Hallo,
nach einem Jahr BT 45 mein Fazit zu diesem Reifen auf gut schwäbisch: De nemme nimmee!! (Den nehme ich nicht mehr!!).
Das soll nicht verallgemeinernd sein; viele mit anderen Maschinen sind ja sehr zufrieden. Zu meiner Vollschwingen-Kuh paßt der Bridgestone aber offensichtlich gar nicht. Letztes Jahr hatte ich hier auf Seite 3 erste Erfahrungen berichtet. Damals beim ersten Yspertal-Treffen aufgetretene Probleme mit Lenkerschlagen hatte ich zunächst nicht dem BT 45 zugerechnet.
Inzwischen steht jedoch einwandfrei fest, daß er der Übeltäter ist. Kürzlich gab es hier im Forum eine Frage zum Lenkerschlagen ("Shimmy"). Dadurch angeregt, habe ich unmittelbar nach dem Losfahren einen "Shimmy-Test" gemacht mittels Wackeln am Lenker und wurde durch heftiges Lenkerschlagen überrascht. Überrascht deshalb, weil ich der Maschine diese Unart schon seit vielen Jahren ausgetrieben hatte.
Wer meine Hartgummikuh noch nicht kennt: Es ist keine biedere R 60/2 mit 30 PS mehr; vielmehr hat sie einen etwas getunten 800er-Motor mit ca. 195 km/h Spitze und ein aufgebessertes Fahrwerk in bestem Zustand. Die möglichen Fahrleistungen und Schräglagen werden ausgenutzt und lassen sich problemlos beherrschen. Der Lenkungsdämpfer ist schon lange abgebaut, weil nicht mehr nötig. Bisher mit Metzeler ME 77 bereift.
Umso kurioser war dieses plötzliche Wiederauftreten von Shimmy, zumal mit dem hochgelobten BT 45. Wenige hundert Meter nach dem obigen Test war dann keinerlei Schlagen der Vordergabel mehr zu provozieren, egal wie. Anscheinend mußte sich der Reifen etwas aufwärmen; dann war das Phänomen weg.
Nun stand die Fahrt zum 2. Yspertal-Treffen an. Die ersten 200 km mit vollen Packtaschen verliefen problemlos, dann auf einem nassen Straßenabschnitt urplötzlich gewaltiges Lenkerschlagen! Weiterfahrt war kaum möglich. Nach furchtbarem Geeiere wurde zum Glück die Straße bald wieder trocken - kaum noch Wackeln zu spüren! Das Problem nahm aber kontinuierlich zu, eindeutig parallel zum Reifenverschleiß. Schließlich war die Maschine auch ohne Gepäck auf trockenem Asphalt nahezu unfahrbar; ich bin mit Ach und Weh gerade noch nachhause gekommen.
Mit einem neuen Heidenau K 36 auf dem Vorderrad ist der Spuk schlagartig und restlos verschwunden. Zu prüfen ist, wie dieser sich mit zunehmendem Verschleiß verhalten wird. Der BT 45 war etwa halb heruntergefahren. Einige haben ihn sich beim Treffen angesehen und meinten, auf ihren Maschinen wäre er in diesem Zustand noch für längere Zeit gut, kein Grund zum Wechseln.
Andere Ursachen schließe ich definitiv aus. Das Fahrwerk ist in Bestzustand. Beim gestrigen Reifenwechsel nochmals Lenkungs-, Schwingen- und Radlagerung geprüft, alles bestens! Das Rad ohne Schlag und Unwucht (noch mit dem BT 45). Was den Reifen für die Vorderschwinge ungeeignet macht - Spekulation

. Vielleicht die zick-zack-förmige Mittelrille in Verbindung mit entstehenden Sägezähnen.
Die Haftung des Bridgestone ist hervorragend, nutzt mir aber nichts, wenn die Fahreigenschaften tückisch werden. Für die auf Seite 3 beschriebenen Probleme muß ich im Nachhinein doch den BT 45 verantwortlich machen. Und das ist der Punkt, an dem die Sache gemeingefährlich wird. Zum einen begünstigt der Reifen bei fortschreitendem Verschleiß das Shimmy-Phänomen bei nasser Straße und/oder in kaltem Zustand, zum anderen kann in Extremsituationen solches aber bereits im Fast-Neuzustand auftreten! Zur Erinnerung: Im vergangenen Jahr kam es zum Lenkerschlagen bei Stadttempo auf klatschnasser Straße und außerdem bei starkem Herunterbremsen aus ca. 120 km/h auf lediglich feuchter Straße. Das ist m.E. mordsgefährlich, weil man an so etwas bei neuem Reifen nicht denkt, zumal beim guten Ruf des BT 45, der nicht zuletzt auf seiner Naßhaftung beruht.
Zusammenfassend ist das erst einmal mein letzter Ausflug in die Moderne der mongolischen Reifentechnologie gewesen.
Grüßle, Fritz.
