„Unrunder“ und „hängender“ Leerlauf

Sprottenboxer

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02. Juni 2011
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Kiel
Nach Vergaserrevision mit Reinigung, neuen Düsen, Membranen und Dichtungen beim Händler macht meine R 100 RS Baujahr 1982 (Originalmotor, -Vergaser, -Luftfilter und optisch/akustisch wie „originaler“ Edelstahlauspuff) folgende Probleme:


Nach unauffälligem Kaltstart und rundem Leerlauf im kalten Zustand ändert sich das Verhalten bei richtig warm gefahrenem Motor:


- Aus höherer Drehzahl bleibt nach dem Gas wegnehmen die Leerlaufdrehzahl zunächst bei ca. 2.000 U/min „hängen“ und geht dann nur ganz langsam auf normale Leerlaufdrehzahl zurück.


- Der Leerlauf ist dann sehr „unrund“; der linke Zylinder scheint nicht richtig mitzulaufen.

Bei erhöhter Drehzahl scheint dann wieder alles in Ordnung zu sein: Sie läuft und hängt sauber am Gas, kein auffälliges Schütteln oder Vibrieren.

Sobald (mit der schon beschriebenen Verzögerung) wieder Standgas anliegt, geht das Geschüttel wieder los.



  • - Da ein Profi am Vergaser geschraubt hat, sollte da ja jetzt eigentlich alles OK sein…:---)
  • - Benzinversorgung bis zum Vergaser in Ordnung
  • - Vergasereinstellen (Standgas, Gemischregulierung) hat nichts gebracht, die Gemischregulierung scheint sogar fast keinen Einfluss auf dem Motorlauf zu haben
  • - die Synchronisation sieht auch gut aus (Synchrontester)
  • - Gummis zwischen Vergaser und Zylinderkopf sind ein Jahr alt, rissfrei und dicht
  • - Ansaugstutzen im Zylinderkopf ist fest und nicht irgendwie lose
  • - Schieber in beiden Vergasern sind beim Gaswechsel frei beweglich
  • - Zündkerzen waren fast neu, auch ganz neue haben keine Änderung gebracht
  • - Kompression unauffällig, links sogar minimal höher als rechts
  • Zylinderköpfe sind vor ca. 3.000 km überholt worden
  • - Ventilspiel ist OK
  • - Zündzeitpunkt ist OK

Bevor ich mich nächste Woche nochmal auf den Weg zum Händler mache: Was ließe sich am Feiertag vorab noch prüfen ? Es können ja verschiedene Ursachen gleichzeitig vorliegen. Wer weiß, was da nun zufällig kaputt gegangen ist.


Kann eine Ursache im Bereich der Zündung liegen ?
Wie äußert sich eine „fast kaputte“ Zündspule/Kabel/Stecker/Zündeinheit/Hallgeber ?

Was kann im Vergaser falsch gemacht worden sein ?


Ich bin ratlos :nixw:- Für einen guten Rat wäre ich dankbar !

Fröhliche Ostergrüße aus dem Norden
Sprottenboxer
 
Die Symptome kenne ich von Vergasern, die am Motor eingestellt wurden, ohne ihn vorher richtig !! warm zu fahren.

Den Motor richtig warm fahren heißt nicht unter 30km fahren und dann am laufenden Motor die Vergaser in Grundeinstellung bringen, könnte helfen.

Es sollte auch geprüft werden, ob die Chokeeinrichtung wieder richtig installiert wurde und freigängig ist, ist auch ein beliebter Fehler.

Edit: Könnte auch sein, dass die Drosselklappen durch zu stramm eingestellte Bowdenzüge hängen, d.h. zu weit geöffnet sind.
 
Ich würde trotz allem nochmal das Ventilspiel kontrollieren.

Vielleicht hängt aber auch die Zündverstellung.

Andreas
 
Das meiste wurde schon genannt:
- Ventilspiel zu knapp
- Frühverstellung der Zündung hängt
- Spiel der Vergaserzüge zu knapp (oder diese defekt)
- Choke-Betätigung hängt
- Motor zieht Falschluft.

Allein die letztgenannte Ursache ist weder messtechnisch noch augenscheinlich zu diagnostizieren. Da hilft Bremsenreiniger, mit dem man den gesamten Saugtrakt ansprüht, während der Motor läuft.
 
Auf die Gemisch-Schrauben sollten die Vergaser schon reagieren.
Und gerade das "Abtouren" hängt sehr vom Leelaufgemisch ab.

Natürlich alles vorhergenannte kontrollieren. Spiel der Züge usw.
 
Zuletzt bearbeitet:
Allein die letztgenannte Ursache ist weder messtechnisch noch augenscheinlich zu diagnostizieren. Da hilft Bremsenreiniger, mit dem man den gesamten Saugtrakt ansprüht, während der Motor läuft.

Aber bitte die Kiste dabei - wenn's geht - nicht abfackeln (ich kenn' einen, der das wegen eines defekten Kerzensteckers schon mal fast hingekriegt hätte).
 
Das klingt für mich wie ein gerissener O-Ring an einer Leerlaufgemischschraube, obwohl das ja nach der Vergaserrevision eigentlich ausgeschlossen sein sollte.
 
Ich habe das Ventilspiel nochmals geprüft. Ist immer noch OK.
Ich habe auch den Zündzeitpunkt nochmals geprüft: Ist auch immer noch OK.
Die Züge sind alle gängig; Gas- und Chokehebel sind in Ruhestellung am Anschlag; alle Züge haben dann auch Spiel.
"Bremsenreinigertest" durchgeführt (danke für die "feurige" Warnung!) - keine Änderung des unrunden Leerlaufs.
"Leerlaufgemischschraubentunnel" und "Synchrontestereingangsschrauben" mit aufgepresstem Finger beidseits sicher luftdicht verschlossen - keine Änderung.
Die neuen Kerzen sahen nach 30 km Probefahrt übrigens wie folgt aus: Rechts total verrußt - trocken schwarz und links fast ganz sauber. Da der Motor zum Schluss auf dem Hof noch eine Zeit lang im Leerlauf lief, ist das sicher nicht repräsentativ, mag aber trotzdem auch etwas aussagen.

Trotz Profiarbeit doch ein Vergaserproblem ?

Frank
 
Ähnlich Unerklärliches hatte ich mal bei einem Kumpel.
Nach Austausch von Membran, Gassschieber usw und einem halben Nachmittag: Läuft, losfahren, zurückkommen, läuft wieder nicht, war die Lösung, dass ein Schwimmer dermaßen dumm hing, dass die Sache immer solange gut ging, bis die Schwimmerkammer wieder zu voll gelaufen war.
(Der Kumpel war mit grobem Schuhwerk heftig gegen die Schwimmerkammer gestoßen und hat die "verschoben"! Erstaunlicherweise ist sie nach außen dicht geblieben!)
Gruß

Gert
 
"Leerlaufgemischschraubentunnel" und "Synchrontestereingangsschrauben" mit aufgepresstem Finger beidseits sicher luftdicht verschlossen - keine Änderung.
...
Trotz Profiarbeit doch ein Vergaserproblem ?
Wenn sich beim Einstellen bzw Verstellen der Gemischschrauben nichts tut,
dann liegt da das Problem und führt zu diesen Symptomen.
Da bringt ein Abdecken nichts.

Grüße
MB
 
Mein erster Ansatz wäre jetzt erst mal die Leerlaufgemischregulierschrauben prüfen.

Ist der O-Ring ok?

Ist die Spitze noch spitz?

usw.
 
Ich würde die Vergaser nochmal ins Ultraschallbad hängen. Da wird wohl ein Kanal des Leerlaufsystems dicht sein.

Das sehe ich auch so. Wenn die Kegel der Einstellschrauben OK ist, fehlt der Schraube (ausser Dreck- und Oxidbefall meist nix.

Manchmal löst sich Rost vom Mischkammerdeckel innen ab und verstopft das System. Da helfen nur noch operative Eingriffe.

Andreas
 
Liebe Kollegen,

vielen Dank für die Tipps - sie läuft jetzt wieder so wie sie soll ! :applaus:

Wie es sich gehört, haben sich mehrere Fehlerquellen ergeben:

1. Der grade erst frisch gereinigte Leerlaufkanal war auf der Probefahrt mit Schmodder zugesetzt worden, der offenbar aus der Motorgehäuseentlüftung stammte. Solchen Winterschmodder hatte ich da zwar noch nie, aber irgendwann ist es eben immer das erste Mal... Nochmal alles zerlegt und gereinigt und nun läuft sie wieder im Leerlauf ordentlich. Nach Motoröl- und -Filterwechsel sollte auch das Schmodderproblem gelöst sein.

2. Leider blieb das Problem mit dem "Hängenbleiben": Drehte sie über 2.000 U/min, brauchte sie meist eine Weile, bis sie wieder auf Leerlaufdrehzahl herunterkam. Ursache war der Hallgeber / Fliehkraftregler, der manchmal :---) hängenblieb. Und manchmal eben nicht. Ein gebrauchter "Neuer" hat das Problem nun gelöst, der alte wird bei Gelegenheit zerlegt und repariert. Dabei hätte ich nach "bestandener" Zündzeitpunktprüfung schwören mögen, daß es daran nicht gelegen hat... (Vorführeffekt). 200 Kilometer Probefahrt und nun ist alles gut.

Vielen Dank und viele Grüße aus Kiel

Frank
 
Sehr schön :gfreu:

....und danke, dass du die tatsächlichen Fehler "nachgemeldet" hast.

Von diesem Feedback lebt die Gemeinschaft :fuenfe:
 
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