S
ScottColumbus
Gaststatus
Eines vorab: für die lange Wartezeit zum Laden der Bilder entschuldige ich mich in allerschärfster Form.
Vom häßlichen Entlein…
Vier Tage vor dem heiligen Abend des Jahres 2008 – alle Weihnachtsgeschenke waren gekauft – saß ich in meinem Kämmerlein, so still für mich hin. Und während ich so an nichts dachte, fuhr mir ein Muskelkrampf in die rechte Schulter, von da den Bizeps und Unterarm runter, durch die Hand bis in die Fingerspitzen. Was sagt meine Frau immer, wenn ich einen Krampf habe? STRECKEN! Das tat ich dann auch. Ich machte meinen Zeigefinger so lang wie ich konnte. Das Problem war: unter meiner Fingerkuppe war die linke Maustaste, und unter dem dazugehörigen Mauspfeil die „Jetzt Bieten“-Schaltflächen, welche wiederum zu einer Auktion in der Rubrik Fahrzeuge/…/BMW gehörte.
Es war so einsam da draußen, dass außer mir niemand dasselbe tat, so dass ich für 1.200 EUR Eigentümer dieser ehemals sehr vornehmen, jetzt aber doch überreifen Grande Dame wurde. Im Netz sah sie so aus:
Am folgenden Tag haben mein Sohn und ich den Anhänger hintergehakt, und dann sind wir von der Nordheide ins Wendland gefahren. Erst über die Autobahn, dann über die Bundes-, Landes-, und Kreisstraßen, weiter über Landwirtschaftswege und Spurbahnen, sowie über den alten Ochsentreck-Pfad zu einem Bauenhof, der von drei Hardcore-Ökos betrieben wurde. Ich bin sicher, die drei Acker-Öhis haben außer Mutti nie eine Frau gesehen, weder nackt noch angezogen. Die BMW gehörte allen dreien, und sie sah so aus, als ob sie nur als Ackerschlepper zum Pflugziehen eingesetzt wurde. Die Batterie war tot, so dass wir nichtmal hören konnten, ob sie lief.
Da ich Angst hatte, dass einer der freilaufenden Mufflons mir die Klöten abbeißen könnte, habe ich die große rote Kuh auf den Anhänger gewuchtet, notdürftig mit Seilen festgetüdelt und dann fluchtartig das Gelände verlassen.
Zu Hause hat der Kärcher zumindest optisch ein kleines Juwel unter der märkischen Erde hervorgebracht.
Zwei zusätzliche Räder waren bei den 1.200,-EUR auch dabei.
Dann kommt der Augenblick, bei der ein Mann allein sein muss. Die Werkstatt wird aufgeräumt, der Boden ausgefegt und abgedeckt, die Gasheizung zum Bullern gebracht und alles für kommenden Arbeiten vorbereitet. Ich liebe das.
Zuerst kommt die Bestandsaufnahme. Was bekommt man für 1.200,-EUR? Eine vollwertige BMW oder Kernschrott?
Ich liebe es, alte Dinge in den Neuzustand zu putzen. Wenn ein altes Teil rettbar ist, würde ich es immer einem Neuteil vorziehen. Nicht nur aus Kostengründen, sondern weil ich eine gewisse Patina an alten Motorrädern schön finde.
Zuerst habe ich mir die Vergaser vorgenommen. Von außen sahen sie halbwegs gut aus, von innen jedoch hat mich das blanke Entsetzen gepackt.
160,-EUR habe ich nur für die neuen Innereien der beiden Gasfabriken ausgegeben, obwohl ich die Membrane nur als billige Generika gekauft habe. Ein schwerer Fehler, wie sich später herausstellte. Mit den dicken Gummipellen in den Flachdeckelvergasern lief die Kuh später wie ein Sack Nüsse. Erst die originalen BMW-Membrane brachten Linderung.
Ich habe die Vergaser mit der Zahnbürste und Autosol, mit Ballistol, Bremsenreiniger, einem Polierschwamm sowie einem Kukidentbad wieder auf Vordermann gebracht.
Der Luftfilter war mit Sicherheit auch noch der erste!
Ich liebe diese Wendländer Bio-Bauern.
Die nächste Überraschung war die Bremsanlage, und zwar komplett. Aus dem Hauptbremszylinder war Bremsflüssigkeit ausgelaufen und hatte den Lack an der Flanke des Tanks, die von der RT-Verkleidung verdeckt ist, beschädigt. Einem befreundeten Lackierer bei mir im Ort habe ich das Problem gezeigt. Er hat die Tankseite geschliffen und dann einen passenden Lack von einem Nissan gefunden. Nass in Nass hat er den schwarzen Bereich dann ebenfalls lackiert. Das Ganze hat als Smartrepair 130,-EUR gekostet. Leider habe ich nur Bilder vom nachlackierten Tank.
In den Bremssätteln war schon lange keine Bremsflüssigkeit mehr und sowohl die Gummidichtungen als auch die Bremskolben selbst Schrott.
Seit dem Tag bin ich ein großer Fan von Bref Power Fettlöser. Ich hätte nie gedacht, dass ich die Ate-Sättel in den Neuzustand zurückversetzen könnte. Hat aber geklappt.
Die Bremsanlage hat mich an den Rande des Suizids gebracht, denn ich war ums Verrecken nicht in der Lage, einen Druckpunkt zu erzeugen. Hektoliter von DOT4 sind durch die Bremse geflossen, von oben nach unten und von unten nach oben. Gebremst hat sie nicht, obwohl sie dicht war. Ich habe vorher schon tausendmal Bremsen „gemacht“, aber noch nie Schwierigkeiten dabei gehabt. Und jetzt, beim 1001 mal sollte es anders sein?!?
Den entscheidenden Tipp habe ich von einem befreundeten Ducati-Schrauber bekommen. Er meinte, dass die alten Gummileitungen von innen leicht aufquellen. Hinter so einer Schwellung könnten sich Luftbläschen sammeln. Wenn man die Anlage mit Bremsflüssigkeit befüllt und zu entlüften versucht, pumpt man die Flüssigkeit an der Schwellung vorbei. Die Luftblase bleibt wo sie ist, und man bekommt ein scheinbar intaktes Bremssystem nicht entlüftet. Erst der Einbau von Stahlflexleitungen hat das Problem beseitigt.
In der Ebay-Artikelbeschreibung stand übrigens in Arial 4,5 der Satz: „Ach ja, die Kolbenringe müssen neu, glaube ich“.
Ich hatte ohnehin vor, die Dousender auf Nikasil-Zylinder umzurüsten, insofern war mir egal, was da stand. Aber die Kompression zu messen, ist nie verkehrt, dachte ich mir.
Der Druck auf den Starterknopf brachte ein furchtbares Kreischen aus dem Kupplungsgehäuse hervor. Aber der Anlasser drehte zumindest die Kurbelwelle durch. Links lagen 11 bar an. Nicht schlecht. Rechts maß ich 2 bar. Selbst bei großzügigster Auslegung aller Toleranzen war das zu viel. Also habe ich die Zylinder und Zylinderköpfe demontiert. Und zum Vorschein kam das hier:
Ich mag Bio-Bauern. Ich finde es gut, wenn man die Natur sich selbst überlässt. Allerdings kann man das nicht 1:1 auf Technik übertragen. Ich bin sicher, die Ventile sind 1979 im Berliner Werk das letzte Mal eingestellt worden.
Das Wendland ist bekannt für seine kreisrunden Dörfer. Nicht jedoch für seine kreisrunden Ventile.
Nach dem Einbau eines neuen Ventils waren die Zylinder dran. Wie der Zufall es wollte, lagen in meinem Regal noch ein Satz 1000er Nikasilzylinder:
Die alten Zylinder waren so glatt von innen, vom Kreuzschliff nichts mehr zu sehen.
Die Nikasilzylinder waren frisch und nicht so pockennarbig.
Beim Zusammenbau konnte ich es nicht über´s Herz bringen, die alte Auspuffanlage wieder einzubauen. Also habe ich mich in der Bucht mal wieder nach Gebrauchtteilen umgesehen. Da stieß ich auf eine Auktion, die aus einem unscharfen Bild und einer einzigen Textzeile bestand. Das hier ist das Originalbild aus der Auktion:
In der Artikelbeschreibung stand nur:
"verkaufe 2 Auspuffe von BMW R75/6 mit Beulen verfärbt aber nicht durchrostet Zustand wie auf Bild"
Mein erster Gedanke war: da versucht jemand seinen Schrott über ebay zu entsorgen. Dann hatte ich ein leichtes Ziehen im rechten Hoden, das immer dann auftritt, wenn sich große Sachen ankündigen.
Mein zweiter Gedanke war: wenn Schalldämpfer, die so aussehen, nicht durchgerostet sind, hat das Ursachen.
Mein dritter Gedanke war: wenn jemand nur ein einziges, grottenschlechtes Bild einstellt und nur einen einzigen Satz in die Artikelbeschreibung setzt, will er nichts verheimlichen, sondern ist nur sehr bequem. Also faul. Stinkfaul. Ein Wachkoma-Patient, sozusagen. Eine Turbolusche. Der hat keine Ahnung, was er verkauft.
Mein vierter Gedanke: Beulen sind meistens an der Innen- oder Unterseite der Schalldämpfer.
Mein fünfter Gedanke: bei einem Einstiegspreis von 25,-EUR und keinem Gebot 1 Minute vor Schluss sollte ich es wagen.
Also habe ich für 25,-EUR den Zuschlag bekommen.
Die Bequemlichkeit des Verkäufers zeigte sich auch in der langen Lieferzeit.
Was ich dann erhielt, sah so aus:
Mit Stahlwolle der Stärke 0000 und Autosol stainless steel habe ich zunächst versucht, den Schalldämpfer zu polieren.
ET JEHT!
Eine Flasche Rotwein später und nach dem Verlust aller Fingerkuppen sahen die Schalldämpfer dann so aus:
25,-EUR für einen Satz Keihan Edelstahl Schalldämpfer. Nur Stehlen ist billiger.
Das kreischende Geräusch stammte von einer kariösen Schwungscheibe. Die Bio-Bauern hatten in ihrer Verzweiflung einen neuen Valeo-Anlasser gekauft, der das Problem aber nicht löste. Erst der Austausch der Schwungscheibe (für 1,-EUR in der Bucht) brachte die Erlösung.
Irgendwann war die RT dann fertig. Letztendlich ist noch eine Menge Geld in das vermeintliche 1.200,-EUR-Schnäppchen geflossen. Und vor allem sehr viel Arbeit. Hier ein paar Bilder von ihr.
Richtig glücklich bin ich mit der RT-Verkleidung nicht geworden. Der Motor rappelt laut, die Windgeräusche nerven, die Windverwirbelungen drücken von oben auf das Visier, man kommt nirgends ran. Meine Frau ist gern mit der Dousendär gefahren, das Auf- und Absteigen war ihr aber immer ein Gräuel. Das Ding hatte einen Wendekreis wie ein Supertanker und ist bei Seitenwind so empfindlich wie die Gorch Fock.
Was macht man da?
Richtig! Man räumt seine Werkstatt auf und dann geht´s wieder von vorn los.
In einer Art rituellen Handlung habe ich die Verkleidung abgebaut.
Die fehlenden Teile habe ich von Forumskollegen bekommen, die RT-Verkleidung ist an einen Forumisti gegangen. Die Lampenhalter habe ich mit der Sprühdose lackiert und sogar ein halbwegs brauchbares Ergebnis dabei hinbekommen.
Heute habe ich zum ersten Mal meine Dousender ausgeführt. Das war richtig geil. Sie hat eine ganz andere Klangfarbe als die RT. Das ganze Geschepper ist weg. Man spürt den Fahrtwind. Der 60 PS Motor dreht wunderbar von unten heraus, ohne dass einem die Schrankwand da vor der Nase den Spaß raubt. Sogar meine Frau, die sonst ihre R65 liebt, war ganz begeistert von der Dousender.
Den Umbau hätte ich schon viel früher machen sollen.
Zum Schluss ein paar Eindrücke von heute.
Und tschüss……
Dirk

Vom häßlichen Entlein…
Vier Tage vor dem heiligen Abend des Jahres 2008 – alle Weihnachtsgeschenke waren gekauft – saß ich in meinem Kämmerlein, so still für mich hin. Und während ich so an nichts dachte, fuhr mir ein Muskelkrampf in die rechte Schulter, von da den Bizeps und Unterarm runter, durch die Hand bis in die Fingerspitzen. Was sagt meine Frau immer, wenn ich einen Krampf habe? STRECKEN! Das tat ich dann auch. Ich machte meinen Zeigefinger so lang wie ich konnte. Das Problem war: unter meiner Fingerkuppe war die linke Maustaste, und unter dem dazugehörigen Mauspfeil die „Jetzt Bieten“-Schaltflächen, welche wiederum zu einer Auktion in der Rubrik Fahrzeuge/…/BMW gehörte.
Es war so einsam da draußen, dass außer mir niemand dasselbe tat, so dass ich für 1.200 EUR Eigentümer dieser ehemals sehr vornehmen, jetzt aber doch überreifen Grande Dame wurde. Im Netz sah sie so aus:

Am folgenden Tag haben mein Sohn und ich den Anhänger hintergehakt, und dann sind wir von der Nordheide ins Wendland gefahren. Erst über die Autobahn, dann über die Bundes-, Landes-, und Kreisstraßen, weiter über Landwirtschaftswege und Spurbahnen, sowie über den alten Ochsentreck-Pfad zu einem Bauenhof, der von drei Hardcore-Ökos betrieben wurde. Ich bin sicher, die drei Acker-Öhis haben außer Mutti nie eine Frau gesehen, weder nackt noch angezogen. Die BMW gehörte allen dreien, und sie sah so aus, als ob sie nur als Ackerschlepper zum Pflugziehen eingesetzt wurde. Die Batterie war tot, so dass wir nichtmal hören konnten, ob sie lief.
Da ich Angst hatte, dass einer der freilaufenden Mufflons mir die Klöten abbeißen könnte, habe ich die große rote Kuh auf den Anhänger gewuchtet, notdürftig mit Seilen festgetüdelt und dann fluchtartig das Gelände verlassen.
Zu Hause hat der Kärcher zumindest optisch ein kleines Juwel unter der märkischen Erde hervorgebracht.


Zwei zusätzliche Räder waren bei den 1.200,-EUR auch dabei.

Dann kommt der Augenblick, bei der ein Mann allein sein muss. Die Werkstatt wird aufgeräumt, der Boden ausgefegt und abgedeckt, die Gasheizung zum Bullern gebracht und alles für kommenden Arbeiten vorbereitet. Ich liebe das.

Zuerst kommt die Bestandsaufnahme. Was bekommt man für 1.200,-EUR? Eine vollwertige BMW oder Kernschrott?
Ich liebe es, alte Dinge in den Neuzustand zu putzen. Wenn ein altes Teil rettbar ist, würde ich es immer einem Neuteil vorziehen. Nicht nur aus Kostengründen, sondern weil ich eine gewisse Patina an alten Motorrädern schön finde.
Zuerst habe ich mir die Vergaser vorgenommen. Von außen sahen sie halbwegs gut aus, von innen jedoch hat mich das blanke Entsetzen gepackt.



160,-EUR habe ich nur für die neuen Innereien der beiden Gasfabriken ausgegeben, obwohl ich die Membrane nur als billige Generika gekauft habe. Ein schwerer Fehler, wie sich später herausstellte. Mit den dicken Gummipellen in den Flachdeckelvergasern lief die Kuh später wie ein Sack Nüsse. Erst die originalen BMW-Membrane brachten Linderung.

Ich habe die Vergaser mit der Zahnbürste und Autosol, mit Ballistol, Bremsenreiniger, einem Polierschwamm sowie einem Kukidentbad wieder auf Vordermann gebracht.


Der Luftfilter war mit Sicherheit auch noch der erste!
Ich liebe diese Wendländer Bio-Bauern.

Die nächste Überraschung war die Bremsanlage, und zwar komplett. Aus dem Hauptbremszylinder war Bremsflüssigkeit ausgelaufen und hatte den Lack an der Flanke des Tanks, die von der RT-Verkleidung verdeckt ist, beschädigt. Einem befreundeten Lackierer bei mir im Ort habe ich das Problem gezeigt. Er hat die Tankseite geschliffen und dann einen passenden Lack von einem Nissan gefunden. Nass in Nass hat er den schwarzen Bereich dann ebenfalls lackiert. Das Ganze hat als Smartrepair 130,-EUR gekostet. Leider habe ich nur Bilder vom nachlackierten Tank.

In den Bremssätteln war schon lange keine Bremsflüssigkeit mehr und sowohl die Gummidichtungen als auch die Bremskolben selbst Schrott.


Seit dem Tag bin ich ein großer Fan von Bref Power Fettlöser. Ich hätte nie gedacht, dass ich die Ate-Sättel in den Neuzustand zurückversetzen könnte. Hat aber geklappt.


Die Bremsanlage hat mich an den Rande des Suizids gebracht, denn ich war ums Verrecken nicht in der Lage, einen Druckpunkt zu erzeugen. Hektoliter von DOT4 sind durch die Bremse geflossen, von oben nach unten und von unten nach oben. Gebremst hat sie nicht, obwohl sie dicht war. Ich habe vorher schon tausendmal Bremsen „gemacht“, aber noch nie Schwierigkeiten dabei gehabt. Und jetzt, beim 1001 mal sollte es anders sein?!?
Den entscheidenden Tipp habe ich von einem befreundeten Ducati-Schrauber bekommen. Er meinte, dass die alten Gummileitungen von innen leicht aufquellen. Hinter so einer Schwellung könnten sich Luftbläschen sammeln. Wenn man die Anlage mit Bremsflüssigkeit befüllt und zu entlüften versucht, pumpt man die Flüssigkeit an der Schwellung vorbei. Die Luftblase bleibt wo sie ist, und man bekommt ein scheinbar intaktes Bremssystem nicht entlüftet. Erst der Einbau von Stahlflexleitungen hat das Problem beseitigt.
In der Ebay-Artikelbeschreibung stand übrigens in Arial 4,5 der Satz: „Ach ja, die Kolbenringe müssen neu, glaube ich“.
Ich hatte ohnehin vor, die Dousender auf Nikasil-Zylinder umzurüsten, insofern war mir egal, was da stand. Aber die Kompression zu messen, ist nie verkehrt, dachte ich mir.
Der Druck auf den Starterknopf brachte ein furchtbares Kreischen aus dem Kupplungsgehäuse hervor. Aber der Anlasser drehte zumindest die Kurbelwelle durch. Links lagen 11 bar an. Nicht schlecht. Rechts maß ich 2 bar. Selbst bei großzügigster Auslegung aller Toleranzen war das zu viel. Also habe ich die Zylinder und Zylinderköpfe demontiert. Und zum Vorschein kam das hier:

Ich mag Bio-Bauern. Ich finde es gut, wenn man die Natur sich selbst überlässt. Allerdings kann man das nicht 1:1 auf Technik übertragen. Ich bin sicher, die Ventile sind 1979 im Berliner Werk das letzte Mal eingestellt worden.


Das Wendland ist bekannt für seine kreisrunden Dörfer. Nicht jedoch für seine kreisrunden Ventile.


Nach dem Einbau eines neuen Ventils waren die Zylinder dran. Wie der Zufall es wollte, lagen in meinem Regal noch ein Satz 1000er Nikasilzylinder:

Die alten Zylinder waren so glatt von innen, vom Kreuzschliff nichts mehr zu sehen.

Die Nikasilzylinder waren frisch und nicht so pockennarbig.

Beim Zusammenbau konnte ich es nicht über´s Herz bringen, die alte Auspuffanlage wieder einzubauen. Also habe ich mich in der Bucht mal wieder nach Gebrauchtteilen umgesehen. Da stieß ich auf eine Auktion, die aus einem unscharfen Bild und einer einzigen Textzeile bestand. Das hier ist das Originalbild aus der Auktion:

In der Artikelbeschreibung stand nur:
"verkaufe 2 Auspuffe von BMW R75/6 mit Beulen verfärbt aber nicht durchrostet Zustand wie auf Bild"
Mein erster Gedanke war: da versucht jemand seinen Schrott über ebay zu entsorgen. Dann hatte ich ein leichtes Ziehen im rechten Hoden, das immer dann auftritt, wenn sich große Sachen ankündigen.
Mein zweiter Gedanke war: wenn Schalldämpfer, die so aussehen, nicht durchgerostet sind, hat das Ursachen.
Mein dritter Gedanke war: wenn jemand nur ein einziges, grottenschlechtes Bild einstellt und nur einen einzigen Satz in die Artikelbeschreibung setzt, will er nichts verheimlichen, sondern ist nur sehr bequem. Also faul. Stinkfaul. Ein Wachkoma-Patient, sozusagen. Eine Turbolusche. Der hat keine Ahnung, was er verkauft.
Mein vierter Gedanke: Beulen sind meistens an der Innen- oder Unterseite der Schalldämpfer.
Mein fünfter Gedanke: bei einem Einstiegspreis von 25,-EUR und keinem Gebot 1 Minute vor Schluss sollte ich es wagen.
Also habe ich für 25,-EUR den Zuschlag bekommen.
Die Bequemlichkeit des Verkäufers zeigte sich auch in der langen Lieferzeit.
Was ich dann erhielt, sah so aus:


Mit Stahlwolle der Stärke 0000 und Autosol stainless steel habe ich zunächst versucht, den Schalldämpfer zu polieren.

ET JEHT!

Eine Flasche Rotwein später und nach dem Verlust aller Fingerkuppen sahen die Schalldämpfer dann so aus:


25,-EUR für einen Satz Keihan Edelstahl Schalldämpfer. Nur Stehlen ist billiger.
Das kreischende Geräusch stammte von einer kariösen Schwungscheibe. Die Bio-Bauern hatten in ihrer Verzweiflung einen neuen Valeo-Anlasser gekauft, der das Problem aber nicht löste. Erst der Austausch der Schwungscheibe (für 1,-EUR in der Bucht) brachte die Erlösung.

Irgendwann war die RT dann fertig. Letztendlich ist noch eine Menge Geld in das vermeintliche 1.200,-EUR-Schnäppchen geflossen. Und vor allem sehr viel Arbeit. Hier ein paar Bilder von ihr.



Richtig glücklich bin ich mit der RT-Verkleidung nicht geworden. Der Motor rappelt laut, die Windgeräusche nerven, die Windverwirbelungen drücken von oben auf das Visier, man kommt nirgends ran. Meine Frau ist gern mit der Dousendär gefahren, das Auf- und Absteigen war ihr aber immer ein Gräuel. Das Ding hatte einen Wendekreis wie ein Supertanker und ist bei Seitenwind so empfindlich wie die Gorch Fock.
Was macht man da?
Richtig! Man räumt seine Werkstatt auf und dann geht´s wieder von vorn los.

In einer Art rituellen Handlung habe ich die Verkleidung abgebaut.


Die fehlenden Teile habe ich von Forumskollegen bekommen, die RT-Verkleidung ist an einen Forumisti gegangen. Die Lampenhalter habe ich mit der Sprühdose lackiert und sogar ein halbwegs brauchbares Ergebnis dabei hinbekommen.


Heute habe ich zum ersten Mal meine Dousender ausgeführt. Das war richtig geil. Sie hat eine ganz andere Klangfarbe als die RT. Das ganze Geschepper ist weg. Man spürt den Fahrtwind. Der 60 PS Motor dreht wunderbar von unten heraus, ohne dass einem die Schrankwand da vor der Nase den Spaß raubt. Sogar meine Frau, die sonst ihre R65 liebt, war ganz begeistert von der Dousender.
Den Umbau hätte ich schon viel früher machen sollen.
Zum Schluss ein paar Eindrücke von heute.
Und tschüss……
Dirk






