Zu meiner Aussage:
Mein Instinkt sagt mir aber, dass durch den technischen Murks in der Konstruktion sowie die Komplexität mit Kardan und co. bei den 2V Boxern schlechte Wartung und Standschäden schneller und härter durchschlagen.
Bei den Hondas war Getriebe, Kraftübertragung, Elektrik und Motor nie so ein riesen Thema. Hier schon. Entweder ebay & basteln oder zusätzlich Werkstatt zahlen.
=> Ich beziehe mich hier auf meine Hondas. 1986er XBR 500 / 1990er VFR 750F.
(1) Beide Hondas waren durch
Kette technisch problemloser, der Zustand konnte direkt überprüft werden. Die Reparatur war hier immer überschaubar.
Beim
Paralever scheint die Längsverschiebung ein Thema zu sein.
In das
Getriebe der BMW tritt bei nachlässiger Wartung schneller
Wasser ein. Wenn dieses
Getriebeöl nicht im Turnus mit dem Motoröl gewechselt wird ist der Effekt stärker.
Bei den Hondas gibt es bei nachlässiger Wartung imho weniger Nebeneffekte.
(2)
Lichtmaschine bei den o.g. Hondas i.d.R. unkritisch, bei den alten Boxern ein Thema. Beim Boxer ist sowohl die Diodenplatte als auch der Rotor mit der einseitigen Lagerung eine technische Schwachstelle.
Bei der VFR gabs dafür mit der Zündeinheit schon mal Probleme.
(3)
Motor. Der VFR Motor ist gut und dabei trotz interessanter Detaillösungen etwas langweilig. Laufzeiten "sehr lang", ohne dass hier viele Reparaturen zu erledigen sind.
Der Eintopf XBR Motor vielleicht nicht ganz so "langweilig" und eine andere - kleinere - Klasse. Zwischen 70.000 und 100.000 km waren die oft fertig. Aber bis dahin liefen die meist ohne viel Reparaturen.
Die BMW (1989er GS 100) hat einen sehr robusten Grundmotor, aber der Zylinderkopf ist durch seine alte Konstruktion schon verschleißanfällig. Auf den Ventiltrieb muss man einfach stärker achten und "aufpassen".
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Ich mag den Charakter der Boxer sehr, gerade auch die Schrulligkeit.
Die Komplexität mit dem Kardan ist einfach höher, das ist für den Käufer ein Bastlerfahrzeugs ein erhöhtes Risiko.
Die
Konstruktion ist technisch älter, als es das Baujahr 1989 meiner GS sugeriert. Das setzt sich in der damals schon nicht mehr zeitgemäßen Bremse und dem auch damals schon kritisierten Federbein fort.
Die Q-Treiber müssen mit Engagement Unpässlichkeiten ausgleichen, damit sie gut über die Saison kommen. Hierbei vergleiche ich nur die Fahrzeuge der 80er / frühe 90er Jahre. Der Fairness halber muss ich aber auch sagen, dass meine Hondas damals nicht so alt waren, weniger gelaufen hatten und besser gewartet waren, ohne Standschäden.
Das Wort "Murks" ist provozierend und mag nerven, gerade wenn ein Neueinsteiger dies gegenüber Leuten rauslässt, die seit 30 Jahren an den Kühen schrauben und i.d.R. gut damit fahren.
Murks wären für mich tatsächlich Konstruktionslösungen, die nicht zuende gedacht sind, oder die kurzfristig angepasst wurden, um andere Konsequenzen (e.g. Kardan trocken legen gegen plötzlichen Ölverlust) zu vermeiden.
Beispiele
- trockener Paralever mit benötigtem Längenausgleich (Drehpunkt) und fehlender Wartungshinweis von BMW DE (Fokus Vertrieb / Wartungskosten)
- Platzierung der Lichtmaschine ggü Vibrationen und Temperatureinfluss, Lima-Ladeleistung im Kontext zum Fokus Fernreise und Zubehör Heizgriffe.
- Getriebe in einer unzureichenden Auslegung was Bedienung und Haltbarkeit betrifft.
- Federbein mit zu harter (1987er GS), dann zu weicher (1989er GS) und technisch zu schwacher Auslegung (Durchbiegung Kolbenstange, Undichtigkeit)
- Notfall-Kickstarter mit schwacher Auslegung und unpassender Übersetzung
- Blinkschalter (GS alt), bei dem man ohne Hinschauen aufs Display die Position nicht so leicht rückstellen kann (Honda: Klick-Rückstellung, Vespa PX: großer Taste bleibt in Kippung links / mittel / rechts).
- Zündschloß mit Sicherheits-Klappschlüssel über vier Stellpositionen zu schalten, aber Lenkschloss extra.
- Ur-GS ohne Seitenständer-Auslegung, Notlösung am Sturzbügel, Hautständer mit sehr hohen Bedienkräften.
Ich mag meine Kuh und es passt wie es ist. Franco hat gefragt, in welchem Kontext meine provozierende Aussage gemeint war.
Vielleicht sind die Gedanken jetzt etwas nachvollziehbarer.
Mir geht es schon auch darum, dass man mit der Q ein Stück Geschichte kauft. Aber als möglichst problemloses Arbeitsgefährt wirds ggf. schwierig - besonders im Vergleich zu den 80er Jahre Japanern, insbesondere Honda mit der hohen (meist sehr durchdachten) Detail-Qualität.
Historisch nachvollziehbar ist ja auch, dass BMW Motorrad in den 70er / 80ern an der Wand stand und man mit kleinen Mitteln aus dem "Baukasten" etwas leckeres Kochen musste. Damit keiner Verhungert und BMW Motorrad nicht eingestellt wird. Wenn man das so sieht, sind die ersten GS-Baureihen umso interessanter und die Macken (aus dem begrenzten) Bugdet des Baukastens nachvollziehbarer. Dank dem Erfindergeist der normalen BMW-Leute hats ja auch letztlich hingehauen mit der Zukunft.
Aber es sei mir gegönnt, bei einigen Dingen von "Murks" und bei anderen Dingen von für den Käufer von "riskant" zu sprechen. Gerade im Vergleich zu Japanern der 80er.
Schönen Feiertag Euch.
