Ja, man kann so wie in Beitrag #01 und auch in der Datenbank hinterlegt das am Adapter wirkende Drehmoment berechnen.
Das schöne daran ist, man braucht dann am Drehmomentschlüssel nicht unbedingt das richtige Drehmoment einstellen. Sondern man kann ganz einfach, indem man den Drehmomentschlüssel weiter vorn oder hinten am Griff packt das Drehmoment variieren da sich ja die Länge L und somit die Rechnung ändert!
... scheinbar ist es doch nicht so einfach

Aber wie nun?
Wenn man sich mal die wirkende Kraft, Hebelarme und Drehmoment anschaut dann muss das doch eigentlich schon stimmen.
Hier im Beispiel ergibt die wirkende Kraft F = 2 beim Hebelarm l = 4 ein Drehmoment am gedachten Schlüsselende (blauer Kreis) von M = 8.
(Einheiten lass ich zur Vereinfachung mal weg)
Und wenn man das nun auf einen längeren Hebelarm, der durch die Verlängerung erzeugt wird umrechchnet, dann ist der neue Hebelarm nun l + s = 4 + 2 = 6 und somit wirkt durch die Kraft F = ein Drehmoment von M = 12 links am grünen Kreis der die Verlängerung darstellen soll.
Man müßte also nur ein Drehmoment von 5,33 aufbringen (mit einer Kraft von 1,33 ziehen) um am grünen Kreis auch ein Drehmoment von 8 zu haben.
Mathematisch alles richtig aber so funktionert leider der Drehmomentschlüssel nicht.

Denn der Drehmomentschlüssel ist kein durchgehender Balken sondern hat, zumindest für den drehmomentfühlenden Teil, ein Gelenk.
Dazu sollte man sich einfach mal überlegen, was den das Drehmoment am Ende des Drehmomentschlüssel eigentlich ist.
Der Drehmomentschlüssel reagiert ja auf das aufgebracht Drehmoment und nicht auf die Kraft die auf ihn ausgeübt wird. Sonst würden ja andere Anzugsmoment enstehen je nachdem ob man weiter vorn oder hinten am Griffstück zieht.
Also schauen wir uns mal das Drehmoment genauer an:
Alternativ zur ersten Darstellung mit einer Kraft und einen Hebelarm zur Erzeugung des Drehmoments kann man auch zwei Kräfte und zwei Hebelarme zeichnen. Die Hebelarme hab ich mal weiterhin 4 lang gelassen und damit dann in der Addition wieder ein Drehmoment von 8 herauskommt beträgt die Kraft jeweils nur noch 1.
So ist der Vorteil, dass nur noch ein reines Drehmoment am Bezugspunkt wirkt. Die beiden Kräften Fa und Fb heben sich auf da sie entgegengesetzte Wirkrichtungen haben.
(Anmerkung: In der ersten Darstellung erzeugt die Kraft ja auch eine Seitenkraft am Ende des Drehmomentschlüssel. Deswegen muss man hier ja auch manchmal gegenhalten damit das Ganze nicht kippt.)
Bringt man nun den Punkt der Verlängerung ins Spiel passiert folgendes:
Für die Kraft Fa wirkt, wie in der ersten Skizze, der neue Hebelarm l + s = 6.
Für die Kraft Fb wird der Hebelarm aber um den Betrag s kürzer, also nur noch l - s 2.
Rechnet man das ganze zusammen, dann kommt man wieder auf ein Drehmoment von 8 wie es auch am Ende des Drehmomentschlüssels wirkt.
Man kann nun mit allen möglichen Kräften, Hebelärmen und Momenten spielen, es bleibt immer das gleiche Ergebnis.
Für jeden Punkt auf dieser Linie ist das Drehmoment immer konstant!
Also müßte man rein theortisch gar nichts umrechnen, das am Drehmomentschlüssel eingestellte Drehmoment wirkt an dessen Ende und auch am Ende der Verlängerung. Egal wie lang die ist!.
Das Problem dabei ist. Man leitet in den Drehmomentschlüssel ja kein reines Drehmoment ein sondern da man nur an einem Ende zieht bleibt diese Seitenkraft übrig deren Einfluss aber so nicht verhergesagt werden kann.
Denn dazu müßte man wissen, wo den das Gelenk des drehmomentfühlenden Teils des Drehmomentschlüssels liegt. Das liegt ja aber nicht am Ende, sonst wäre die Datenbankrechnung richtig, sondern irgendwo im Stab.
Und ohne dessen genauen Abstand kann das nicht berechnet werden.
Und dann sind wir wieder am Gegenhalten:
Hält man am Ende des Drehmomentschlüssel mit der gleichen Kraft wie man am Griffstück aufbringt dagegen, dann passt das eingestellte Drehmoment.
Problem ist halt, die gleiche Kraft im Gefühl zu haben.
