Prüfstandsmessungen: Generatoren für 2-Ventiler

Hallo,

so wie von Stefan im Beitrag #296 dargestellt, handelt es sich bei dem Bauteil um einen Entstörkondensator im Bypass. Hierfür sprechen zum einen die Beschriftung (0,47 µF / 100 V) und zum anderen die Querschnitte der Anschlüsse, die zu den im Schaltbild genannten 4 mm² passen.

Zum Ausbau möchte ich keine Aussage machen. Allerdings ist die Fehlerwahrscheinlichkeit gering. Solange die Anschlüsse fest sind, wird da nichts passieren. Und Selbige haben ja schon einige Jahrzehnte gehalten.
 
...Das Teil ist nur drin wg. Funkentstörung, die keiner mehr braucht.
Also weg damit. ...

Ja denkst Du denn nicht an die armen Autofahrer, die an der Ampel neben Dir stehen und dann vielleicht doch eine leichtes Knistern im Radio hören?

Und dann denken die eventuell noch: "Diese olle BMW!" :D
 
Ja denkst Du denn nicht an die armen Autofahrer, die an der Ampel neben Dir stehen und dann vielleicht doch eine leichtes Knistern im Radio hören?

Und dann denken die eventuell noch: "Diese olle BMW!" :D


Ne, ne, dafür gibt es ja die Entstörwiderstände, wer will auch im Doppelpack in der Kerze und zusätzlich im Steckergehäuse. Ob der oben angesprochen Kondensator vielleicht die Elektronen negativ beeinflusst und die Zündung quer schiesst?

Hans, nicht ganz ernst gemeint
 
Der Kondensator sollte vor allem "Lichtmaschinengeräusche" unterdrücken. Die waren im Lautsprecher und auf dem ausgesendeten Signal als drehzahlabhängiges "Jaulen" zu hören.

Nicht vergessen: Zu den Zeiten (1970er, frühe 1980er), als diese "Vollentstörungs-Kits" verbaut wurden, war der Begriff "EMV" gerade erst geprägt worden. Aktive Spannungsregelungen in Funkgeräten (die ja auch in einem gewissen Maß Störungen ausfiltern) kamen gerade erst auf.

Und gerade bei Motorrädern waren die Funknutzer fast nur BOS. Deren Frequenzen lagen damals unter 100 MHz, das Störspektrum der Zündung war also noch recht ausgeprägt. Heutiger Mobilfunk (GSM, LTE etc.) liegen in der Frequenz viel höher und werden daher auch weniger beeinträchtigt.
 
Hallo Stefan,
da das Teil auf der Gleichspannungsseite eingebaut war/ist, was filtert das Ding denn raus? Die Restwelligkeit der Gleichrichtungs?

Hans
 
(...) was filtert das Ding denn raus? Die Restwelligkeit der Gleichrichtung?
Genau so. Eine dreiphasige Gleichrichterbrücke ergibt zwar schon "von Haus aus" recht wenig Restwelligkeit und die Batterie klemmt die Spannung zusätzlich. Das hätte aber entsprechend "wellige" Ausgleichsströme zwischen Gleichrichter (B+) und Batterie erzeugt, die man in dem Kontext "Funk" gern vermieden hätte. Daher die Filterung direkt am Ausgang des Gleichrichters.
 
Hallo,

nachdem ich mich immer so geärgert habe über die Lebensdauer der Diodenplatte, habe ich als Elektronikanfänger mir einfach eine selbst gebaut.
diodenplatte1.jpg SNV32744a.jpg

Oben kommt noch ein kleiner Kühlkörper darauf. Läuft seit Jahren ohne Beanstandung in einem Motorrad.

Gruß
Walter
 
... da das Teil auf der Gleichspannungsseite eingebaut war/ist, was filtert das Ding denn raus? Die Restwelligkeit der Gleichrichtungs?

Hallo,

absolut sicher bin ich mir da nicht, aber Störgeräusche entstehen auf jeden Fall duch die leichte Funkenbildung an den Schleifringen der Lima. Und da der Läufer ja auch vom System versorgt wird, trägt dieser besprochene Kondensator auch hier zur Störunterdrückung bei.
Darf aber gerne diskutiert und korrigiert werden.

Kurze Erläuterung: ein Kondensator wird um so niederohmiger, je höher die Frequenz des Signals ist. Der Fachausdruck ist die Impedanz (damit ich mir keine Schimpfe von den Fachleuten einfange ;)).
Also je höher die Frequenz ist, je geringer ist die Impedanz des Kondensators. D.h., dieser Entstörkondensator unterdrückt besonders die hohen Frequenzen, er schließt sie quasi kurz. Und somit können die dann den Radioempfang weniger stören.

Die Entstörung eines PKWs oder Motorrades kann eine umfangreiche Aufgabe sein. Manchmal mit etwas "try and error".
 
Hallo Stefan,
da das Teil auf der Gleichspannungsseite eingebaut war/ist, was filtert das Ding denn raus? Die Restwelligkeit der Gleichrichtungs?
Genau so. Eine dreiphasige Gleichrichterbrücke ergibt zwar schon "von Haus aus" recht wenig Restwelligkeit und die Batterie klemmt die Spannung zusätzlich. Das hätte aber entsprechend "wellige" Ausgleichsströme zwischen Gleichrichter (B+) und Batterie erzeugt, die man in dem Kontext "Funk" gern vermieden hätte. Daher die Filterung direkt am Ausgang des Gleichrichters.

Mit lediglich 0,47 µF (=0,47 x 10[sup]-6[/sup]F), wie weiter vorne zu lesen, soll das funktionieren? Rechnen wir mal nach und nehmen wir der Einfachkeit halber eine maximale Motordrehzahl von 7200/min an. Die Welligkeit am Ausgang des Drehstrom-Brückengleichrichters hat dabei eine Frequenz von 720 Hz. Der Scheinwiderstand eines Kondensators von 0,47 µF beträgt bei dieser Frequenz: Z = 1/(2ᴨfC) = 470 Ω!

Ich nehme an, dass dieser in Parallelschaltung zu einem Bleiakku mit einem Innenwiderstand von 0,011 Ω (Kung Long WP 18/12) nicht ins Gewicht fällt.

Nicht nur deswegen, sondern vorwiegend wegen der zusätzlichen Übergangswiderstände zweier Steckverbindungen empfehle auch ich: Raus damit!

Beste Grüße, Uwe
 
Mit lediglich 0,47 µF (=0,47 x 10[SUP]-6[/SUP]F), wie weiter vorne zu lesen, soll das funktionieren? Rechnen wir mal nach und nehmen wir der Einfachkeit halber eine maximale Motordrehzahl von 7200/min an. Die Welligkeit am Ausgang des Drehstrom-Brückengleichrichters hat dabei eine Frequenz von 720 Hz. Der Scheinwiderstand eines Kondensators von 0,47 µF beträgt bei dieser Frequenz: Z = 1/(2ᴨfC) = 470 Ω!

Ich nehme an, dass dieser in Parallelschaltung zu einem Bleiakku mit einem Innenwiderstand von 0,011 Ω (Kung Long WP 18/12) nicht ins Gewicht fällt.

Nicht nur deswegen, sondern vorwiegend wegen der zusätzlichen Übergangswiderstände zweier Steckverbindungen empfehle auch ich: Raus damit!

Beste Grüße, Uwe


Nur das der Kondensator in Reihe, nicht parallel angeschlossen ist.

Hans
 
Hallo,

absolut sicher bin ich mir da nicht, aber Störgeräusche entstehen auf jeden Fall duch die leichte Funkenbildung an den Schleifringen der Lima. Und da der Läufer ja auch vom System versorgt wird, trägt dieser besprochene Kondensator auch hier zur Störunterdrückung bei.
Darf aber gerne diskutiert und korrigiert werden.

Kurze Erläuterung: ein Kondensator wird um so niederohmiger, je höher die Frequenz des Signals ist. Der Fachausdruck ist die Impedanz (damit ich mir keine Schimpfe von den Fachleuten einfange ;)).
Also je höher die Frequenz ist, je geringer ist die Impedanz des Kondensators. D.h., dieser Entstörkondensator unterdrückt besonders die hohen Frequenzen, er schließt sie quasi kurz. Und somit können die dann den Radioempfang weniger stören.

Die Entstörung eines PKWs oder Motorrades kann eine umfangreiche Aufgabe sein. Manchmal mit etwas "try and error".


Aber müsste dann nicht der Kondensator an anderer Stelle angeschlossen sein?

Hans
 
Mit lediglich 0,47 µF (=0,47 x 10[SUP]-6[/SUP]F), wie weiter vorne zu lesen, soll das funktionieren? Rechnen wir mal nach und nehmen wir der Einfachkeit halber eine maximale Motordrehzahl von 7200/min an. Die Welligkeit am Ausgang des Drehstrom-Brückengleichrichters hat dabei eine Frequenz von 720 Hz. Der Scheinwiderstand eines Kondensators von 0,47 µF beträgt bei dieser Frequenz: Z = 1/(2ᴨfC) = 470 Ω!

Ich nehme an, dass dieser in Parallelschaltung zu einem Bleiakku mit einem Innenwiderstand von 0,011 Ω (Kung Long WP 18/12) nicht ins Gewicht fällt.

Nicht nur deswegen, sondern vorwiegend wegen der zusätzlichen Übergangswiderstände zweier Steckverbindungen empfehle auch ich: Raus damit!

Hallo Uwe,

sehe das genau so wie Du. Der Kondensator dient nicht zur Glättung der Welligkeit der Versorgungsspannung, die sich aufgrund der Gleichrichtung ergibt.

Wie Deine Berechnung nachweist, ist der Kondensator nicht für diesen Frequenzbereich ausgelegt. Im deutlich höheren Frequenzbereich der damaligen Funkgeräte wirkt er jedoch und filtert die Störsignale aus der Bordspannung raus, die ja wiederum auch das Funkgerät des Behördenmotorrads versorgt hat.

Die Anschlüsse des Kondensators sind allerdings nicht gesteckt, sondern sehr massiv verschraubt. Aber wie gesagt, zum Ausbau ... .
 
Aber müsste dann nicht der Kondensator an anderer Stelle angeschlossen sein?

Hallo Hans,

eventuell sorgt der Kondensator dafür, dass keine hochfrequenten Störsignale über das Netzteil in das Funkgerät eindringen.

Dies ist lediglich eine Vermutung von mir. Ich denke, dass hier im Forum Leute unterwegs sind, die sich da besser auskennen.
 
Die Welligkeit bringt der Kondensator nicht weg. Man kann an der Stelle mit dem C etwas die Überspannung vom Trägerstau-Effekt reduzieren. Also EMV…

vg Michael
 
Mit lediglich 0,47 µF (=0,47 x 10[SUP]-6[/SUP]F), wie weiter vorne zu lesen, soll das funktionieren? Rechnen wir mal nach und nehmen wir der Einfachkeit halber eine maximale Motordrehzahl von 7200/min an. Die Welligkeit am Ausgang des Drehstrom-Brückengleichrichters hat dabei eine Frequenz von 720 Hz. Der Scheinwiderstand eines Kondensators von 0,47 µF beträgt bei dieser Frequenz: Z = 1/(2ᴨfC) = 470 Ω!

Ich nehme an, dass dieser in Parallelschaltung zu einem Bleiakku mit einem Innenwiderstand von 0,011 Ω (Kung Long WP 18/12) nicht ins Gewicht fällt.

Nicht nur deswegen, sondern vorwiegend wegen der zusätzlichen Übergangswiderstände zweier Steckverbindungen empfehle auch ich: Raus damit!

Beste Grüße, Uwe


Noch was: Die Brückengleichrichtung bringt nicht 6 Impulse pro Umdrehung, sondern 36 (6 Nord und 6 Südpole mit drei Spulen), d.h bei 7.200 1/min müssten die Frequenz bei 7.200 x 36 / 60 = 4,32 kHz liegen.

Hans
 
Noch was: Die Brückengleichrichtung bringt nicht 6 Impulse pro Umdrehung, sondern 36 (6 Nord und 6 Südpole mit drei Spulen), d.h bei 7.200 1/min müssten die Frequenz bei 7.200 x 36 / 60 = 4,32 kHz liegen.

Hallo Hans,

dass der Generator 6-polig ist, hatte ich beim Nachvollziehen der Berechnung von Uwe übersehen. Danke für den Hinweis!

Allerdings ist auch diese Frequenzänderung unerheblich für diesen Entstörungsfall, wie von Uwe schon belegt (78,4 Ohm).

Interessant wird es ab 1 MHz, dann bertägt die Impedanz des Kondensators nur noch 0,34 Ohm, bei 100 MHz sind es dann nur noch 3,4 Milliohm. Da spielt dann auch noch der ohmsche Widerstand der Anschlüsse des Kondensators in die Impedanz mit rein.

Wir sind dann bei 100 MHz mitten im UKW-Rundfunk, die Trägerfrequenz der früheren Polizeifunkgeräte müsste ich erst raussuchen.

Und dort soll eben dieser Kondensator wirken.

In den Funken an Kollektoren und Schleifringen "verstecken" sich Anteile mit sehr hohen Frequenzen, die wiederum den Funkverkehr und den Radioempfang stören und eben durch solche Kondensatoren unterdrückt werden sollen.
 
Hallo Hans,

dass der Generator 6-polig ist, hatte ich beim Nachvollziehen der Berechnung von Uwe übersehen. Danke für den Hinweis!

Allerdings ist auch diese Frequenzänderung unerheblich für diesen Entstörungsfall, wie von Uwe schon belegt (78,4 Ohm).

Interessant wird es ab 1 MHz, dann bertägt die Impedanz des Kondensators nur noch 0,34 Ohm, bei 100 MHz sind es dann nur noch 3,4 Milliohm. Da spielt dann auch noch der ohmsche Widerstand der Anschlüsse des Kondensators in die Impedanz mit rein.

Wir sind dann bei 100 MHz mitten im UKW-Rundfunk, die Trägerfrequenz der früheren Polizeifunkgeräte müsste ich erst raussuchen.

Und dort soll eben dieser Kondensator wirken.

In den Funken an Kollektoren und Schleifringen "verstecken" sich Anteile mit sehr hohen Frequenzen, die wiederum den Funkverkehr und den Radioempfang stören und eben durch solche Kondensatoren unterdrückt werden sollen.


Kann ich ja gut nachvollziehen, nur warum wird der Kondensator im B+ und nicht im D+ Kreis geführt? Denn die Funkenstörungen der Kohlen müssten doch eigentlich dort direkt eliminiert werden. Aber da fehlt mir wirklich das EMV-Wissen.

Hans
 
Kann ich ja gut nachvollziehen, nur warum wird der Kondensator im B+ und nicht im D+ Kreis geführt? Denn die Funkenstörungen der Kohlen müssten doch eigentlich dort direkt eliminiert werden.

Hallo Hans,

dieser Kondensator kann die Funkenbildung an den Schleifringen nicht verhindern.
Man kann diesen Fall nicht mit dem Kondensator am Kontakt der Unterbrecherzündung vergleichen. Die Funktionsweise ist verschieden.

Ich bin da auch kein Fachmann, vermute aber, dass speziell dieser Entstörkondensator verhindert, dass hochfrequente Signalanteile in die Spannungsversorgung des Funkgerätes gelangen.

Vielleicht weiß Uwe (dl6dx) da Näheres. Sein Nick hört sich doch so an, als wäre er Amateurfunker.
 
Hallo,

ist die Entstörung nicht ein Problem von gestern? Nach meinen Informationen müßen in der EU alle PKWs seit 2023 mit einem Digitalradio ausgestattet werden. Wird dort der Empfang auch gestört?

Gruß
Walter

Man muss hier zwei Dinge trennen.

Das eine ist das Senden von Störfrequenzen aus der Hochspannungsseite der Zündung, die anderen in der Nähe z. B. den Radioempfang stören. Die Dämpfung ist nach wie vor gefordert.

Das andere ist die Unterdrückung von Störungen im Bordnetz, die die alten Funkgeräte an Bord nicht mochten. Zu der Kategorie gehört das genannte Bauteil ebenso wie die Abschirmkästen um die Zündspulen uvm.
 
Ein Glättungskondensator an D+ wäre sicher der Investigation wert. Wegen des recht hohen Erregerstroms sollte er allerdings ein Elko von mindestens 5 mF sein, dem zur Entstörung einer wie der oben vorgestellte parallel zu schalten wäre. Hätte ich einen Prüfstand, täte ich das testen...:pfeif:

Beste Grüße, Uwe
 
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