Big Bore Kit Kopfbearbeitung

... Was mich an diesen Berichten aber immer etwas unzufrieden zurücklässt ist folgende Tatsache:
Da wird am ZK gefräst und poliert, Verdichtung erhöht, Brennräume ausgelitert, Quetschkanten geglättet.
Dann werden Kolben gewogen erleichtert und angeglichen, Pleuel angepasst, Wellen feingewuchtet, elektronische Zündung optimiert.Vergaser und Luftfilter angepasst.
Danach läuft der Motor richtig gut, nur.....welche Maßnahme hat nun was bewirkt?????
Was ist Wesentlich und was nur Beiwerk?
Darum meine Frage nach der Flowbench.
Anscheinend laufen die Standard Bigbore Kits auch ohne Aufwand schon recht gut.
Eine Maßnahme allein ist nie (sonst würde die jeder machen und alles andere bleiben lassen). Es ist immer die (sinnvolle) Kombination der Maßnahmen, die ein in der Summe vernünftiges Ergebnis liefert. Es hat sich schon mancher nach der "naiven Additionsmethode" "Nockenwelle 20%, Verdichtungserhöhung 15%, Kanalbearbeitung 5%, Hubraumerweiterung 20%" (nur zufällig gewählte Beispiele) gehörig verrechnet und war anschließend massiv enttäuscht.

Bei deiner Aufzählung gibt es allerdings einiges, was man sich getrost sparen kann: Polieren und "Quetschkanten glätten" - schön, wenn's schön aussieht, aber wirklich Leistungszuwachs erreicht man damit nicht, und wenn, dann höchstens bis die wachsende Ölkohle das Spiegelkabinett wieder blind werden lässt. Erleichterte Kolben bringen keine zusätzliche Leistung.

Dann Arbeiten, die zwar sinnvoll sind, aber auch keinen Leistungszuwachs, dafür Laufruhe bringen (oszillierende Massen ausgleichen, wuchten). Wer "nur" auf Leistung aus ist, kann das meist auch weglassen (wär' aber schade, weil - zumindest mir persönlich - ein "schön laufender" Motor viel wichtiger ist ein bärenstarker).

Und wer kann den wirklich das erfahrbare Resultat allein über finite Elemente Rechnungen vorab prognostizieren.??? ?(

Können kann das (theoretisch) jeder, der ein CAD-Programm bedienen kann. FreeCAD, z.B., ist ein freies, parametrisches 3D-CAD Programm, das parametrische Modelle in FEM-Netze überführen kann und eine Integration der OpenFoam - OpenSource-CFD Software enthält. Du brauchst nur noch einen Rechner, mit dem Du deinen Motor als 3D-Modell konstruierst, ausreichend Zeit, um dir das Vernetzen beizubringen und ausreichend Geduld um "ein paar" Transienten in unterschiedlichen Drehzahlbereichen rechnen zu lassen. Wenn richtig gemacht, kommen da für die unterschiedlichen Drehzahlen mittlere Füllgrade raus, die Du (alles nochmal) in mehreren Optimierungsschleifen vollends "rund" machen kannst... ;).
 
...und wie überprüfe bzw. optimiere ich meine komplexen Rechenmodelle?
Es geht doch hier nicht um laminares sondern um "turbulentes" Fliessen.
Da hab ich nur grobe Näherungen... oder seh ich das falsch ?

Gruß

Kai

PS: Meine Beispiele waren nur recht wilkürlich gesammelt. Ich denke aber du weißt um was es mir geht.
 
...und wie überprüfe bzw. optimiere ich meine komplexen Rechenmodelle?
Es geht doch hier nicht um laminares sondern um "turbulentes" Fliessen.
Da hab ich nur grobe Näherungen... oder seh ich das falsch ?

Zu den numerischen Werten bekommst Du üblicherweise ein Bildchen (das angehängte habe ich ins FreeCAD Forum verlinkt), das dir anzeigt, wo Du noch Strömungsdefizite durch Verwirbelungen hast (insofern kann man damit fast so umgehen wie mit der Flowbench, aber eben vor dem Rechner und die "Korrektur" der Geometrie geht ohne Fräser wesentlich schneller).

openfoam.jpg
 
Kai, Dein "Aufschrei" erinnert mich an meine i.d.R. unbefriedigt bleibende Sehnsucht nach der "immer nur eins auf einmal und dann Effekt prüfen"-Methode.
Das unterbleibt halt i.d.R., um die Anzahl der "wir ruppen den Motor auseinander"-Vorgänge zu minimieren.
Einzig beim Rumbedüsen am Vergaser ist die "single step Methode" üblich, und da ist es aufwandsarm.
Und weil es ebenfalls aufwandsarm ist, schenk ich mir jetzt einen "single malt" ein und stoße auf alle Trivialitäten an :schoppen:.

Und natürlich, daß dieses Thema auch meinen offtopic überlebt :D.
 
Zurück
Oben Unten