Messungen an der Zündspule

Puh, also ich muss sagen, als Elektrotechnik-Ing., der selbst bereits beruflich Zündspulen beidseitig vermessen hat, fällt es mir schwer den gezeigten Messergebnissen und Interpretationen zu folgen.

Was mir spontan auffällt:
- Was soll hier überhaupt herausgefunden werden?

Im ersten Schritt versuche ich zu verstehen, was da überhaupt abgeht, d.h. Grundlagen für mich aufbauen

- Drehzahl wirklich in 1/s? :)

1/min - im Bild geändert

- Schaltzeit entspricht exakt einer Kurbelwellenumdrehungsdauer bei den jeweiligen Drehzahlen..?

Hier gebe ich dir Recht, ich sollte die Beschreibungen schärfen. Mit Schaltzeit ist eigentlich die max. theoretische Zeit zwischen zwei Zündungen gemeint. Habe es mal mit max. Zeitschlitz umgeschrieben.

- Ladezeit + Schaltzeit vor Zündung != Schaltzeit

Schaltzeit : Ladezeit der Spule plus (Halte-)Zeit, in der das Steuergerät den Strom begrenzt. Passiert keine Strombegrenzung durch das Steuergerät: Schaltzeit : Ladezeit

Auch hier kann man ggf. die Begrifflichkeiten ändern, habe leider keine wirklichen gefunden.

- Wieso und vor allem wie soll das Zündsteuergerät die Bestromungsdauer oberhalb 6000upm kappen (kappen bedeutet in dem Fall ja Zünden - ZZP passt also nicht mehr) - sinnvoller wäre wohl eher unterhalb einer gewissen Drehzahl (<=0)

Das Zünden passiert ja durch den Impuls des Hallgebers, d.h. ZZP wird nicht durch das Steuergerät gesteuert

- Wie soll die verbaute Endstufe sich ohne darin vorhandene prozessorgesteuerte Logik selbsttätig auf die angeschlossene Spule einstellen?

Das war die Interpretation aus alten Bosch-Unterlagen. Für die Telefunkenteile scheint das nicht zu gelten, bei den Temic-Teilen scheinen je nach Spule andere Verhältnisse durch das Steuergerät vorgegeben zu werden.

- Das einzig logische ist: Schließwinkel ist konstant und wird durch die Fenster auf dem Geberrad definiert - außer im Stillstand, dort erfolgt eine Abschaltung nach einer definierten Zeit.


- Gesehen habe ich außerdem Messungen von unplausibel niedrigen Sekundärspannungen an der Zündkerze.

Die Messungen wurden mit Zündkerzen unter normalem Druck erstellt, im Labor mit 8 bar Druck kamen wir auf Spannungen von über 1.000 bis 1.500 Volt im Bereich der Brennspannung. Die Überschlagspannung (sollte ja über 10 kV sein) dürfte mit dem Equipment, das vorhanden ist, vermutlich nicht erfassbar sein.

- Wie wurden die die hier gezeigten Funkenbrenndauern/Zündenergien ermittelt, wenn ausschließlich auf der Primärseite gemessen wurde?

Wir haben ja Messungen sowohl von den sekundären Spannung als auch von den primären aufgenommen (ich kann derzeit keine sekundären aufnehmen) und an mehreren unterschiedlichen Spulen gesehen, dass die Brenndauer sowohl auf primärer als auch an sekundärer Seite ablesbar ist.

- Ladezeit vs. max. Strom vor allem bei der SH Spule @2000upm völlig unplausibel - wie soll der Primärstrom in kürzerer Zeit auf einen höhen Wert steigen?

Hier liegt ein Ablesefehler (Spizte/Spitze) vor, sollte 4,50 heißen

Leider bedarf es zur Klärung dieser Fragen definitiv ausführlicherer Gespräche als es hier schriftlich möglich wäre. Wäre aber für alles offen, um zu helfen :)

Grüße,
Steven

Dank dir schon mal vorab

Hans
 
Wie meinst Du das, Hans? Bedeutet das 60 % On zu 40 % Off? Ich meine, genau diese Auskunft (oder den Kehrwert davon) bereits vor Jahren hier erhalten zu haben, als ich nach dem Verhältnis der Blenden der Hallgeberglocke zu deren geschlossenen Segmenten fragte. Nachdem Du Deine Versuche und Messungen auf Deinem Prüfstand durchführst und als Geber die serienmäßige Hallgeberdose benutzst, würde dies in der Tat bedeuten, dass das Taktverhältnis durch den Geber, vorgegeben ist, nicht durch das Zündsteuergerät.

Beste Grüße, Uwe

Hallo Uwe,
dein Beitrag hat mich schwer durcheinander gebracht, d.h. mein Weltbild kurzfristig zerstört. Habe lange gesucht (so ein Datenmüll hat schon seine Vorteile) und eine Erklärung gefunden, hatten wir uns doch die Bosch-Doku wirklich lange sehr genau angesehen.


Also ...
Nach Analyse scheint das Steuergerät die Zeiten bei niederohmigen Spulen anzupassen, d.h. zu kürzen, bei hochohmigen das Fenster der Glocke bzw. der Geberscheibe zu nutzen. Anbei ein Beispiel oben niederohmig, unten hochohmig. Habe noch keinen Beweis, aber die Grenze könnte um die 1,5 Ohm liegen.

Zeiten_oben-Niederohm_unten-Hochohm.jpg

Die grüne Kurve ist das Hallgebersignal.

Hans
 
Das war die Interpretation aus alten Bosch-Unterlagen. Für die Telefunkenteile scheint das nicht zu gelten, bei den Temic-Teilen scheinen je nach Spule andere Verhältnisse durch das Steuergerät vorgegeben zu werden.

Kannst du mir die mal zukommen lassen? Würde da gerne vorher mal reinschauen damit ich keinen Blödsinn verzapfe? :)
 
Messreihe "Fiat-Spule" Bosch F-000-ZS0-103, Hella 5DA 193.175-341, NGK 48013

Bosch_F000SZ0103_01.jpg

Ich habe die Spule mal Fiat-Spule bezeichnet, weil sie hier im Forum als Panda-Spule bezeichnet wurde und teilweise im Einsatz ist. Diese wird auch von weiteren Herstellern aus dem Fiat-Konzert massenweise genutzt, Einsatz ca. 1985 bis 2000.
Da große Hersteller Komponenten nicht nur von einem Hersteller beziehen, werden diese meist ausgeschrieben und von mehreren Herstellern angeboten. Hier haben wir nun eine Auswahl von drei Herstellern, die nach und nach die Prozedur über sich ergehen ließen.

Im Netz sind leider keine belastbaren Daten dieser Spule hinterlegt, also bei Bosch mal angefragt: 0,55 Ohm primär, 7,6 kOhm sekundär, 4 mH -> damit im Range der Bosch-Spule ab 1991. Für NGK und Hella habe ich die gleichen Werte angesetzt.

Zündmodul Telefunken 1992 mit Kickstarter
Labornetzteil, 13,8 Volt, 8 Ampere max.
Bosch Zündkerzen W7DC
Bosch Kerzenstecker/Kabel 5 kOhm
Bosch Hallgeber Serie
Messungen bei 1.000, 2.000, 3.000, 4.000, 6.000 und 8.000 1/min.



  • Max. Strom bei 6,9 A bei Bosch bzw. 7,3 A bei den anderen
  • Brenndauer 1,75 ms
  • Spannung Primärseite beim Zünden 480 V bei Bosch, 340 V bei den anderen
  • Brennspannung Primärseite zwischen 20 bzw. 18 V ab 3.000 1/min
  • Bestromungszeit 3 ms bei Bosch, 2,5 ms bei den anderen

Alle drei Spulen werden bis zur Strombegrenzung des Zündsteuergerätes bestromt. Die Bosch weicht ganz leicht vom Datenblatt und von den anderen Spulen ab, hier konnte ich einen etwas erhöhten Sekundärwiderstand gemessen werden, welche aber in der von Bosch angegebenen Tolleranz von 15% lag.

Anbei ein typisches Bild der Bestromung der primären Spule und der Spannung an Klemme 1 bei 6.000 1/min (Bosch)

Bosch-F00ZS0103_6000_I-KL1_U-KL1_03.jpg

Ein Vergleich der aufgebrachten Energie (mJ) in Abhängigkeit der Drehzahl. Sehr gut zu erkennen, dass alle drei Spulen sehr nah an der Serienspule ist, die Bosch knapp auf Linie mit der 2V-Bosch. Ganz oben die 4V-Spule.

mJ-Zuendspulen_Bosch-2V_Bosch-NGK-Hella-Fiat.jpg

Nun ein ganz interessantes Bild, welches nach den Messungen fast zu erwarten war: Die Kurven lassen sich nahezu nicht mehr unterscheiden, alle 3 Fiat-Spulen liegen auf der gleichen Kurve der Serienspule, d.h. verlangen den gleichen Strom aus der Motorradelektrik.

Strom-Drehzahl_Bosch-2V_Bosch-NGK-Hella-Fiat.jpg


Hinweis: Die Spule, leider auch viele andere, haben kein Schirmblech um die Spule herum. Das ist vor allem beim Einsatz an GS, -R und Basic Modellen zu beachten, da das Tastblinkrelais von der Spule gestört werden könnte. D.h. in dem Fall Spule und Relais weit auseinander befestigen oder Entstörungsmaßnahmen ergreifen.

Fazit: Diese Spule entspricht nahezu der originalen Spule, ist aber deutlich günstiger zu haben. Zur Anpassung wird ein Halter benötigt und ein Adapterkabel für den Anschluss der primären Spannungsversorgung. Sekundär kann das bestehende Zündgeschirr genutzt werden.

Hans
 
Zuletzt bearbeitet:
Ungefähr derselben Zeit entstammt eine für Ford-EDIS-Zündanlagen vorgesehene Vierfunkenspule, die ich bei meinen ersten Versuchen mit DoZ montiert hatte- Funktionierte in Serienschaltung der Primärwicklungen gut (es werden vom Dreifachstecker lediglich die beiden äußeren Kontakte belegt), erforderte jedoch spezielle Hochspannungsstecker.

Beste Grüße, Uwe
 
Die Messungen oben waren vom Freitag, heute habe ich mal unter Druck gemessen. Setup wie üblich

Zündmodul Telefunken 1992 mit Kickstarter
Zündspule 1992 Serie
Labornetzteil, 13,8 Volt, 8 Ampere max.
Bosch Zündkerzen W7DC
Bosch Kerzenstecker/Kabel 5 kOhm
Bosch Hallgeber Serie
Messungen bei 4.000 und 8.000 1/min
Eine Kerze unter 8 Bar Druck

Wie vermutet gibt es keine Unterschiede in den Kurven, eine Kerze unter Druck, eine ohne.

Bestromungswert und -Zeit sind identisch.

Was sich ändert
  • Brenndauer auf der Sekundärseite mit 1,64 ms unter Druck bzw. 1,76 ms ohne Druck
  • Zündspannung primär an Klemme 1 beim zünden mit 450 bis 470 Volt unter Druck bzw. 360 - 380 Volt ohne Druck
  • Zündspannung primär an Klemme 1 während der Brenndauer bleibt identisch bei runden 20 Volt

Ein paar Impressionen

BMW-Zuendung-Test_2024-07-15_02.jpg
BMW-Zuendung-Test_2024-07-15_04.jpg

Den ganzen Krempel in's Dachgeschoss zu tragen, ist schon recht heftig - muss ja dann auch wieder zurück an seinen Platz im Keller ...

Hier nochmal die bekannten "Funken", leider habe ich vergessen, das gleiche mit Platinkerzen zu machen.

Fazit: Im großen und ganzen kann man die Werte aus den Messungen unter Normaldruck für Vergleiche nutzen.

Hans
 

Anhänge

Jetzt könnte ich vermutlich noch viele Spulen mehr testen - aber es interessieren mich eben auch andere Sachen rund um die Zündung.

Was machen? Ist doch gut, wenn man zwei Zündsteuergeräte "neu" mal zum testen bekommt.

Beides Modelle, die für unsere Hallgeber-Zündanlagen laut den beiden Herstellern geeignet sind:

Bosch-Steuergerät 0 227 100 137
Hella-Steuergerät 5DA 006 623-931

Bosch-Steuergeraet_0-227-100-137.jpg

Vorteil beider Modelle ist, dass sie Montagekompatibel zu unseren sind, d.h. sie auf den vorhandenen Kühlkörpern montiert werden können. Den Paketen liegen zwei neue Befestigungsschrauben und ein Päckchen Leitpaste bei. NACHTRAG: Die Beilagen werden nur beim "Hallgeberservice" hinzugelegt. Bei Bosch noch eine Anleitung samt Drehmoment für die Schrauben. Beide Modelle sind nicht für Kickstarter geeignet, es gibt aber auch keine mehr mit Kickstarter neu auf dem Markt.

Leider konnte ich kein Datenblatt für beide Modelle auftreiben, aus denen die Spezifikationen hervorgehen (außer der Betriebsspannung ...)

Testequipment:

Zündmodul Bosch bzw. Hella
Zündspule 1992 Serie
Labornetzteil, 13,8 Volt, 8 Ampere max.
Bosch Zündkerzen W7DC
Bosch Kerzenstecker/Kabel 5 kOhm
Bosch Hallgeber Serie
Messungen bei 1.000, 2.000, 3.000, 4.000, 6.000 und 8.000 1/min


Erster Kandidat: Bosch
Lief wie erwartet, durch alle Prüfgänge ohne Auffälligkeiten. Hat die gleiche Charakteristik wie das Telefunken-Modell (1992) meiner Referenz

Der einzige Unterschied ist die Strombegrenzung, diese erfolgt bei 6,6 statt bei 7,2 A. Dieser Unterschied ist aber nur für Spulen mit einem Primärwiderstand unter 1,2 Ohm theoretisch relevant, da Spulen oberhalb von dem Wert selten in die Strombegrenzung laufen.

Zweiter Kandidat: Hella
Lief wie erwartet, durch alle Prüfgänge ohne Auffälligkeiten. Hat die gleiche Charakteristik wie das Telefunken-Modell (1992) meiner Referenz und liegt mit allen Werten komplett auf denen des Telefunken-Modells


Hier mal die Energiewerte mit der Boschzündspule mit 0,6 Ohm, die von Hella lassen sich nicht visuell darstellen, da komplett die gleichen Werte des Telefunken-Modells ermittel wurden. Würde man eine Zündspule z.B. mit 1,5 Ohm nehmen, würden alle drei Spulen auf einer Linie sich befinden.


mJ-Steuergeraete_Bosch-2V_Bosch-Hella.jpg

Fazit: Beide Zündsteuergeräte sind würdige Nachfolger unserer originalen Teile, lassen sich ohne großen Umbau einfach in wenigen Minuten austauschen. Als Ersatzteil (die Teile sind ohne den Kühlkörper sehr klein) passt es in jede Ecke, wenn es mal auf lange Reise gehen sollte.

Soll man sein Zündsteuergerät austauschen: Prinzipiell nicht. Ausnahme: Wer noch so ein altes Bosch-Steuergerät hat, kann mal über einen Austausch nachdenken, da diese doch erhebliche Mängel aufweisen können, dazu wird es noch einen Text von mir geben.

Hans
 
Zuletzt bearbeitet:
Ab hier mal ein Break, d.h. ein vorläufiges Ende der Messungen und ein Zwischenfazit.

Das Einarbeiten in die Materie hat mir doch nochmal ein anderes Bild bereitet, als ich immer im Kopf zu dem Thema hatte. Die Messungen zeigen, dass jede, wirklich jede Änderung der Bedingungen komplett andere Messwerte ergeben. Dagegen waren die Messungen an der LiMa fast ein Kinderspiel. Auch dem Fehlen öffentlich zugänglichen Dokumenten bzw. Datenblättern erschwert das nochmal.

Alles, was ich vermeintlich über Zündspulen wusste, muss ich in Frage stellen. Interessant auch die vielen Kommentaren zu hoch bzw.niedrig ohmigen Spulen sind oftmals fragwürdig (vielleicht auch meiner hier ...). Wenn man aber die beiden Spulenarten mit den heute üblichen Zündsteuergeräten im Zusammenhang sieht, gibt sich doch ein interessantes Bild. Und ich glaube zu verstehen, warum BMW (und viele andere Hersteller auch) genau die Kombination aus Steuergerät und Zündspule ausgesucht hat. Auch unter dem Gesichtspunkt der verbauten Lichtmaschine kann man einen Zusammenhang erkennen.


Spulen: Hier muss müssen die Ohmwerte, aber auch die Induktivität in mH der primären Wicklung (wenn möglich auch die sekundären Wicklung) beachtet werden. Aus beiden Parametern kann ein Rückschluss auf die mögliche Zündenergie in mJ geschlossen werden. Der Ohmwert ist ein Indiz für die Ladezeit der Spule, die Induktivität für den Aufbau und damit Höhe der anzugebenden Energie bzw. Brenndauer des Zündfunken nach der Zündung.

Zündsteuergeräte:
Die auf dem Markt bestehenden Zündsteuergeräte für Hallgeberzündungen scheinen alle nach dem gleich Muster zu arbeiten. Einen Unterschied, damit meine ich nicht für Kickstarter oder ohne Kickstarter geeignet, haben die Modelle wohl schon: Bei welchem Wert kappen die Zündsteuergeräte den Strom ab. Darauf gekommen bin ich durch Zufall in meinen Unterlagen, als ich ein Datenblatt eines Bosch-Zündsteuergerätes für den Motorsport gleicher Bauart wie unsere, aber mit 8,5 A deutlich später limitierend arbeitet, gefunden habe. Im Web werden die Teile mit 130 bis 150 Euro angeboten.
Bis vor kurzem waren wir ja der Meinung, dass die Steuergeräte "nur" Schalter sind, nach Sichtung von Bosch-Unterlagen, dass diese sich nach dem möglichen Strom in der Bestromung anpassen. Zweiteres ist soweit richtig, wenn die niederohmigen Spulen betrachtet werden. Hochohmige Spulen, diese fangen vermutlich ab 1,5 Ohm an, werden nach den mechanischen Gegebenheiten bestromt, d.h. das Sichtfenster der Hallgeberglocke bzw. der Geberscheibe bei einem Pickup an der LiMa fixiert die Bestromungszeit. Diese hochohmigen Spulen kommen in der möglichen Aufladezeit nicht in die Strombegrenzung des Steuergerätes hinein.

Kombination Spule und Zündsteuergerät
Warum hat BMW und andere Hersteller niederohmige Spulen eingesetzt, um dann aufwändig mit einer Strombegrenzung die ganze Sache im Griff zu behalten? Für eine Antwort, und diese muss nicht richtig sein, muss man sich mal den Strombedarf über die Drehzahl ansehen.

Die folgenden drei Spulen Bosch 2V, Dynatec und TEC MP08 als Beispiel für sehr unterschiedliche Spulen. Bosch niederohmig, Dynatec und Bosch mit recht hoher Induktivität und drei komplett unterschiedlichen Stromkurven.


Strom-Drehzahl-TEC-MP08_Dyna-DC2-1.jpg

Im Bereich von 1.000 bis 2.000 1/min benötigt trotz des kleinen Ohmwertes die Bosch-Spule den kleinsten Strom. Das wird durch die sehr kurze Bestromungszeit des Zündsteuergerätes erreicht. Erst im hohen Drehzahlbereich ab 5.000 1/min ändert sich das Bild. D.h. der LiMa, in in dem Bereich noch eine eingeschränkte Leistung hat, kommt diese Charakteristik der niederohmigen Zündspule und dem regulierenden Steuergerät sehr entgegen. Im oberen Bereich hat die LiMa mit dem wachsenden Strombedarf kein Problem. D.h aus meiner Sicht eine sehr intelligente Lösung.

Was könnte des weiteres für solch eine Kombination sprechen? Ich gehe von einem deutlich besseren Startverhalten solcher Spulen aus. Vermutlich wird auch das Abgasverhalten, d.h. bessere Verbrennung, dadurch beeinflusst. Ob ein verbesserter Verbrauch ebenfalls messbar ist, würde ich so nicht unterschreiben wollen.

Hans
 
Was könnte des weiteres für solch eine Kombination sprechen?

Aus meiner Sicht ist der Wirkungsgrad der niederohmigen Spulen höher.
Die Ladekurve ist ja fast ein Dreieckssignal, der Zuwachs an Energie im Magnetfeld auch gegen Ende der Aufladung hoch.

Wenn hochohmige Spulen voll geladen werden, dann kommt man in den sehr flachen Teil der Ladekurve. Da ist der Zuwachs an magnetischer Energie gering, die ohmschen Verluste aber hoch.
 
Aus meiner Sicht ist der Wirkungsgrad der niederohmigen Spulen höher.
Die Ladekurve ist ja fast ein Dreieckssignal, der Zuwachs an Energie im Magnetfeld auch gegen Ende der Aufladung hoch.

Wenn hochohmige Spulen voll geladen werden, dann kommt man in den sehr flachen Teil der Ladekurve. Da ist der Zuwachs an magnetischer Energie gering, die ohmschen Verluste aber hoch.

Topp, Danke!!

Hans
 
Ab hier mal ein Break, d.h. ein vorläufiges Ende der Messungen und ein Zwischenfazit.

Das Einarbeiten in die Materie hat mir doch nochmal ein anderes Bild bereitet, als ich immer im Kopf zu dem Thema hatte. Die Messungen zeigen, dass jede, wirklich jede Änderung der Bedingungen komplett andere Messwerte ergeben. Dagegen waren die Messungen an der LiMa fast ein Kinderspiel. Auch dem Fehlen öffentlich zugänglichen Dokumenten bzw. Datenblättern erschwert das nochmal.

Alles, was ich vermeintlich über Zündspulen wusste, muss ich in Frage stellen. Interessant auch die vielen Kommentaren zu hoch bzw.niedrig ohmigen Spulen sind oftmals fragwürdig (vielleicht auch meiner hier ...). Wenn man aber die beiden Spulenarten mit den heute üblichen Zündsteuergeräten im Zusammenhang sieht, gibt sich doch ein interessantes Bild. Und ich glaube zu verstehen, warum BMW (und viele andere Hersteller auch) genau die Kombination aus Steuergerät und Zündspule ausgesucht hat. Auch unter dem Gesichtspunkt der verbauten Lichtmaschine kann man einen Zusammenhang erkennen.

Spulen: Hier muss müssen die Ohmwerte, aber auch die Induktivität in mH der primären Wicklung (wenn möglich auch die sekundären Wicklung) beachtet werden. Aus beiden Parametern kann ein Rückschluss auf die mögliche Zündenergie in mJ geschlossen werden. Der Ohmwert ist ein Indiz für die Ladezeit der Spule, die Induktivität für den Aufbau und damit Höhe der anzugebenden Energie bzw. Brenndauer des Zündfunken nach der Zündung.

Zündsteuergeräte:
Die auf dem Markt bestehenden Zündsteuergeräte für Hallgeberzündungen scheinen alle nach dem gleich Muster zu arbeiten. Einen Unterschied, damit meine ich nicht für Kickstarter oder ohne Kickstarter geeignet, haben die Modelle wohl schon: Bei welchem Wert kappen die Zündsteuergeräte den Strom ab. Darauf gekommen bin ich durch Zufall in meinen Unterlagen, als ich ein Datenblatt eines Bosch-Zündsteuergerätes für den Motorsport gleicher Bauart wie unsere, aber mit 8,5 A deutlich später limitierend arbeitet, gefunden habe. Im Web werden die Teile mit 130 bis 150 Euro angeboten.
Bis vor kurzem waren wir ja der Meinung, dass die Steuergeräte "nur" Schalter sind, nach Sichtung von Bosch-Unterlagen, dass diese sich nach dem möglichen Strom in der Bestromung anpassen. Zweiteres ist soweit richtig, wenn die niederohmigen Spulen betrachtet werden. Hochohmige Spulen, diese fangen vermutlich ab 1,5 Ohm an, werden nach den mechanischen Gegebenheiten bestromt, d.h. das Sichtfenster der Hallgeberglocke bzw. der Geberscheibe bei einem Pickup an der LiMa fixiert die Bestromungszeit. Diese hochohmigen Spulen kommen in der möglichen Aufladezeit nicht in die Strombegrenzung des Steuergerätes hinein.

Kombination Spule und Zündsteuergerät
Warum hat BMW und andere Hersteller niederohmige Spulen eingesetzt, um dann aufwändig mit einer Strombegrenzung die ganze Sache im Griff zu behalten? Für eine Antwort, und diese muss nicht richtig sein, muss man sich mal den Strombedarf über die Drehzahl ansehen.

Die folgenden drei Spulen Bosch 2V, Dynatec und TEC MP08 als Beispiel für sehr unterschiedliche Spulen. Bosch niederohmig, Dynatec und Bosch mit recht hoher Induktivität und drei komplett unterschiedlichen Stromkurven.


Anhang anzeigen 347143

Im Bereich von 1.000 bis 2.000 1/min benötigt trotz des kleinen Ohmwertes die Bosch-Spule den kleinsten Strom. Das wird durch die sehr kurze Bestromungszeit des Zündsteuergerätes erreicht. Erst im hohen Drehzahlbereich ab 5.000 1/min ändert sich das Bild. D.h. der LiMa, in in dem Bereich noch eine eingeschränkte Leistung hat, kommt diese Charakteristik der niederohmigen Zündspule und dem regulierenden Steuergerät sehr entgegen. Im oberen Bereich hat die LiMa mit dem wachsenden Strombedarf kein Problem. D.h aus meiner Sicht eine sehr intelligente Lösung.

Was könnte des weiteres für solch eine Kombination sprechen? Ich gehe von einem deutlich besseren Startverhalten solcher Spulen aus. Vermutlich wird auch das Abgasverhalten, d.h. bessere Verbrennung, dadurch beeinflusst. Ob ein verbesserter Verbrauch ebenfalls messbar ist, würde ich so nicht unterschreiben wollen.

Hans

Hallo, Hans,
die Frage ist, ob die niedrigen Stromwerte bei niedrigen Drehzahlen auch für die Verbrennung optimal sind oder ob da "gewaltsam" die Zündenergie beschnitten wurde, um die mangelhafte Ladebilanz in diesem Drehzahlbereich nicht noch weiter zu verschlechtern.
Und gerade hier zeigen meine Erfahrungen, dass die Vergaserabstimmung und Verbrennung in diesem Bereich besonders heikel sind.
Bin mal gespannt, was du mit der Ignitech, optimierter Bestromung und angepassten Zündspulen herausfindest.

Gruß
Helmut
 
Hallo, Hans,
die Frage ist, ob die niedrigen Stromwerte bei niedrigen Drehzahlen auch für die Verbrennung optimal sind oder ob da "gewaltsam" die Zündenergie beschnitten wurde, um die mangelhafte Ladebilanz in diesem Drehzahlbereich nicht noch weiter zu verschlechtern.
Und gerade hier zeigen meine Erfahrungen, dass die Vergaserabstimmung und Verbrennung in diesem Bereich besonders heikel sind.
Bin mal gespannt, was du mit der Ignitech, optimierter Bestromung und angepassten Zündspulen herausfindest.

Gruß
Helmut

Da die Spule ja ihrer Bestimmung nach bis zur Strombegrenzung aufgeladen wird und nicht unnötig lange bestromt wird und ggf. sich durch Wärme der Effekt der Aufladung umdreht, finde ich das schon recht gut gemacht. Anbei noch das mJ-Diagramm der obigen Spulen. Hier sieht man sehr schön, dass eine lange Bestromung nicht unbedingt Vorteilhaft ist.

mJ-Spule_Bosch-2V_TEC-MP08_Dyna.jpg

Hans
 
Hallo, Hans,
die Frage ist, ob die niedrigen Stromwerte bei niedrigen Drehzahlen auch für die Verbrennung optimal sind oder ob da "gewaltsam" die Zündenergie beschnitten wurde, um die mangelhafte Ladebilanz in diesem Drehzahlbereich nicht noch weiter zu verschlechtern.
Und gerade hier zeigen meine Erfahrungen, dass die Vergaserabstimmung und Verbrennung in diesem Bereich besonders heikel sind.
Bin mal gespannt, was du mit der Ignitech, optimierter Bestromung und angepassten Zündspulen herausfindest.

Gruß
Helmut

Hi,
ich versuche es mal anders darzustellen:

oben: Bosch-2V-Zündspule
unten: TEC-MP08
jeweils links: Gesamtbestromungszeit mit Begrenzung oder durch Spule begrenzt
jeweils rechts: Ladekurve Zeit
Messung jeweils bei 2.000 1/min

Bosch-TECMP08_2000.jpg

Bosch:
  • Bestromungszeit 5,2 ms
  • Aufladezeit bis Begrenzung durch Steuergerät 3,2 ms
  • max. Strom bei 7,28 A
  • durchschnittlicher Strombedarf über die Zeit (AVG): 1,1 A
  • gerechnete Energie 99 mJ
  • normale Brenndauer

TEC-MP08:
  • Bestromungszeit 17,9 ms
  • Aufladezeit bis Begrenzung durch Spulenparameter 6,0 ms
  • max. Strom bei 2,72 A
  • durchschnittlicher Strombedarf über die Zeit (AVG): 2,2 A
  • gerechnete Energie 18 mJ
  • kurze Brenndauer

D.h die Energie ist eher gering, der Strombedarf eher hoch -> der in die Spule geflossene Strom wird wohl größtenteils in Wärme umgesetzt.


Das gleiche könnte man nun mit den Dyna oder SH machen, dort sieht die gespeicherte auf jeden Fall im unteren Bereich besser aus als bei der Bosch, aber auch der Strombedarf ist deutlich höher. Auch hier wird Strom in Wärme umgewandelt. Und wir kommen wieder an die Frage, wie viel mJ wird bei einer Zündung benötigt. Das die MP08 eher sehr schwachbrünstig ist, bekam ich in Einzelgesprächen schon bestätigt, d.h. sehr schlechtes Starten der Maschine.

Hans
 
Moin,

Das die MP08 eher sehr schwachbrünstig ist, bekam ich in Einzelgesprächen schon bestätigt, d.h. sehr schlechtes Starten der Maschine.
Gut, daß die Kampfkuh das nicht gelesen hat. Sonst würde sie vermutlich nicht mehr unabhängig von Temperatur und Wetter spätestens beim dritten Kick anspringen. (1170cm, Ignitech DZ, S01 mit 70mm Geberscheibe, Iridium-Kerzen)

Und wie in der Vergangenheit schon an verschiedenen Stellen angemerkt:
Die MP08 braucht - wie alle magnetisch offenen Stabspulen - einen Halter (äußerer Ringschluß) aus Trafoblechen o.ö um vernünftig zu funktionieren.

Grüße,
Jörg.
 
Also, ich fahr ja die MP10,
aber nur mit einem "normalen" Blechwinkel als Halter.
Und die Ignitech mit S01 und auto Bestromung.
Seit 13000 km mit Einzel- und seit 2000 km mit Doppelzündung.
Und es zündet immer :D
Bei 5l / 100 km ist das zwar kein Magermotor, aber richtig fett ist das ja auch nicht.

Gruss Holger

P.S. ich schliesse daraus, dass die erforderliche Zündenergie recht gering sein muss. Aber haben ist besser als brauchen.
 
Moin,


Gut, daß die Kampfkuh das nicht gelesen hat. Sonst würde sie vermutlich nicht mehr unabhängig von Temperatur und Wetter spätestens beim dritten Kick anspringen. (1170cm, Ignitech DZ, S01 mit 70mm Geberscheibe, Iridium-Kerzen)

Und wie in der Vergangenheit schon an verschiedenen Stellen angemerkt:
Die MP08 braucht - wie alle magnetisch offenen Stabspulen - einen Halter (äußerer Ringschluß) aus Trafoblechen o.ö um vernünftig zu funktionieren.

Grüße,
Jörg.

Kann ich ja nachholen (zwei Schrauben mit einem Stück Eisen sollte ausreichen, oder?)

Hans
 
Moin,

sollte zumindest besser tun als ganz offen oder Alu- bzw. Kunststoffhalter, aber mit Blick auf Wirbelstromverluste
weit weg von optimal. Optimal: Blechpaket, z.B. alten Traforingkern schlachten o.ä.

Grüße,
Jörg.
 
Thema von hier: forum.2-ventiler.de/threads/zuendsteuergeraet-altersschwach.117740/post-1468560

Von Peter (Redbird) bekam ich den Delinquenten in Form eines defekten Zündsteuergerätes zugesandt, besten Dank dafür.

Zuerst mein Standardgerödel angeschlossen und die Kurven mit den bestehenden verglichen. Passt. Als nächstes dann das defekte Telefunkenteil angeschlossen. Auf den ersten Blick sah alles so aus, wie man er vermutet. Schon etwas gefrustet, vielleicht kann man auf dem Prüfstand doch nicht alles abbilden, begab ich mich auf die Suche. Schnell wurde ich fündig, denn neben einem sehr heißen Zündsteuergerät stach dann doch ein Parameter (ich messe insgesamt 7 Parameter) ins Auge: Die Schaltzeit vor Auslösung der Zündung war im Verhältnis zum "guten" Steuergerät sehr hoch. Alle 6 anderen Werte waren auf normalem Niveau.
Während man am guten Telefunken zwischen 1.000 und 8.000 1/min Werte zwischen 12,2 und 3,6 ms hat, kam Peters Teil auf 35,0 bis 4,3 ms, was eine Verdreifachung bis Verdoppelung entspricht. Meiner Meinung nach ist die automatischen Anpassung der Zündspule in dem Teil defekt.

Vergleich der Kurven OK (oben) nicht OK (unten). Zwischen den Pfeilen kann man die viel zu lange Haltezeit unter Spannung der Spule sehen:


VGL-Telefunken-OK-NOK_b.jpg


Welchen Effekt hat das dann? Es geht, man ganz banal beschrieben, zu Lasten des Akkus, d.h. vor allem beim Starten und hochlaufen des Motors nimmt die Spule durch die lange Zeit sehr viel Strom auf. Ist nun der Akku etwas schwach, kann es dazu kommen, dass die Spannung so weit absinkt, dass die Zündung aussteigt.

Als nächstes habe ich die Stromaufnahme über den gesamten Drehzahlbereich aufgenommen - das sind die Messungen, mit denen normalerweise der Strombedarf der Spulen ermittelt wird.
Die untere Kurve ist der "Normalfall", die obere die des defekten Steuergerätes. Damit sollte auch klar sein, warum das Steuergerät (und vermutlich ebenfalls die Spule) als Heizkörper fungieren.


Strom-Telefunken-Defekt.jpg


Die nächste Frage wäre dann, wir kann man das mit Hausmitteln erkennen? Lässt sich der Motor nicht starten, ist das nicht ermittelbar - ausser dem Tausch des Steuergerätes zum Test. Läuft der Motor, gibt es zwei Methoden: Einmal mittels Wärmemessung per Hand am Zündsteuergerät und un der Zündspule (dazu muss man aber an die Teile kommen und benötigt etwas Erfahrung bezüglich der Wärmemenge) oder mit einer Stromzange am Pluskabel zum Hauptkabelbaum. Dazu wird eine Stromzange benötigt und Strom-Referenzwerte - beides sicherlich Sachen, die man nicht unterwegs dabei hat.

Hans
 
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