Heute war die Stunde der Wahrheit beim TÜV.
Eine Stunde Zeit hatte die Sekretärin für die Abnahme eingeplant, daraus wurden letztlich eineinhalb!
Aber das hatte einen einfachen Grund:
Auch beim TÜV gibt es Azubis. Ingenieure, die von der Hochschule kommen und natürlich an den TÜV-Alltag heran geführt werden müssen. Und so ein Azubi-Ing. hat heute den Chef begleitet. Und hat alles haarklein erklärt bekommen. Und ich durfte mit hochroten Ohren daneben stehen und mir die Feinheiten, Probleme und Lösungen anhören.
Im Vorfeld hatte ich vor etwa 6 Wochen die Heckrahmenänderung mit dem Sachverständigen abgesprochen. Ich wollte ja einen /5 Kurzschwingen-Heckrahmen umändern, so dass er an den R1200R Hauptrahmen ranpasst.
Das war also das erste, was der Prüfer sich angesehen hatte und mit den Worten: "Maschinenbaulich gut gelöst!" abgesegnet hatte. Rücklicht- und Nummernschildhalter finden auch seinen Segen.
Dann die Sitzbank. Die ist sowohl mit einem Typenschild versehen, als auch mit einem Materialgutachten des östereichischen TÜV. Daran bemängelte der Prüfer nun aber, dass in dem Gutachten kein Hinweis auf das danach angefertigte Teil, nämlich die Sitzbankschale steht. Das Gutachten sei also völlig wertlos..... und ich stehe daneben und denke an übelriechende Exkremente...
"Aber", sagt er dann, "ich kann die Ausführung beurteilen. Sobald die Schale aus mindestens 4 Lagen GFK hergestellt ist, reicht das aus, und diese Bank hier ist OK"!
Adrenalinausstoß gestoppt!
Dann vermisst er die Sitzbanklänge, das Polster, so erklärt er, darf bei einem Einzelsitz nicht länger als 40cm sein, damit sicher gestellt ist, dass keine 2te Person mitfährt. Das ist auch OK.
Dann weiter nach vorne: Das Buellwindschild ist OK, die Kombination mit dem Instrumententräger (Danke, Hofe!) findet er sehr schön. Freut mich!
Die Stahlflexleitungen sind eigentlich problemlos, da mit Gutachten versehen, aber auch hierbei kommen erklärende Worte für den Azubi-Ing.
Diese Leitungen dürfen nicht mit Drall montiert sein, erklärt er, und sie dürfen auch nicht aneinander reiben, da dabei der Edelstahlmantel schnell durchscheuert. Da meine Leitungen mit schwarzem Schrumpfschlauch ummantelt sind, hat er keine Bedenken, sie parallel zu führen.
Dann prüft er die Freigängigkeit beim Einfedern und dass die Leitungen beim vollständigen Ausfedern keinesfalls auf Zug belastet werden. Auch OK.
Am Auspuff suchen die beiden nach den im Gutachten angegebenen Kennzeichnungen. Diese 2in2 Keihans haben keine ABE und müssen daher begutachtet werden. Das passiert alles, ohne auch nur einmal den Motor zu starten.
Als letztes noch der vordere Kotflügel. /6 wird als Herkunft eingetragen und als er den Gabelstabi sieht, fragt er nur nach Material und Stärke. Fertig!
Zum Schluss macht er noch ein Foto für seine Ausbildungsmappe und ich darf nach bezahlen der Rechnung den Hof verlassen.
Das Gutachten ist demnächst in der Datenbank zu finden...
Anschließend zur Zulassungsstelle, nen neuen Schein bekommen mit Anhang.
Und dann ne kleine Ausfahrt mit Dirk (blueq) ins Ostholsteinische und an die Ostsee.