Hallo Thomas,
versuch nicht zu verzweifeln. Ich hatte eine ähnliche Krise mit meinem Zweiventilergespann, bei dem auch ein übles Bremsrattern / Vorderbauvibrieren auftrat. Meine Überlegungen gingen wirklikch in alle Richtungen, die auch hier in diesem thread von den Anderen angeregt wurden.
Überprüfe bitte beim Bremsen mit der Hand, ob die dazugenommene Hinterradbremse irgendetwas verändert. Sollte das der Fall sein, dann wird das Problem wohl im Bereich Zange/Scheibe/Bremsbelag liegen. Die Lenkung reagiert wohl empfindlicher in Sachen Resonanzaufbau beim Bremsen mit der Vorderradbremse. Durch die "negative Beschleunigung" wird das Kraftrad so zur geschobenen Last, beim Bremsen mit der Hinterradbremse zur gezogenen Last. Ich bin kein Ingenieur, nur ein Fahrer, der seit 47 Jahren (fast) alles selber repariert.
In meinem Fall waren die Resonanzen/die Rüttelei beim gleichzeitigen Bremsen mit beiden Rädern fast völlig weg.
Gewechselt wurden von mir: Zweimal die Scheibe (newfren und jetzt EBC), Bremsbeläge (Lucas Sinter, Lucas org., EBC org.), Bremsflüssigkeit mehrmals, HBZ wegen Gespann von 13 auf 15mm) und vieles andere, wie Kugelgelenkköpfe der Bremsmomentabstüzung. Ein Pulsieren des Bremshebels war nie da. Die starre newfren wie auch die EBC-Prolite hatten beide 6 Hunderstel Seitenschlag. Beim leichten Abdrehen des Bremscheibensitzes auf der Gespann-Radnabe wurde ein leichter Fluchtungsfehler der Radlagersitze festgestellt, weil der Dreher seinerzeit wohl nicht richtig eingespannt hatte. Egal.
Der Fehler ist beseitigt. Der Bremssattel stand schief über der Scheibe! Nicht wirklich dramatisch, aber immerhin. Ein Bremskolben war etwas schwergängig. Beim Zentrieren der Zange über der Scheibe musste man den einen Belag mit der Zange fixieren beim "Pumpen", sonst wäre der eine Kolben im Verhältnis zu weit herausgekommen. Zuguterletzt musste ich noch die Beläge von Sinter auf organisch "downgraden". Jetzt funktioniert auch auf Passfahrten, wo herzhaft zugelangt werden muss, alles prima.
Überarbeiten des Bremssattels, Freigängigkeit der Bremskolben, perfektes Zentrieren des Sattels, gute Abstimmung von Scheibe und Belagtyp halfen weiter.
Nachtrag: Mir fällt gerade ein abenteuerliches Vibrationserlebnis ein, das ich vor 25 Jahren mit meinem Minicooper hatte. Auf der Autobahn traten bei Tempo 140 plötzlich markerschütternde, extrem langwellige Vibrationen auf (alle drei Sekunden etwa), die den ganzen Wagen und die Besatzung auf topfebener Strecke durchschüttelten. Die Fehlersuche war ergebnislos, bis ich ein halbes Jahr später die alten Pirelli Cinturatos wechseln musste. Damit war auch dieses Problem verschwunden...
Insofern ist es gut, in wirklich alle Richtungen zu überlegen.
Viel Erfolg wünscht dir
Jan