Hallo Uwe,
Woher weiß ich aber das ich um 360 grad gedreht habe? Vielleicht blöde frage ,aber ich weiß es echt nicht
und warum muss man um 360 grad drehen.
Dann will ich dir ma Input geben:
Der Viertaktmotor braucht für einen Durchlauf aller 4 Takte (1.Ansaugen, 2. Verdichten, 3. Arbeiten, 4. Ausstossen) 2 komplette Umdrehungen der Kurbelwelle.
Bei 1 geht der Kolben bei geöffnetem Einlassventil (das dem Vergaser zugewandte) in Richtung Kurbelwelle (beim Boxermotor in Richtung Motorenmitte).
Kurz vor Erreichen des unteren Umkehrpunkte des Kolbens, auch unterer Totpunkt oder kurz UT genannt, wird das Einlassventil geschlossen.
Der Kolben wird nun von der Kurbelwelle nach "oben", also in Richtung Zylindekopf, gedrückt, das ist Punkt 2, das Verdichten des Benzin/Luftgemisches.
Kurz vor dem oberen Umkehrpunkt, auch oberer Totpunkt oder Kurz OT genannt, zündet die Zündkerze das Gemisch und drückt den Kolben wieder nach unten.
Das ist dann der 3. Takt, das Arbeiten.
Kurz vor dem UT öffnet nun das Auslassventil zum Auspuff hin.
Durch den 4. Takt, bei dem der Kolben wieder in Richtung Zylinderkopf gedrückt wird, stösst der Kolben das verbrannte Gemisch, die Abgase also, durch das Auslassventil aus.
Kurz vor dem OT wird nun das Einlassventil geöffnet, so sind beide Ventile für eine Kurze Zeit gleichzeitig offen.
Bei einem Einzylindermotor geht also ein Kolbenhub, das Ausstossen (4.Takt), ohne Arbeit vonstatten.
Der BMW-Boxermotor ist so aufgebaut, dass beide Kolben gleichzeitig nach aussen und nach innen fahren.
Durch die versetzte Anordnung des Arbeitstaktes um 360° Kurbelwellenumdrehung erreicht man so, dass bei jeder Kurbelwellenumdrehung ein Arbeitstakt stattfindet.
Die Ventile stellst du nun wie folgt ein:
Beide Ventildeckel abschrauben.
Nimm den Gummi neben dem Ölmesstab vom Schauloch und dreh den Motor solange, bis die Markierung OT im Loch sichtbar wird.
Auf einer Seite wirst du nun kein Ventilspiel feststellen können, da ja beide Ventile gleichzeitig geöffnet sind, also am Anfang des Taktes 1 (Ansaugen)
Jetzt steht der gegenüberliegende Kolben im Zündungs-OT, beide Ventile sind geschlossen und nun kann hier das Ventilspiel eingestellt werden.
Auslass 0,20mm, Einlass 0,15mm, dann bist du auf der siceren Seite.
Lieber ein bisschen mehr als zu wenig.
Die Fühlerlehre muss saugend durchflutschen.
Und das evtl. Spiel der Stösselstange wie schon angeführt wurde, durch Druck auf die Schraube eliminieren.
Wenn die eine Seite eingestellt ist, musst du die Kurbelwelle genau einmal herumdrehen, also um 360°.
Somit ist nun die eingestellte Seite am Anfang des Ansaugtaktes (beide Ventile geöffnet) und der andere Zylinder im Zündungs-OT, also beide Ventile geschlossen und jetzt einzustellen.
Das Bewegen der Ventile kann man übrigens sehr gut sehen.
Um deine letzte Frage noch zu beantworten:
Wenn du die Kurbelwelle nicht drehst, und beide Seiten einstellst, hast du auf der einen Seite ein korrektes Ventilspiel, auf der anderen Seite aber dann 4-5 mm (wenn das die Einstellschrauben überhaupt zulassen).
Der Motor würde, wenn überhaupt, nur auf einem Zylinder laufen* und aus dem anderen Kopf würde extremes Geklapper zu hören sein, da die Kipphebel dann mit Schmackes auf die Ventile hauen.
* Wie der berühmte Sack voller Nüsse!