Öffnung unterhalb des Bremsflüssigkeitsbehälters.
Die beiden Bohrungen müssen frei sein, besonders die kleine Bohrung rechts setzt sich gerne mal zu und das führt dann zu Merkwürdigkeiten im Bremshebelverhalten... Wenn man von der Kolbenseite Licht in den Zylinder fallen lässt, soll man das durch die Bohrung sehen können. Ich habe so eine dichtgesetzte Bohrung mit einem 0,3mm Bohrer wieder geöffnet.
Hier das gleiche beim HBZ neuen Typs, da ist die kleine Bohrung links im Bild.
So sieht ein kompletter "Reparatursatz Hauptbremszylinder" aus.
Nun kommt das gute Bremsenfett zum Einsatz, hier ein Tütchen, wie es z.B. bei den Bremborepsätzen mitgeliefert wird.
Die Dichtmanschetten werden ringsum damit eingefettet bevor der Kolben in den gereinigten HBZ eingeführt wird.
Keinesfalls ohne Fett zusammenbauen, notfalls kann man auch Bremsflüssigkeit verwenden, aber niemals ein anders Schmierfett!
Dann den Seegering wieder montieren. Hier ist er zwar im Zylinder angekommen, aber noch nicht hinter seinem Rezess gesichert.
So sitzt er richtig!
Hier sieht man noch etwas vermucheltes Aluminium im Bereich der Dichtfläche des O-Rings am Bremsflüssigkeitsbehälter.
Auch diese Fläche habe ich mit der Silberdrahtbürste gereinigt.
Der O-Ring ist auch nicht mehr glatt, daher tausche ich ihn gegen einen neuen aus. Kein Wunder, dass hier Bremsflüssigkeit ausgetreten ist.
Auch der O-Ring bekommt ein wenig Bremsenfett damit er sich leichter montieren lässt.
Anschließend den Bremsflüssigkeitsbehälter mit der Kreuzschlitzschraube festziehen.
Und nun wird der Rest montiert.
Hier der saubere Bremsflüssigkeitsbehälter.
So macht das schrauben Spaß!
Der saubere Faltenbalg hinterher. Alte Ausführung:
Neue Ausführung:
Bei der neuen Ausführung kommt noch dieser Platzhalter dazu:
Fertig!
Noch ein Tipp zur Wiedermontage:
Wenn das Bremssystem nicht neu befüllt werden soll, weil z.B. gerade erst vor kurzem ein Bremsflüssigkeitwechsel vorgenommen wurde, kann man den HBZ nach der Montage am Bremsschlauch auch einfach "von oben" entlüften.
Dazu fülle ich Bremsflüssigkeit in den Behälter schlage den Lenker nach links ein (der Bremszylinder sollte dabei rechts höher stehen als links, bei Stummellenkern darauf achten) und fange langsam an mit dem Bremshebel zu pumpen. Dabei beobachte ich die kleinen Luftbläschen, die aus der kleinen Bohrung in der Bremsflüssigkeit nach oben kommen. Nach einigen Minuten werden die Bläschen immer weniger und es baut sich langsam ein Druckpunkt auf. Wenn keine Bläschen mehr aufsteigen, ziehe ich den Bremshebel so weit wie möglich durch und belege ihn mit einem Kabelbinder am Gasgriff. So lasse ich das Fahrzeug über Nacht stehen und am nächsten Tag ist der letzte Rest Luft aus dem System entwichen. Gleichzeitig ist das eine gute Dichtigkeitsprüfung, denn bei dieser Dauerbelastung darf nirgends Bremsflüssigkeit aus dem System entweichen. Der Bremshebel soll am nächsten Tag immer noch auf Druck stehen!
Ergänzung von Walter (Euklid55):
Hinter dem Seegerring sammelt sich Dreck, etc. an. Dabei kann es passieren, dass das Vorderrad blockiert. Diese Stelle sollte nicht nur alle 15 Jahre überprüft werden. Kürzere Intervalle sind besser.
Nach meiner Erfahrung ist das eine Arbeit, die nach etwa 15 Jahren Betrieb fällig ist.
Zunächst muss der Hauptbremszylinder, in der Folge auch HBZ genannt, am Fahrzeug abgebaut werden. Dazu muss die Bremsleitung abgeschraubt werden,
WICHTIG!!! Lackteile abdecken, Bremsflüssigkeit wirkt wie Abbeize!!!
und die beiden M5 Inbusschrauben (4mm Schlüssel) am HBZ abgeschraubt werden.
Dann kann der HBZ einfach abgenommen werden.
Hier sieht man den ersten TYP, der seit 1980 bis zum Ende der Baureihe 1996 an den Monolever- und Zweiarmschwingenmodellen sowie den Paralever-GS mit den alten Schaltereinheiten (bis 1990) verbaut wurde.

Wenn man den HBZ von unten ansieht, erkennt man auch die Kolbengröße, die erhaben angegossen ist.

Parallel dazu habe ich auch den späteren Typ HBZ zerlegt, wie er an den Paralevermodellen R80/100R und GS mit den "Lego"-Schaltern (Blinkerbetätigung rechts und links getrennt) verbaut wurde.

Hier ist die Kolbengröße auf der Oberseite des Zylinders zu sehen.

Falls ich das noch nicht bei der Demontage am Fahrzeug gemacht habe (und dann die Bremsflüssigkeit mit einer Spritze abgezogen habe), schraube ich jetzt die rei Deckelschrauben raus.

Darunter kommt der Faltenbalg zum Vorschein. Er dichtet das System gegen die Außenluft ab und verhindert somit ein eindringen von Wasser.
Wie man deutlich sieht, ist ihm das auch gut gelungen.

So sieht er von der anderen Seite aus. Er darf nicht beschädigt sein!

Der Blick in das Innere des Bremsflüssigkeitsbehälters zeigt mir, dass das Fahrzeug immer gut gewartet wurde und sich wenig Schmutz abgesetzt hat. An der Stelle habe ich schon deutlich mehr schwarzen Schmodder entdecken dürfen.

Jetzt ist der Seegering dran, der den Bremskolben am herausfallen hindert. Da der Kolben mit einer Feder zurück gedrückt wird, muss er entweder mit dem Daumen vorgespannt werden oder z.B. auch im Schraubstock.
Hier sieht man den Seegering noch gut verschmutzt. Bremsflüssigkeit sollte hier nicht sichtbar sein, wenn doch, ist der Kolben zu tauschen.

Mit der Seegerzange sollte es dann klappen.

Hier liegt der Kolben vor mir. An der Außenseite, im Bild unten, gut verschmutzt, der Rest sieht gut aus. Da der Bremszylinder am Seegering trocken war und der Druckpunkt der Bremse nicht "gewandert" ist, werde ich den Kolben wieder verbauen.

Jetzt entferne ich den Bremsflüssigkeitsbehälter vom HBZ indem ich die Kreuzschlitzschraube an der Unterseite entferne und dann den Behälter vorsichtig aber mit Nachdruck abziehe.

Jetzt kommt ein O-Ring zum Vorschein, der dem Bremsflüssigkeitsbehälter gegen den HBZ abdichten soll. Man sieht hier schon, dass da Schmutzkristalle am Behälter sind, die da nicht hingehören und am HBZ unscharf rechts im Bild erkennt man gut, dass da Bremsflüssigkeit gestanden hat.

Jetzt wandert der ganze Kram erstmal zur Reinigung ins Ultraschallgerät. Als Reinigungsmittel hat sich auch hier Essigreiniger als gut brauchbar herausgestellt.

Nach der Reinigung und Trocknung mittels Druckluft sind die Teile wunderbar sauber und fast zur Wiedermontage bereit.
Ich habe hier zwei HBZ alte Ausführung mit 13 und 16mm sowie einen in der neuen Ausführung mit 15mm Kolben zerlegt.

Bervor ich mit der Montage beginne, inspiziere ich die Zylinderinnenfläche und meistens ist im Bereich des Seegerings zwischen Seegering und der ersten Kolbenmanschette die Lauffläche verschmutzt und mit Aluminiumoxyd bestückt. Da gehe ich mit einer kleinen rotierenden Bürste im z.B. Drehmel bei. In diesem Fall habe ich mir eine Silberdrahtbürste genommen. Aber auch Messing- oder Kunststoffbürstchen erfüllen den Zweck.
Falls der Zylinder auf der Innenseite im Bereich des Kolbens Korrosionsspuren hat, muss man abwägen, ob man den Zylinder noch wieder verwenden will. Ich habe einen Zylinder gerettet, in dem ich auch da weit drinnen mit der Silberdrahtbürste vorgereinigt habe und anschließend mit einem kleinen rotierenden Leinenschwabbel und Autosolpolierpaste den Zylinder geglättet habe. Er ist bis heute dicht geblieben!

Hier nun ein Blick in die Öffnung unterhalb des Bremsflüssigkeitsbehälters.
Die beiden Bohrungen müssen frei sein, besonders die kleine Bohrung rechts setzt sich gerne mal zu und das führt dann zu Merkwürdigkeiten im Bremshebelverhalten... Wenn man von der Kolbenseite Licht in den Zylinder fallen lässt, soll man das durch die Bohrung sehen können. Ich habe so eine dichtgesetzte Bohrung mit einem 0,3mm Bohrer wieder geöffnet.

Hier das gleiche beim HBZ neuen Typs, da ist die kleine Bohrung links im Bild.

So sieht ein kompletter "Reparatursatz Hauptbremszylinder" aus.

Nun kommt das gute Bremsenfett zum Einsatz, hier ein Tütchen, wie es z.B. bei den Bremborepsätzen mitgeliefert wird.

Die Dichtmanschetten werden ringsum damit eingefettet bevor der Kolben in den gereinigten HBZ eingeführt wird.

Keinesfalls ohne Fett zusammenbauen, notfalls kann man auch Bremsflüssigkeit verwenden, aber niemals ein anders Schmierfett!

Dann den Seegering wieder montieren. Hier ist er zwar im Zylinder angekommen, aber noch nicht hinter seinem Rezess gesichert.

So sitzt er richtig!

Hier sieht man noch etwas vermucheltes Aluminium im Bereich der Dichtfläche des O-Rings am Bremsflüssigkeitsbehälter.
Auch diese Fläche habe ich mit der Silberdrahtbürste gereinigt.

Der O-Ring ist auch nicht mehr glatt, daher tausche ich ihn gegen einen neuen aus. Kein Wunder, dass hier Bremsflüssigkeit ausgetreten ist.

Auch der O-Ring bekommt ein wenig Bremsenfett damit er sich leichter montieren lässt.

Anschließend den Bremsflüssigkeitsbehälter mit der Kreuzschlitzschraube festziehen.

Und nun wird der Rest montiert.
Hier der saubere Bremsflüssigkeitsbehälter.
So macht das schrauben Spaß!

Der saubere Faltenbalg hinterher. Alte Ausführung:

Neue Ausführung:

Bei der neuen Ausführung kommt noch dieser Platzhalter dazu:

Fertig!

Noch ein Tipp zur Wiedermontage:
Wenn das Bremssystem nicht neu befüllt werden soll, weil z.B. gerade erst vor kurzem ein Bremsflüssigkeitwechsel vorgenommen wurde, kann man den HBZ nach der Montage am Bremsschlauch auch einfach "von oben" entlüften.
Dazu fülle ich Bremsflüssigkeit in den Behälter schlage den Lenker nach links ein (der Bremszylinder sollte dabei rechts höher stehen als links, bei Stummellenkern darauf achten) und fange langsam an mit dem Bremshebel zu pumpen. Dabei beobachte ich die kleinen Luftbläschen, die aus der kleinen Bohrung in der Bremsflüssigkeit nach oben kommen. Nach einigen Minuten werden die Bläschen immer weniger und es baut sich langsam ein Druckpunkt auf. Wenn keine Bläschen mehr aufsteigen, ziehe ich den Bremshebel so weit wie möglich durch und belege ihn mit einem Kabelbinder am Gasgriff. So lasse ich das Fahrzeug über Nacht stehen und am nächsten Tag ist der letzte Rest Luft aus dem System entwichen. Gleichzeitig ist das eine gute Dichtigkeitsprüfung, denn bei dieser Dauerbelastung darf nirgends Bremsflüssigkeit aus dem System entweichen. Der Bremshebel soll am nächsten Tag immer noch auf Druck stehen!
Ergänzung von Walter (Euklid55):
Hinter dem Seegerring sammelt sich Dreck, etc. an. Dabei kann es passieren, dass das Vorderrad blockiert. Diese Stelle sollte nicht nur alle 15 Jahre überprüft werden. Kürzere Intervalle sind besser.