Glückwunsch, Ben, zu dem schönen Motorrad. Von dem, was man sehen kann, ist es etwas Arbeit, aber wenn Du das unter Hobby und Spaß verbuchst, klingt es schon gar nicht mehr so schlimm. Mit Lackpolitur, Alu- und Chromkur kannst Du bei dem Motorrad richtig was herausholen, glaub es mir.
Der Preis war eine Wette auf einen technisch halbwegs gesunden Zustand - wie bei jeder Auktion. Da hast Du nun Deinen Tippschein beim Totalisator abgegeben, und Du wirst hautnah erleben, ob die Wette gewinnt. Die gute Nachricht: wenn die Wette kein Geheimtipp war, wirst Du in vielen Fällen mit etwas mehr Arbeit (s.o.) und vergleichsweise wenig Kohle zurechtkommen, wenn Du einigermaßen schrauben kannst.
Was das mit dem Motor starten angeht, kann ich eine Erfahrung mit Dir teilen: ein Kumpel hat vor ein paar Jahren eine Kawa Tenai 650cc Plastik-Enduro geschenkt bekommen. Der Bock stand 15 jahre am Pflaumbaum angelehnt im Garten. Er hat es in eine Werkstatt gegeben, die haben ihm einen KVA 1200€ ohne Erfolgsgarantie gemacht - hat er natürlich nicht machen lassen, war ja auch prohibitive Preisgestaltung. Ich habe ihm angeboten, die Karre bei mir mal anzuschauen, max 200€ für notwendige teile zu spendieren und dann zu sehen, ob wir die Kiste zum laufen bringen. Falls nicht, sind 2 Abende und 200€ weg, falls ja, kann er mit überschaubarem Aufwand ein Motorrad fahren.
Am ersten Abend haben wir Motoröl gewechselt, Vergaser (der sabberte) gesäubert, abgedichtet und mit neuen Verschleißteilen bestückt, Benzin geholt, Kerze, Batterie, LuFi, Kühlflüssigkeit getauscht etc..
Am zweiten Abend haben wir auf den Knopf gedrückt. Sprang nicht an. 1 Minute georgelt, nichts. Noch mal eine Minute georgelt, da wurden die Krümmer langsam warm. Noch eine Minute (zwischendurch immer mal wieder den Starter abkühlen lassen) und die Krümmer waren richtig warm.
Nach insgesamt locker 10 Minuten orgeln war der Motor so gerade in der Lage, sich selbst am Leben zu erhalten. Der Platz hinter dem Auspuff war schwarz-rot gesprenkelt.
Es gab einen dritten Abend, die lief der Motor nach rund 20 Minuten (immer wieder abkühlen lassen) einigermassen rund.
Danach ging die Möhre zum TÜV, er hat zugelassen, und ich bin gefahren. Höchstens jedes zweite Pferd war im Stall (nominal hat die Kiste 48PS). Es hat nochmal rund 2000km gedauert (auf denen wir noch 2 mal das Öl gewechselt haben), bis die zweite Hälfte Pferdchen wach war und die Kiste ordentlich Leistung hatte. Der Kollege fährt heute noch und Spaß an seinem Motorrad (ist halt kein Experte). Das war eine Roßkur, ohne Frage, hätte auch schiefgehen können, ging's aber nicht.
Was ich sagen will: es macht Sinn, bei Standuhren einen sinnvollen Mix aus Sorgfalt und Ausprobieren walten zu lassen. Und irgendwann kommt der Moment der Wahrheit, und das ist gut so. Trau Dich was.
Und noch ein Tipp aus eigener Erfahrung: im Betrieb kann es schon mal vorkommen, besonders bei unbekannter Historie, daß ein Ventilschaft sich vom Teller trennt. Das ist blöd, weil es große Folgeschäden hervorruft (= kapitaler Motorschaden). Deswegen würde ich, wenn alles läuft und soweit gerichtet ist, die Köpfe abbauen und vom Profi checken lassen. ventile unbesehen erneuern, Führungen und Sitze nach Expertenrat. Kostet ca. zwischen 250 und 500€, aber beruhigt ungemein. Danach hast Du für sehr lange Zeit Ruhe.